Lohnt sich Crusader Kings 3: Royal Court?

Crusader Kings 3: Royal Court ist der erste große DLC für das beliebte Strategiespiel von Paradox Interactive. Im Mittelpunkt steht dabei der namensgebende königliche Hof. Die Erweiterung verspricht deutlich mehr Interaktion mit dem eigenen Hof durch einen Thronsaal, der sich ein bisschen von den sonstigen Textboxen und Statistiken abhebt. Doch lohnt sich Crusader Kings 3: Royal Court allein dafür? 

Was am Hauptspiel so fasziniert, erklärt euch Moritz übrigens in einem anderen Artikel. In diesem Test geht es vor allem darum, welchen Mehrwert die Erweiterung Royal Court fürs Spiel bietet.

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Ein neuer Anfang ist nötig

Wegen dem neuen Hauptfeature des Spiels, lohnt sich Crusader Kings 3: Royal Court vor allem für einen neuen Spielstand. Genau genommen macht sowohl der DLC, als auch das kostenlose Update in seinem Fahrwasser, alte Spielstände unbrauchbar. Wer also noch einen Spielstand abschließen möchte, sollte das automatische Updaten bis dahin abschalten.

Für mich hieß es nach einer längeren Crusader Kings-Abstinenz rein ins Vergnügen und einen neuen Herrscher auswählen. Nachdem ich als Ire bereits die Engländer von ihrer Insel geprügelt habe, wählte ich diesmal Alfred von Wessex. Nicht nur habe ich zu ihm eine Verbindung durch die Serie Vikings – die bereits feudale Gesellschaft verspricht auch eher eine Nutzung des Thronsaals.

Lasst euch übrigens nicht von der „Schwer“-Einstufung des Charakter-Starts täuschen. Alfred ist jung, hat sehr gute Werte und in den ersten Jahren stirbt in der Regel sein zunächst kinderloser Bruder, was Alfred das deutlich größere Reich Wessex erben lässt. Ab dem Moment kann man auch etwas die Ellenbogen gegen die Wikinger-Invasion ausfahren. Das ist tatsächlich ein bisschen geskriptet vom Spiel, um die Rückeroberung Englands näher an der Historie ausspielen zu können.

Trotzdem steht noch einiges an Arbeit an. Der Thronsaal ist erst verfügbar, wenn wir ein Königreich gegründet haben. Immerhin schaffte ich es noch zu Alfreds Lebzeiten, genug Grafschaften zu besitzen, um das Königreich England zu begründen. Dafür reichte es zum Glück, vor allem an den Reichen meiner angelsächsischen Nachbarn zu knabbern. Nun konnte König Alfred der Große endlich seinen Thron besteigen und sich gleich die ersten Sorgen und Nöte seiner Untertanen anhören.

König Alfred sitzt auf seinem Thron. Bei ihm sind seine Königin und ein Berater, der sich mit ihm unterhält.
Endlich geschafft. Trotz Wikinger-Bedrohung und Ärger mit anderen Fürsten, sitzt Alfred am Ende doch auf dem Thron Englands. Screenshot by Stefan Reismann

Des Königs neue Gemächer

Beim Thronsaal handelt es sich um einen liebevoll ausgestalteten Raum, in dem sich neben dem König auch seine Höflinge rumtreiben. Das ist für ein Crusader Kings-Spiel ein Novum. Normalerweise findet das Spielgeschehen auf der Karte, in Statistiken und Textboxen statt. Hier profitiert Crusader Kings 3: Royal Court davon, dass das Hauptspiel bereits erstmals 3D-Figuren an Stelle von gemalten Avataren nutzte. Vermutlich auch eine bewusste Entscheidung für eben solche Features.

