Lizenzfreie Musik für Twitch und YouTube Livestreams

Sie sind uns auf die Schliche gekommen. Wir sind ab jetzt alle Kriminelle auf der Flucht. Länder, die nicht nach Deutschland ausliefern, sind Bangladesch, Guatemala, der Iran, Kasachstan, Kuba und die Philippinen. Aber keins dieser Länder hat eine gute Internetverbindung. Wir Streamer und Content-Creator haben es nicht leicht. Hätte ich doch nur nicht diesen dummen Taylor Swift Song im Stream laufen lassen. Vielleicht besteht ja noch eine Chance auf Wiedergutmachung. Es ist immerhin erst mein erster „Strike“ auf Twitch. Aber wie kann ich jetzt lizenzfreie Musik für meinen Twitch oder YouTube Livestream finden?

Seit Mitte dieses Jahres, haben Musikproduzenten und Labels die Zügel angezogen und verteilen über Firmen, die speziell dafür Twitch und YouTube auslesen, Copyright Claims links und rechts. Selbst alte Clips sind betroffen und müssen gelöscht werden. Aber was ist die Lösung für dieses Problem? Einfach im Stillen streamen? So unterhaltsam bin ich dann leider doch nicht! Hier im Artikel stell ich euch eine Reihe an Möglichkeiten vor, mit denen ihr lizenzfreie Musik in eurem Livestream auf Twitch oder YouTube nutzen könnt, ohne Angst vor einem Copyright Claim haben zu müssen.

DMCA statt YMCA – Lizenzfreie Musik in eurem Livestream auf Twitch und YouTube

Das Thema „Digital Millenium Copyright Act“ kurz DMCA ist, wenn man sich rechtlich damit beschäftigt, unfassbar komplex. Ich versuche für euch mal die wichtigsten Fragen hier zu beantworten. Was hat sich geändert und warum dürfen wir jetzt plötzlich keine Musik mehr auf Twitch hören? Nichts hat sich geändert. Es war noch nie legal in einem Twitch- oder YouTube-Livestream Musik abzuspielen, für die jemand anders die Recht hält, bis jetzt hat es die Musikindustrie nur nicht wirklich interessiert. Bekommt Twitch auch einen DMCA? Nein. Twitch ist Copyright Act unter dem „Sicherer Hafen“ Prinzip geschützt. Dieses lässt Plattformen außen vor, solange diese ein System haben, welches die Möglichkeit gibt, DMCAs zu verschicken und vor Wiederholungstätern schützt, was Twitch durch ihre „drei Strikes und du bist raus“ Richtlinie macht.

Auf was ihr bei der Wahl eures Musikanbieters achten solltet

Lizenzfreie Musik ist nicht gleich kostenlose Musik. In so gut wie allen Fällen, abgesehen von klassischer Musik, hält jemand die Lizenz für ein Musikstück. Wenn wir über „lizenzfreie Musik“ reden, ist meistens gemeint, dass keine Copyrightclaims vom Besitzer gestellt werden. Wenn euch Musik-Streaming-Seiten oder Playlists, Musik für euren YouTube- oder Twitch-Livestream anbieten, heißt das nicht, dass ihr diese einfach so spielen könnt. In der Regel, wenn das Angebot komplett kostenlos ist, müsst ihr irgendwo auf eurer jeweiligen Seite bei einem Video den spezifischen Song nennen, oder im Falle eines Livestreams, die Website, über die ihr die Musik bezieht.

Meistens findet ihr eine genaue Formulierung, die ihr einfach kopieren könnt in den FAQs oder der Hilfe-Kategorie des Anbieters. So solltet ihr dann rechtlich absolut abgesichert sein. Dies gilt auch für manche Playlists. Hier einfach einmal zum Beispiel auf Spotify in die Beschreibungsbox schauen und dem Link folgen. Auch hier findet man in der Regel einfach einen kleinen Text zum Rauskopieren der irgendwo auf der Seite eures Livestreams oder eures Videos stehen soll. Die Devise ist Rauskopieren statt Raubkopieren.

