Destination Check: So war der ForgeRock Identity Live Summit in Berlin

London, Paris, Singapur, Sydney, Texas – und jetzt auch Berlin: Es geht hier nicht um den Tourplan der Nachfolgerin von Lady Gaga. Vielmehr geht es um Visionen: Die internationale Digitalkonferenz Identitiy Live Summit von ForgeRock, dem Plattformanbieter für digitales Identitätsmanagement, bietet jährlich neue Einblicke zum Thema Customer Identity und Access Management.

Vom 12. bis zum 13. Juni 2018 war eine internationale Speakerriege aus Führungskräften, Analysten, Vordenkern und Entwicklern in Berlin zu Gast und boten den gut 250 Besuchern ein spannendes und vielseitiges Programm. Das Thema Trust wird besonders in der Post-NSA-Ära immer wichtiger.

Erstmals wurde zudem am Folgetag nach den Speakerpanels auch ein sogenannter UnSummit abgehalten. Hier wurde der technische Aspekt deutlicher herausgearbeitet. Mit Hands-on-Demos und tiefergehende Workshops konnten sich Entwickler und Visionäre ein genaueres Bild machen. Wie arbeiten Firmen mit den Daten ihrer Kunden, wie kann man das Zusammenspiel mit den Devices verbessern und die Mitarbeiter einbinden? Wie sieht die Kundenidentität im Jahr 2018 aus? Auf welche Weise gewährleisten Entwickler und internationale Firmen Datensicherheit und wie werden vertrauensvolle Verhältnisse zwischen Kunde, Produkt und Firma aufgebaut?

Zu diesem Thema gab beispielsweise die BMW Group oder Steinberg Media Technologies spannende Ein- und Ausblicke zur digitalen Identität und wie diese in den kommenden 100 Jahren aussehen wird. Kurzgefasst: Es wird noch vernetzter und persönlicher. Ein weiteres Highlight stellte zudem der letzte Panel-Talk des Tages dar: Die Softwareentwicklerin Anna Rosling Rönnlund von der Gapminder Foundation stellte mit „Factfulness: Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist“ ihr aktuelles Werk und damit eines der meistdiskutierten Themenblöcke des Jahres 2018 vor. Das Autorenteam rund um Röslund hält dem gefühlten Wissen um die Welt und die Gesellschaft knallharte Fakten entgegen, und versuchen so, den seit Kellyanne Conways berüchtigten „alternative facts“ mit wissenschaftlichen Methoden entgegenzutreten.

 

Zu diesen Themen haben wir von den Netzpiloten uns mit Hermann Wimmer getroffen. Wimmer, der einstige Senior Vice President for International Business, wurde im Februar 2018 zum Chief Revenue Officer (CRO) bei ForgeRock ernannt und stand uns in Berlin in einer Panel-Pause gern Rede und Antwort.

Netzpiloten: Wofür steht der Digital Identity Summit? Wieso ist es wichtig, hier dabei zu sein?

Hermann Wimmer: Das Event steht dafür, dass digitales Identitätsmanagement eine neue Bedeutung für die Unternehmen bekommt. Vor Jahren war das Thema stark securitylastig, heute wird es immer mehr ein Businessthema.

Wie sind deutsche Unternehmen hier aufgestellt? Was hat sich seit der DSGVO-Diskussion verändert und wohin geht der Trend?

Wo immer man sich einloggt, braucht man eine digitale Identity – bei der Bank, bei Medienunternehmen, wenn man etwas kaufen will. Das eigene Profil soll hier erkannt werden, um zum Beispiel eine funktionierende Transaktion durchzuführen. Aber was geschieht genau mit meinen Daten? Ich denke, jeder Kunde versteht, wenn die Firma die Daten so verwendet, dass sie den Service verbessern können. Ich glaube, dass sich das Verständnis für den Wert der eigenen Daten und die Möglichkeit des politischen Missbrauchs sich demnächst ändern wird – auch durch die Diskussion um die DSGVO. Man müsste, und das sage ich schon seit vielen Jahren, alle Services auch gegen Geld anbieten. Keine Dienstleistung ist umsonst, wir alle zahlen mit unseren Daten. Das klingt wie eine Binsenweisheit, aber es war auch lange ein gut funktionierendes Geschäftsmodell.

Kommt diese Diskussion nicht eigentlich viel zu spät? Hätte sie nicht schon vor mindestens zehn Jahren stattfinden müssen?