Ganz verlässt der DLC aber nicht die Tradition von Statistiken und Textboxen. Halte ich Hof, kommen drei Bittsteller mit unterschiedlichen Anliegen zu mir. Hier gibt es wie bei anderen Ereignissen die gewohnten Textboxen mit mehreren Auswahlmöglichkeiten. Auch gibt es danach einen Timer, der mir erst nach fünf Jahren wieder erlaubt, Hof zu halten. Das sorgt dafür, dass es sich besser ins bestehende Gameplay einfügt, lässt den Hof aber doch wieder statischer wirken.

Zumindest gibt es gelegentlich auch außerhalb des aktiven Hofhaltens ein paar spontane Gäste oder Höflinge, deren Probleme wir am Hof lösen sollen. Hinzu kommen Handwerker und Abenteurer, die uns mit wertvollen Artefakten versorgen können, wenn wir ihre Unternehmungen finanzieren. Der Thronsaal ist zugleich nämlich auch Ausstellungsfläche für Gegenstände, die uns diverse Boni verschaffen. Einige Gegenstände lassen sich aber auch vom Charakter selbst ausrüsten. Das Inventar aus Crusader Kings 2 feiert also ebenfalls sein großes Comeback – übrigens auch ohne Royal Court.

Irgendwann wiederholt es sich

Außerdem kann der Hof über den Hofpracht-Wert in seiner Stufe auf- oder absteigen. Je nach Größe des Reiches gibt es einen Wert, der von uns erwartet wird. Aber jede Stufe schaltet unabhängig davon auch weitere Boni für uns frei. Erhöhen lässt sich der Wert durch Artefakte, durch Events, oder wie viel wir etwa für Kleidung oder Unterbringungen am Hof ausgeben. Damit ist der Hof auch eine weitere Möglichkeit sein, Erspartes zu investieren.

Schön ist, dass sich dabei gelegentlich auch die politische Situation wiederspiegelt. Es kann sein, dass ein Rivale euch zu einem Duell herausfordert oder ein Mitglied der Wiederstandsfraktion einen Deal anbietet, der euch unnötige Waffengewalt erspart.

Dennoch braucht es nur 100 bis 200 Jahre im Spiel, bis sich Ereignisse doch stark wiederholen. Ich habe irgendwann manche Bitten nur überflogen, weil mir klar war, was von mir erwartet wird. Hier ist die Erfahrung Out-of-the-Box von der Event-Vielfalt etwas ernüchternd. Allerdings hatte ich den Hof noch nicht mit verschiedensten Kulturen bespielt, die sich womöglich unterscheiden. Crusader Kings 3: Royal Court lohnt sich auf lange Sicht bestimmt auch für Mods. Wenn diese recht einfach neue Events hinzufügen können oder der Hof in neue Settings wie Game of Thrones eingebaut wird, steckt im DLC noch ein enormes Potential. Auch so würde ich nun ungern wieder ohne Crusader Kings 3: Royal Court spielen wollen.

Eine Situation am Hof. Ein Höfling hat das Stigma der Unzüchtigkeit und der König muss darauf reagieren.
Eine typische Situation am Hof. Ein Höfling hat das Stigma der Unzüchtigkeit und der König muss darauf reagieren. Screenshot by Stefan Reismann

Endlich Kultur aus dem Baukasten

Eine weitere große Neuerung in Crusader Kings 3: Royal Court ist auch das überarbeitete Kultur-System. Das funktioniert jetzt, ganz ähnlich der Religionen, als Baukasten. Jede Kultur setzt sich dabei aus einem Ethos und mehreren Traditionen zusammen. Der Ethos bestimmt die generelle Auslegung der Kultur. Davon gibt nur 7 zur Auswahl. Deutlich mehr Auswahl gibt es bei den Traditionen, von denen wir anfangs bis zu 5 Stück etablieren können, mit jedem Zeitalter zudem noch eine zusätzliche. Das Hinzufügen von Traditionen über eine Reform kostet allerdings Zeit und Prestige. Die Prestigekosten variieren dabei auch, je nachdem, wie gut die Tradition zur jeweiligen Kultur passt.

