Beam me up: Xgimi Halo+ und Samsung The Freestyle im Test

Die Tage werden kürzer und somit die Abende dunkler. Nun ist die Zeit für spannende und unterhaltsame Filmabende. Wer sich etwas großformatige Kinoatmosphäre zu einem akzeptablen Preis in die eigenen vier Wände holen möchte, kommt an Projektoren kaum vorbei. Ja richtig gelesen: Durch neue Player am Markt hat sich der Preisdruck erhöht. Mittlerweile sind die multifunktionalen “Beamer” nicht nur sehr kompakt und portabel, sondern auch richtig preiswert gegenüber vergleichbaren Smart-TVs. Ich habe den mobilen ‘Halo+’ vom chinesischen Hersteller Xgimi mit dem ‘The Freestyle’ vom Elektronik-Primus Samsung verglichen. Wer bietet das smartere Paket?

Die Form folgt der Funktion

Vorbei ist die Zeit, als die Multimedia-Beamer nur groß und klobig waren. Die Hersteller bewerben ihre Produkte als mobile Geräte mit smarten Funktionen. Sowohl Xgimi Halo+ als auch Samsung The Freestyle überzeugen durch einen gefälligen Formfaktor: Ersterer kommt mit Maßen von 11,3 x 14,5 x 17,1 Zentimeter daher und bringt 1,6 Kilogramm auf die Waage. Die lichtstarke LED-Linse befindet sich in der rechten oberen Ecke. Damit schafft das Gerät einen angenehmen Abstand zur Unterlage. Ein schmaler Klappfuß lässt den Winkel nur geringfügig vergrößern. Rechts und links im Gehäuse befinden sich die Harman/Kardon Lautsprecher. Aber dazu später mehr.

Der Samsung The Freestyle ist mit Maßen von 10,2 x 17,3 x 9,5 Zentimetern und einem Gewicht von 800 Gramm etwas kleiner und um die Hälfte leichter als das Mitbewerberprodukt. Der Kopf mit der LED-Linse ist schwenkbar und damit das Bild frei im Raum – und sogar an die Decke – konfigurierbar. Allerdings nur um eine Achse, eine Rotation des Bildes in sich ist nicht möglich. Zudem gab es im Test Probleme bei der Fixierung des Kopfes. Aufgrund des Schwerpunkts senkt sich die Linse bei Erwärmung des Geräts. Wie auch beim Xgimi Halo+ beträgt die maximale Bildschirmdiagonale 100 Zoll. Dieser Wert ist der Auflösung geschuldet, die FullHD (1920 x 1080 Pixel) beträgt. Der einzige Lautsprecher sitzt auf der Unterseite und strahlt entgegen der Projektorrichtung.

Samsung The Freestyle
Der Kopf des Samsung The Freestyle lässt sich schwenken. Image by Jonas Haller

Für den Kontakt zu Peripherie-Geräten steht bei beiden Produkten ein HDMI-Anschluss zur Verfügung – wobei Samsungs The Freestyle lediglich den Micro-Standard unterstützt. Ein Pluspunkt des Xgimi Halo+ ist der USB-Anschluss, über den eigene Fotos und Videos abspielbar sind. Außer einem Netzteil-Anschluss gibt es keine weiteren Eingänge an den Projektoren.

Smartes Betriebssystem und WLAN erlauben schnelles Streaming

Während für den Betrieb von Projektoren früher Notebooks und PCs notwendig waren, können die Geräte dank Rechenpower und Software autark Inhalte wiedergeben. Xgimi setzt bei seinen Produkten auf Android TV und damit auf eine große App-Datenbank. Neben den bekannten Streaming-Apps gibt es auch Spiele im Angebot. Mithilfe der mitgelieferten Bluetooth-Tastatur lässt sich entspannt im Menü navigieren. Allerdings ist die Performance verbesserungswürdig. Das liegt in jedem Fall nicht am integrierten WLAN-Modul, das im Dual-Band in den schnellsten Frequenzen (5 GHz) und Standards (ac) funkt. Dem steht die Ware aus Südkorea um Nichts nach.