Damals gab es das Bewusstsein noch nicht. Ich bin seit über 20 Jahren im Daten- und Analytics-Geschäft, damals haben sich die Leute nicht damit beschäftigt. Und irgendwann zwischendurch ist das Thema aus den Diskussionen verschwunden. Ich glaube, die Begeisterung für die angebotenen Services hat hier überwogen. Jedoch haben viele Menschen nicht realisiert, was mit ihren Daten passiert. Ich glaube außerdem, dass die meisten Firmen anständig mit den Daten umgehen, es gibt nur ein paar Ausreißer. Es ist eine verunglückte Diskussion, dass unser Privacy-Gesetz angeblich geschäftsverhindernd ist. Das sehe ich nicht so. Ich glaube, wir werden in dieser Sache mit der Zeit eher einen Wettbewerbsvorteil erringen als einen Nachteil. Firmen, die nicht vertrauensvoll genug mit den Daten umgehen, werden vom Markt verschwinden, auch wenn sich das heute noch niemand so recht vorstellen kann.

Manche Firmen scheinen sich derzeit in Sachen Datensicherheit und Trustful Relationship alles erlauben zu können. Sie meinen, das geht nicht ewig so weiter?

Irgendwann ist ein Punkt erreicht, an dem das Maß überläuft und man sich nicht ein X-tes Mal für den selben Fehler entschuldigen kann. Das ist im Privatleben so und ich denke, im Geschäftsleben sieht das genau so aus. Wir haben auf dem Summit auch viel über Consent gesprochen, was nichts anderes bedeutet, als die Zustimmung für Unternehmen, die eigenen Daten auch zu sammeln und weiterzuverkaufen. Das ist in Ordnung und das bringt auch den Service weiter. Doch oft kann der Kunde nur ein einziges seitenlanges Dokument absegnen und hat dann keine Macht mehr über seine Daten oder ob die Ergebnisse für politische Zwecke genutzt werden. Das wird und muss sich in den kommenden Jahren stark ändern.

Brauchen wir hier also mehr politische Regulierungen?

Die Politik hat mit der DSGVO schon viel getan. Zusätzlich denke ich, dass intelligentes Management von Firmen, die selber langfristig denken, selbst noch strengere Regeln definieren werden als der Staat und diese Regeln auch klar kommunizieren. Das Bewusstsein für den Wert der eigenen Daten kommt erst langsam in den Köpfen an, wie wir auch in Umfragen wie der vom Economist sehen. Wir wollen mittlerweile unseren privaten Lebensraum in der digitalen Welt ähnlich schützen wie wir ihn in der analogen Welt. Schliesslich gehen wir auch nicht mehr „ins Internet“, als wäre das ein eigener Raum, sondern das Netz ist längst ein Bestandteil unseres Alltagslebens.

Die drei Kernpunkte für die Zukunft der digitalen Identität sind also: Vertrauen, funktionierende Sicherheitsstandards und einfach genug Zeit?

So in etwa. Die Sicherheitsstandards für Transaktionen müssen zunächst einmal je nach Situation angepasst werden. Ob ich nun beispielsweise meinem Sohn von meinem eigenen Device aus etwas Taschengeld überweise oder ob ich in einem anderen Land einer fremden Person einen großen Betrag zukommen lasse, ist etwas Anderes. Hier unterscheiden sich frictionless und high security. Diese Punkte müssen in der nächsten Zeit verschmelzen und das entsprechende Trust-Level bei unseren Kunden aufbauen.


Über ForgeRock:

Immer mehr Firmen übernehmen das Plattform-Konzept von ForgeRock als eigene digitale Identitätsstrategie, um Kundenkontakte und Sicherheitsregulierungen wie die DSGVO im Blick zu behalten. Sie alle tragen zum Gelingen des Internet of Things bei. ForgeRock ist bei der Entwicklung der Customer Identity von Firmen wie Vodafone, GEICO, Toyota oder TomTom beteiligt. ForgeRock managed auch Verwaltungseinheiten in Norwegen, Kanada oder Belgien. Hier geht es zu den Vorträgen des Identity Live Summit

Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit ForgeRock


ist freischaffende Autorin und Redakteurin bei den Netzpiloten. Sie ist Historikerin, Anglistin, Kinonerd, Podcasterin und Hörspielsprecherin. Seit das erste Modem ins Elternhaus einzog, treibt sie sich in allen möglichen Ecken des Internets herum. Sie twittert als @keksmadam und bloggt bei Die Gretchenfrage. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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