Neben der Reformation der Kultur gibt es auch die Möglichkeit, Hybridkulturen aus zwei bestehenden zu erschaffen. Sie etabliert sich als neue Kultur und setzt sich aus Versatzstücken seiner beiden Ursprünge zusammen. Es ist außerdem möglich, von der im eigenen Reich vorherrschenden Kultur eine neue Kultur abzuzweigen. Das lohnt sich vor allem, wenn man nicht das Kultur-Oberhaupt ist und die Aussicht darauf ebenso eher in der Ferne liegt. Über die neue Zweigkultur kann man als Oberhaupt dann nämlich selbst verfügen.

Crusader Kings 3: Royal Court lohnt sich daher auch für das neue Kultursystem. Zum einen mag ich den modularen Ansatz an sich, zum anderen fühle ich mich mit der Kultur meines Reiches nun stärker verbunden. Da ich die Kultur selbst mitgestalte, ist sie für mich mehr als nur eine Randnotiz. Als sich das Herzogtum Mercia kulturell abzweigte, tat es mir weh. Auch mag ich nicht so einfach meine Kultur wechseln, wenn ich viel Liebe und Prestige investiert habe. Ich kann sie jetzt ja auch an mein Spiel anpassen. Für meine angelsächsische Kultur habe ich wegen der Insellage eher Traditionen gewählt, die von Hafengebäuden profitieren.

Der Kulturbildschirm im Spiel als Baukasten, wo sich die Kultur aus mehreren Traditionen zusammensetzt.
Die Kultur funktioniert jetzt als Baukasten. Dabei stehen uns eine ganze Menge Traditionen zur Verfügung, um unsere Kultur zu reformieren. Screenshot by Stefan Reismann.

Fazit: Lohnt sich Crusader Kings 3: Royal Court?

Royal Court liefert in der langen Historie der Serie eine Erweiterung, wie es sie bislang noch nicht gab. Mit der ausmodellierten (wenn auch trotzdem etwas statischen) Kulisse, bringt euch der DLC erstmals eine Art visuellen Wert. Lohnt sich Crusader Kings 3: Royal Court für den Preis von rund 30 Euro? Dafür ist das Gebotene gegebenenfalls etwas zu flach. Das zieht sich aber gewissermaßen durchs ganze Spiel. Auch das Hauptspiel ließ überall Potential für mehr Tiefe erahnen, funktioniert dann aber in seiner Gesamtheit als bislang zugänglichstes Spiel der Reihe.

Und die Neuerungen machen schon Spaß. Der Hof zieht einen mehr ins Geschehen und macht den eigenen Herrscher und seinen Hof greifbarer. Zusammen mit dem neuen Inventar befriedigt das Spiel außerdem einen gewissen Sammeltrieb, auch wenn es dafür trotzdem bessere Spiele gibt. Auch das neue Kultursystem macht Freude und lässt einen mehr Verbundenheit mit der Kultur des eigenen Reiches verspüren.

Für alle die schon am Hauptspiel Spaß hatten, sich aber noch eine neue Ebene wünschten lohnt sich Crusader Kings 3: Royal Court auf jeden Fall. Auch fürs Mods bietet das namensgebende Feature ein starkes Fundament, um damit immersivere Mods zu erschaffen. Wer den Vorgänger bevorzugte, dem wird die erste große Erweiterung vermutlich auch jetzt noch nicht genug Mehrwert bieten. Wer an sich noch keinen Zugang zur Serie verspürte, dem wird es auch mit Royal Courts nicht plötzlich anders ergehen. Das Konzept des Spiels entfaltet in die richtige Richtung neue Möglichkeiten, ist aber noch nicht die große Revolution.

Etwas preiswerter ist die Crusader Kings 3: Royal Edition bei MMOGA (Provisionslink)


Image by Stefan Reismann

Das Internet ist sein Zuhause, die Gaming-Welt sein Wohnzimmer. Der Multifunktions-Nerd machte eine Ausbildung zum Programmierer, schreibt nun aber lieber Artikel als Code.


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