Roboter in der Medizin – Zukunft wird Realität

Was ist euer erster Gedanke, wenn ihr an Roboter in der Medizin denkt? Vermutlich sind eure Gedanken eher negativ. Aus der Science Fiction denken wir dabei sehr schnell an Szenarien, wo Roboter den Menschen ersetzen und die Medizin völlig unpersönlich ist. Die negativen Gedanken sind aber meist ziemlich unbegründet. Roboter können in der Medizin auf verschiedene Art helfen und sorgen dafür, dass medizinisches Personal sogar mehr Zeit hat, sich mit dem einzelnen Patienten auseinander zu setzen.

Wir zeigen euch Bereiche, in denen Roboter bereits eingesetzt werden oder in Zukunft eine wichtige Rolle spielen werden. Außerdem liefern wir euch auch einige Argumente, warum man vor dem technischen Fortschritt keine Angst haben muss.  

Roboter in der Diagnose

Die Diagnose von Krankheiten geschieht nicht immer auf dem ersten Blick. Oft werden durch Fragen nach und nach Möglichkeiten ausgeschlossen, um die Erkrankung immer weiter einzugrenzen. Diese Fragen können bald schon Roboter übernehmen.

Ein Schritt in die Richtung ist beispielsweise PETRA. Bei PETRA handelt es sich um eine sprechende Büste, die von der der schwedischen Landesgesellschaft von Merck zusammen mit dem Unternehmen Furhat Robotics entwickelt wird. Sie soll in der Vorsorge eingesetzt werden, um Schilddrüsenerkrankungen zu erkennen. Dabei stellt sie gezielt Fragen und wertet diese am Ende aus, um eine Risikoeinschätzung zu treffen.

Auch wenn Diagnose-Roboter erst am Anfang ihrer Entwicklung stehen und vorerst nur sehr spezifische Anwendungsfelder füllen werden, gibt es bereits viel Künstliche Intelligenz in der Medizin. Bereits in unserem Artikel über Künstliche Intelligenz beschrieben wir den Einsatz von KI, die etwa aus Hautbildern auf mögliche Tumore schließt. Auch im Kampf gegen Corona wären wir ohne Künstliche Intelligenz nie so schnell voran gekommen.  

Auch wenn es zunächst unpersönlicher wirkt, ein Diagnosegespräch mit einem Roboter zu führen, kann es zugleich auch Vorteile haben. Es kann mitunter einfacher sein, manche Sachen einem „Ding“ zu beantworten, als einer Person Details zu erzählen, die einem selbst unangenehm sind. 

Roboter im OP

Im Operationssaal sind die Roboter bereits schon länger angekommen. Allerdings führen diese (noch) nicht selbstständig Operationen durch. Stattdessen gibt es Roboter-Arme, die vom Chirurgen gesteuert werden. Das hat gleich mehrere Vorteile.

Die Roboterarme übertragen die Bewegung zitterfrei und in einer zuvor nicht möglichen Präzision. Die Bewegungen werden gegebenenfalls in viel geringerem Maßstab ausgeführt, sodass eine größere Handbewegung des Chirurgen vom vom Roboterarm in präzise Mikrobewegungen übersetzt werden. Zusammen mit einer VR-Brille hat der Arzt zudem auch einen viel immersiveren Blick auf das Geschehen, als mit dem bloßen Auge oder einem Kamerabild auf klassischem Bildschirm.

Mittels Virtual Reality oder Augmented Reality kann das Echtbild sogar auch mit Daten aus Scans abgeglichen werden, um noch präzisere Schnitte vornehmen zu können. Außerdem gibt es die Möglichkeit leicht strahlende Tracer in den Körper zu spritzen, oder Mikrokameras einzuführen, die neue Perspektiven ermöglichen.

Am Ende läuft der Roboter im OP auf mehr Präzision und mehr Möglichkeiten für die Chirurgen hinaus. Ehemals größere Eingriffe sind nun deutlich sicherer und kleiner. Der Chirurg muss dabei nicht einmal zwingend im OP-Saal sein, sondern könnte auch aus einem anderen Krankenhaus heraus operieren.

An selbstständigen Robotern im OP wird aber auch bereits geforscht. Der Smart Tissue Autonomous Robot führte beispielsweise bereits eigenständig Darmoperationen bei Schweinen durch. Forscher berichten dabei von signifikant besseren Ergebnissen als menschliche Ärzte.

Roboter in der Reha

Wer schonmal länger im Krankenhaus ans Bett gekettet war, weiß vielleicht, wie schnell sich Muskeln zurückbilden. Längst wird bei einem Knochenbruch auch nicht mehr so lange ein Gips getragen, sondern eine zügige Mobilisierung durch Physiotherapie in die Wege geleitet, um möglichst schnell eine normale Beweglichkeit zurück in das Gelenk zu bringen. Aber nicht nur Muskelschwund ist eine Gefahr bei langer Bettlägerigkeit, sondern auch die Bildung von Blutgerinseln.