Wie auch bei den SmartTVs setzt Samsung auf sein eigenes Betriebssystem Tizen. Auch hier hat sich ein beachtlicher App-Katalog entwickelt und für den geneigten Serienjunkie sind alle Streaming-Dienste verfügbar. Die Navigation ist aber auch alles andere als ruckelfrei. Apropos Navigation: Die kann neben der Infrarotfernbedienung auch unkompliziert per Sprachsteuerung erfolgen. Typisch für Android TV ist beim Xgimi Halo+ der Google Assistant integriert. Samsung hat dem unbeliebten Bixby-Assistent die verbreitete Amazon Alexa zur Seite gestellt. Die Software beider Geräte verrichten bei geschickter Integration mit dem Smart Home ihre Dienste super. Oder mit anderen Worten: Es ist Geschmackssache.

Wer seine eigenen Fotos und Videos vom Smartphone zeigen möchte, kann auf die kabellose Bildschirmübertragung per WLAN-Verbindung zurückgreifen. Beide Hersteller unterstützen Apple AirPlay und DLNA. Damit lassen sich Mobilgeräte problemlos und ohne unangenehme Latenz spiegeln. Wer Bluetooth-Lautsprecher nutzt, kann sie mit den Projektoren verbinden.

Xgimi Halo+ und Samsung The Freestyle Fernbedienung
Samsung spendiert Streaming-Shortcuts, während Xgimi Schnelleinstellungen bietet. Image by Jonas Haller

LED-Leuchten mit starker Helligkeit

Auch bei den mobilen Projektoren ist die LED-Technologie angekommen. Sowohl Xgimi Halo+ als auch Samsung The Freestyle bieten leuchtstarke Lichtquellen. Wobei das Produkt von Xgimi deutlich mehr Helligkeit liefert: 900 ANSI Lumen stehen etwa 300 ANSI Lumen beim Samsung Pendant gegenüber. Das macht sich besonders in hellen Räumen bemerkbar. Schnell kommt der Primus aus Südkorea an seine Grenzen, während der Xgimi Halo+ noch an Helligkeit zulegen kann. Bei Dunkelheit ist der Unterschied kaum auszumachen.

Die weiteren Bild-Spezifikationen ähneln sich stark. Beide Geräte unterstützen HDR10 und erzeugen damit eine farbintensive, kontrastreiche Projektion. Schon beim Starten der Geräte führen beide eine automatische Trapezkorrektur aus. Xgimi arbeitet mit einem Kalibrierungsbild und einer Kamera; Samsung mit entsprechenden Sensoren. Die Systeme haben dabei ihre Vor- und Nachteile: Während der Samsung The Freestyle in Sekunden die Ausrichtung anpasst, stellt der behäbige Xgimi Halo+ zuverlässig scharf. Da musste ich im Test beim Samsung-Beamer hin und wieder manuell feinjustieren.

Während vor einer Dekade die Lichtquellen von Projektoren nur eine geringe Lebensdauer aufwiesen, überzeugen die neuartigen LED-Leuchten mit Langlebigkeit: Der Samsung The Freestyle hält laut Hersteller im Eco-Modus bis zu 20.000 Stunden durch. Das entspricht bei einer täglichen Nutzungszeit von vier Stunden rund 13,5 Jahre. Etwas länger soll der Xgimi Halo+ nutzbar sein: Auf dem Datenblatt sind 25.000 Stunden Lebenszeit und damit 25 Prozent mehr vermerkt. Inwieweit diese Angabe stimmt, konnte ich natürlich nicht herausfinden.

Optik Xgimi Halo+
Die Linse des Xgimi Halo+ ist deutlich leistungsstärker als die des Samsung The Freestyle. Image by Jonas Haller

Guter Klang für mittelgroße Räume mit Abstrichen

Ebenso wichtig für das Heimkino-Erlebnis ist neben dem Bild auch der Klang. Beide Testgeräte besitzen einen (Samsung) oder mehrere (Xgimi) eingebaute 5-Watt-Lautsprecher. Eines vorweg: Sie ersetzen nicht das 5.1 Surround-System vor und neben der Couch, aber vor allem Xgimi weiß durch clever angeordnete Speaker zu überzeugen. Durch die Strahlrichtung nach vorn reflektiert die Projektionsfläche die Schallwellen zurück.