Pretzel Rocks

Mit fast 500 Stunden Musik kann dich Pretzel Rocks eine ganze Weile mit Musik versorgen. Das Label nimmt unbekanntere Artists auf und bietet diese zum Streaming auf ihrer Seite an und das, mit wenigen Ausnahmen, komplett kostenlos. Wenn ihr doch das Premium-Abo abschließen möchtet, ist dieses für 15 Dollar möglich. Was die Musikgenre angeht, bietet Pretzel Rocks vor allem Musik in die Richtung Electro, EDM und Hip-Hop an. Es dauert vielleicht ein bisschen, bis ihr euch eure perfekte Streaming-Playlist zusammengestellt habt, da nicht jeder Song auf der Seite rockt, aber durch den extra für Streamer angepasste Feature wie Chatbots und Plugins, kann man Pretzel Rocks auf jeden Fall mal austesten.

Das Bild zeigt den Player von Pretzel Rocks für lizenzfreie Musik in eurem Youtube oder Twitch Livestream
Screenshot von Pretzel Rocks

Epidemic Sound

Wer auf YouTube Videos hochlädt, ist vielleicht schonmal mit Epidemic Sounds in Kontakt gekommen. Epidemic bietet eine große Bandbreite an qualitativ hochwertiger Musik und Soundeffekten und ist deswegen besonders beliebt bei Content Creatern auf Youtube. Das einfache Downloaden von Musik und Features wie Steam, was den Track in einzelne Spuren aufbricht, um z.B. die Vocals zu entfernen, machen die Seite perfekt zur Videoerstellung. Dafür ist Epidemic Sound auch in einer höheren Preislage angesiedelt mit 13 Euro im Monat oder 120 Euro pro Jahr. Wenn man sich für Epidemic entschieden hat, um seinen Twitch- oder YouTube-Livestream mit Hintergrundmusik zu versorgen, ist es ratsam am Black Friday und in der Weihnachtszeit auf der Seite nach Angeboten Ausschau zu halten. Oft wird das Jahresabo zu dieser Zeit stark reduziert.

Soundtrack by Twitch

Twitch selber hat mittlerweile einen eigenen Musikstreaming-Service ins Leben gerufen, um die Nutzer vor Copyright Verstößen zu schützen. Das Programm „Soundtrack by Twitch“ befindet sich aktuell noch in der Beta, aber steht schon zur Nutzung bereit. Man merkt der aktuellen Software den Beta-Status leider noch sehr  an, da sehr wichtige Features, wie das Erstellen einer eigenen Playlist oder gezielte Musiksuche fehlen. Trotzdem wirkt die Eigenproduktion sehr vielversprechen. Das Programm als Plugin in OBS oder StreamLabs zu installieren, ist sehr einfach und es ist praktisch, dass der aktuelle Song so direkt euren Zuschauen angezeigt wird. Die Musik auf der Plattform wirkt sehr hochwertig und viele verschiedenen Genres sind vertreten. Auch wenn die Musikbibliothek noch nicht massiv groß ist, sollte Soundtrack by Twitch sehr spannend in der Zukunft sein. Rechtlich ist es gerade noch im Unklaren, ob die Beta alle Anforderungen erfüllt, um die Musik lizenzfrei zu streamen.

Das Bild zeigt das Programm Soundtrack by Twitch für lizenzfreie Musik auf Youtube und Twitch
Screenshot von „Soundtrack by Twitch“

Monstercat

Monstercat arbeitet eng mit Twitch zusammen und ist meine persönliche Wahl, wenn es um Musik für meinen YouTube- oder Twitch-Livestream geht. Das Label bietet seine Gold-Mitgliedschaft schon für fünf Dollar im Monat und hat Tausende von Songs zur Auswahl. Spezialisiert ist Monstercat auf LoFi und EDM Musik aber, durch den erhöhten Zulauf expandieren sie immer schneller und erweitern ihre Musikbibliothek und Genres. Monstercat ist spielend leicht zu bedienen und erfordert keine weitreichende Einarbeitung. Gerade für Streamer unter euch, die gerade erst anfangen, ist Monstercat sehr zu empfehlen.