Dass Krankenhäuser unter Personalmangel leiden ist nichts neues und Corona hat die Situation sogar noch deutlich verstärkt. Zum einen gibt es immer mehr Kündigungen in Medizin und Pflege, zum anderen sind Behandlungen während der Wellen mit deutlich mehr Aufwand verbunden – das abgestellte Personal für die Corona-Patienten an sich noch nicht mal einberechnet.

Der Reha-Roter Robert ist in der Lage Arme und Beine gezielt zu bewegen und dabei genau darauf zu achten, möglichst schonend vorzugehen. Selbst unter normalen Umständen wäre es nicht möglich, einem einzelnen Patienten so viel Zeit zukommen zu lassen wie ein Roboter, der viel häufiger und länger die Extremitäten mobilisieren kann. Patienten bekommen somit also viel schneller wieder zu einer hohen Mobilität und das zuständige Personal hat mehr Zeit, die Behandlung individuell anzupassen, auch wenn die Umsetzung dann weitgehend von der Maschine kommt.

Robert ist damit ein gutes Beispiel für Roboter in der Medizin, die den Fachkräften mehr Zeit geben, auf die Patienten einzugehen, weil ihnen die wiederholbaren Aufgaben abgenommen werden. Für den Patienten also ein Zugewinn, wenn er sich auf die Behandlung durch einen Roboter einlässt.

Roboter in der Pflege

Auch in der Pflege herrscht akuter Personal-Notstand. Auch hier liegt Hoffnung in Robotern. Im Gegensatz zu anderen Robotern in der Medizin, ist in der Pflege aber auch eine starke soziale Komponenten mit dabei. 

Natürlich gibt es auch in der Pflege Roboter, die unterstützend helfen können. Etwa beim Stützen von Patienten, die beim Anziehen helfen könnten oder in der Reinigung. Aber auch da ist der soziale Kontakt wichtig. Pfleger sind für viele Pflegebedürftige wichtige Vertrauenspersonen. Und diese Rolle sollen vermehrt auch Roboter einnehmen.

Dabei fällt der Kontakt zu Pflegern nicht gleich weg. Diese werden auch weiterhin benötigt. Aber die Roboter können Zeit schaffen und haben vor allem selbst mehr Zeit. Sie können sich viel länger mit den Bewohnern eines Pflegeheims beschäftigen, etwa Spiele anbieten oder sie körperlich wie geistig ständig fordern und damit länger fit halten.

Mittels künstlicher Intelligenz können sie sich nicht nur an die Bedürfnisse von Patienten anpassen, sondern auch mögliche Probleme wahrnehmen, um die sich Pfleger dann viel gezielter kümmern können. Mit der Entlastung könnte zudem die Pflege als Berufszweig wieder attraktiver werden. Aktuell versprechen Pflegeberufe nämlich vor allem einen Burnout bei schlechter Bezahlung.  

Fazit: Roboter in der Medizin sind wichtig

Die Einsatzbereiche von Robotern in der Medizin sind vielfältig. Von der Diagnose, über Operationen bis hin zur Reha, gibt es zahlreiche Einsatzmöglichkeiten für Roboter. Sie arbeiten sogar schon in der Praxis oder stehen kurz davor an Krankenhäusern genutzt zu werden.

Auf der einen Seite entlasten die Medizinroboter das medizinische Personal. Sie übernehmen meist einfachere oder langwierigere Aufgaben und geben dem Personal mehr Zeit, auf Patienten einzugehen. Gerade in Zeiten, wo der Mangel an medizinischen Fachkräften immer deutlicher wird, ist der Ausblick auf Unterstützung ein Segen.

Im Fall von Operationen helfen sie den Ärzten aber auch direkt in der Ausübung, indem sie Eingriffe viel kleiner und sicherer machen. Kleinere Eingriffe sorgen aber nicht nur für mehr Sicherheit, sondern sorgen für eine viel schnellere Erholung. Die Menschen müssen weniger lange im Krankenhaus verbringen, sind schneller im Leben zurück und benötigen weniger Reha-Maßnahmen. Am Ende profitiert die Medizin also in allen Bereichen. Krankheiten werden schneller erkannt, können besser behandelt werden und die Reha wird entlastet.

Dabei stehen wir erst am Anfang dieser neuen Methoden. Die Entwicklung künstlicher Intelligenz schreitet immer weiter voran. Sie dringt in Dimensionen, wo sie tatsächlich nicht nur Spielerei ist, sondern in immer mehr praktischen Anwendungen einen deutlichen Nutzen bringt. Unsere Medizin ist in einem Umbruch und wird sich in den kommenden Jahren deutlich wandeln – auch dank der Roboter.  


Image by nadia_snopek via Adobe Stock

Das Internet ist sein Zuhause, die Gaming-Welt sein Wohnzimmer. Der Multifunktions-Nerd machte eine Ausbildung zum Programmierer, schreibt nun aber lieber Artikel als Code.


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