Das schicke und funktionale Design des Samsung The Freestyle findet beim Lautsprecher seine Grenzen. Er strahlt entgegen der Leuchtrichtung nach hinten. Verrichtet das Lifestyle-Gadget nun mit stumpfem Winkel seinen Dienst, verschluckt sich der Ton an sich selbst. Zwar sind Stimmen gut zu verstehen, allerdings wirkt der Klang sehr punktuell und ein Stereo-Erlebnis bleibt aus. Dieser Effekt verstärkt sich, wenn der Projektor nicht direkt vor den Zuschauenden steht. Nichts zu meckern gibt es in Sachen Lüfterlautstärke: Mit 30 Dezibel unter Volllast sind beide Geräte angenehm leise.

Samsung The Freestyle Lautsprecher
Der Lautsprecher des Samsung The Freestyle bietet nur Mono-Sound. Image by Jonas Haller

Akku oder Netzteil – das ist die Frage

Sowohl Xgimi als auch Samsung bewerben ihre Produkte als mobile Projektoren. Dafür sollten nicht nur kompakte Abmessungen, sondern auch die Unabhängigkeit von Steckdosen in den Fokus gerückt werden. Während Xgimi einen eigenen Lithium-Ionen in den Halo+ integriert, verweist Samsung jedoch auf den Betrieb per externer Powerbank. Ersterer kommt mit einer Kapazität von 60 Wattstunden daher und versorgte den Projektor im Test rund zwei Stunden mit Strom. Das ist gewiss nicht viel, reicht aber für die Familien-Diashow bei Oma und Opa problemlos aus.

Der Samsung The Freestyle besitzt keinen eigenen Akku, kann aber mit Powerbank per USB-C-Anschluss genutzt werden. Diese muss mindestens 60 Watt bei 20 Volt Spannung liefern. In der Theorie sind mit einer 10 Amperestunden starken Powerbank knapp vier Stunden Betrieb möglich. Das hängt natürlich auch von der Leistungsfähigkeit des mobilen Energiespenders ab.

Rückseite Xgimi Halo+
Zwar ist der Xgimi Halo+ klobig, allerdings bietet er einen integrierten Akku. Image by Jonas Haller

Fazit Xgimi Halo+ und Samsung The Freestyle: Kompakte Projektoren mit individuellen Vor- und Nachteilen

Eigentlich sollen Vergleichstests dabei helfen, gute Produkte von schlechten zu unterscheiden und entsprechende Abstufungen zu treffen. Doch beim Vergleich des Xgimi Halo+ und Samsung The Freestyle lässt sich für mich kein Sieger feststellen. Beide mobilen Projektoren bieten sowohl Vor- als auch Nachteile: Geht es um das Seh- und Hörerlebnis, Konnektivität und einen einfachen Akkubetrieb, ist der Xgimi Halo+ die erste Wahl. In Sachen Versatilität, Gewicht und automatischer Bildkorrektur hat der Samsung The Freestyle die Nase vorn.

Bleibt noch die Frage nach dem Preis: Überraschenderweise liegt der Straßenpreis des Samsung The Freestyle mit 570 Euro um mehr als 200 Euro niedriger als der des Xgimi Halo+. Die Gründe liegen auf der Hand. Zum einen ist die LED-Leuchte deutlich leistungsstärker und zum anderen gibt es einen Lithium-Akku inklusive. Für alle, die den Projektor tagsüber und unterwegs nutzen wollen, sind die Mehrkosten des Xgimi Halo+ gut angelegt. Wer lieber abends Überkopf und mit Kopfhörern sehen mag, kann sparen und zum Samsung The Freestyle greifen.


Image by Jonas Haller

arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität Chemnitz und erforscht unter anderem 3D-Druckverfahren. Die technische Vorschädigung tut dem Interesse zum mobilen Zeitgeschehen und der Liebe zur Sprache jedoch keinen Abbruch – im Gegenteil. Durch die Techsite HTC Inside ist er zum Bloggen gekommen. Zwischendurch war er auch für das Android Magazin aktiv. Privat schreibt er auf jonas-haller.de über die Dinge, die das Leben bunter machen. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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