Playlists mit lizenzfreier Musik für euren Twitch- oder YouTube-Livestream

Ihr müsst natürlich nicht immer direkt ein Abo abschließen, um lizenzfreie Musik für euren Twitch- oder YouTube-Livestream zu hören. Einige Alltagshelden und gut gelaunte Unternehmen haben tatsächlich kostenlose Playlists für Streamer auf Spotify oder anderen Plattformen hochgeladen. Diese helfen deren Reichweite zu erhöhen und für euch ist das natürlich eine tolle Sache wenn ihr nicht bereit seid, jetzt schon monatlich Geld für die gerade startende Streaming-Karriere in die Hand zu nehmen. Hier ist jedoch Vorsicht geboten. Nur weil eine Playlist „lizenzfreie Musik für Twitch und YouTube“ heißt, muss das nicht genau dieses bedeuten. Wenn der Playlist-Ersteller nicht auch das Label oder der Künstler ist würde ich die Finger davon lassen.

NCS (NoCopyrightSounds)

Das Label NCS bietet viele lange Tracks, die ihr gut im Hintergrund spielen kannst. Ihre Playlisten findet ihr hauptsächlich auf Spotify, YouTube oder Soundcloud. Die Musik beinhaltet vor allem Genres aus der elektronischen Musik. Egal ob Dubstep oder LoFi, NCS hat eine passende Playlist dazu. Die Songs unter ihrem Label stehen komplett kostenlos zur Verfügung. Die einzige Auflage, die ihr erfüllen müsst, ist das ihr die Playlist irgendwo auf eurer Seite verlinkt. Die Musikauswahl von NCS ist riesengroß aber meiner Meinung leider auf ihrer Website etwas schlecht sortiert, weswegen man sich leider auf die Playlists verlassen muss.

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Harris Heller Streambeats

Der Streamer und YouTuber Harris Heller hat sehr früh die problematische Situation erkannt und deswegen mit dem Projekt Streambeats sein Geld in die Hand genommen, um kleiner Content-Creator zu unterstützen. Auf der Seite Fiverr hat er viele kleinere Künstler von seinem eigenen Geld beauftragt, Musik zu produzieren. Diese stellt er nun kostenlos auf Spotify und weiteren Streaminganbietern zur Verfügung. Seine eigene kleine Musikbibliothek wächst aktuell immer weiter und fokussiert sich hauptsächlich auf das LoFi Genre, welches perfekt ist, um es im Hintergrund eines entspannten Streams laufen zu lassen. Solltet ihr euch dafür entscheiden, die Streambeats-Playlisten zu nutzen müsst ihr das  nicht mal auf eurer Seite vermerken. Der Dienst ist komplett kostenlos.

Bass Rebels on Spotify

Das britische Musik Label Bass Rebels hat ebenfalls mehrere Playlisten auf Spotify zur Verfügung gestellt, um Streamern den Alltag zu erleichtern. Das Genre ihrer Wahl ist Trance und EDM. Hier solltet ihr etwas darauf achten, welche Playlist ihr abspielt, da nicht alle Songs die Bass Rebels veröffentlicht, lizenzfrei sind. Zwar müsst ihr einen kleinen Disclamer bzw. Credit in eurer Beschreibung einfügen, dieser ist aber sehr kurz und leicht in ihrer Spotifybeschreibung zu finden.

Wenn ihr absolut auf Nummer sicher gehen wollt, was die lizenzfreie Musik in eurem Livestream auf YouTube oder Twitch angeht, könnt ihr diese natürlich auch selber machen. Am besten schaut ihr mal in unseren Artikel zum Thema die besten DAW für Anfänger zum Musik produzieren.

 

Dieser Text ist Teil der Netzpiloten Creative Tech Season. In dieser widmen wir uns von Oktober bis Dezember den kreativen Möglichkeiten, die uns Technologien bieten und geben euch Inspiration, Anleitungen, Tipps und Tricks für eigene Projekte! Hier findet ihr mehr Informationen zur Creative Tech Season sowie alle darin enthaltenen Artikel.


Titelbild via stock.adobe.com von Parilov

 

Der bärtige Bayer aus Bayreuth schreibt und diskutiert gerne über alles was mit Medien zu tun hat. Nebenbei studiert er noch Medienwissenschaft und Medienpraxis, kocht gerne und spielt Gitarre.

 

„Top-Ebayer, gerne wieder. 4/5“ – zwergski251 über Max.
Mehr muss man nicht sagen, oder?


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