Interview mit Major Bueno zu der Tour Bueno

Mit der Tour Bueno widmen sich die beiden Game-Designer Benedikt Hummel und Marius Winter einer neue Herausforderung, bei der sie in 11 Städten, jeweils 48 Stunden lang, ein Spiel mit 11 anderen Game-Designern entwickeln. // von Lukas Menzel

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In sieben Wochen, neun Ländern und elf Städten möchte das Entwicklerduo Major Bueno es schaffen, in Zusammenarbeit mit elf anderen Game-Designer in jeweils 48 Stunden elf Videospiele entwickeln. Das zumindest ist das Ziel von der Tour Bueno, dem zweiten großen Projekt der Game-Designer Bededikt Hummel und Marius Winter. Doch nicht nur, dass ein solches Projekt äußerst gewagt ist, die Tour Bueno wird auch für Aussenstehende erlebbar, denn ARTE Creative begleitet diese filmerisch in elf Webdokumentationen. Passend zum Auftakt der Dokureihe haben wir Benedikt Hummel und Marius Winter interviewt und mit ihnen über ihr neues Projekt, die Herausforderung ein Spiel in nur 48 Stunden zu entwickeln und Game-Design an sich gesprochen.

Lukas Menzel: Bereits 2013 habt ihr mit eurem „One game a month“ Projekt auf euch aufmerksam gemacht. Nun habt ihr mit der Tour Bueno ein neues, herausforderndes Projekt am Laufen. Was treibt euch an, dieses durchzuziehen?

Benedikt Hummel und Marius Winter: Wir möchten damit die europäische Indie-Szene erkunden, die verschiedenen Facetten und Personen daraus kennenlernen und mehr über den Kreativprozess der Ideenfindung erfahren. In unserem „One Game a Month-Jahr“ haben wir unglaublich viel darüber gelernt, wie das bei uns funktioniert, nun möchten wir herausfinden, wie andere auf Inspiration und ihre Ideen kommen.

Lukas Menzel: Die Idee in 11 Städten gemeinsam mit elf anderen Game-Designer 11 Spiele in nur jeweils 48 Stunden zu entwickeln klingt ziemlich gewagt. Wie seid ihr auf diese verrückte Idee gekommen?

Benedikt Hummel und Marius Winter: Das letzte Spiel in unserem „One Game a Month-Jahr“ haben wir live in einer Bar auf dem Spielesalon in Kassel gemacht. Die Bar war währenddessen in Betrieb und so konnten alle Besucher an der Produktion des Spieles teilhaben. Als wir dann wieder zurück in unserem Büro waren, kam uns das unglaublich trist und langweilig vor und wir haben nach einem Weg gesucht, das zu ändern.

Lukas Menzel: Ihr wollt jeweils innerhalb von 48 Stunden ein komplettes Spiel entwickeln. Ist das überhaupt möglich?

Benedikt Hummel und Marius Winter: Das ist sehr gut möglich und wird auch in der Indiegames-Szene extrem oft so praktiziert. Wichtig ist hierbei nur, sich realistische Ziele zu setzen und bereit zu sein, immer wieder das Konzept zugunsten besserer Machbarkeit bei voranschreitender Zeit zu ändern.

Lukas Menzel: Neben der großen Herausforderung in so kurzer Zeit ein Videospiel zu entwickeln, reist ihr während der Tour Bueno auch durch insgesamt neun Länder und entwickelt eure Spiele mit elf anderen Game-Designern zusammen. Nach welche Kriterien habt ihr ausgewählt, wohin ihr reist und mit wem ihr die Spiele entwickeln wollt?

Benedikt Hummel und Marius Winter: Zu erst haben wir uns Indie-Entwickler herausgesucht, die möglichste alle Aspekte der Szene abdecken, um ein möglichst variationsreiches Spektrum zu schaffen. Dieses geht von Künstlern, die alleine arbeiten wie Sos Sosowski in Polen oder Dragica Kahlina in Zürich, kleineren Studios wie Broken Rules in Wien bis hin zum etablierten Studio Media Molecule, das aus circa 50 Personen besteht.

Ein wichtiger weiterer Aspekt war darüber hinaus dann auch der, die Stops auf eine Route unterzubringen, die wir in der Zeit auch abfahren können.

Lukas Menzel: Am Ende eurer Tour wollt ihr 11 Spiele programmiert und designt haben. Wie geht bei der Entwicklung eurer Games vor?

Benedikt Hummel und Marius Winter: Am ersten Tag treffen wir erst einmal die Entwickler und lassen uns von ihnen die Stadt zeigen. Wir haben sie gebeten, uns an die Orte zu führen, die für sie am wichtigsten und persönlichsten sind, die sie am meisten zu ihrer Arbeit inspirieren. An diesem ersten Tag und noch während des Stadtrundgangs findet dann auch schon das Brainstormen für das Spiel, das an den folgenden zwei Tagen hergestellt werden soll, statt.

Wenn dann die Idee gefunden ist, verteilen wir die Aufgaben bei der Produktion und setzen uns für die nächsten 48 Stunden zusammen, in denen dann die beim Brainstorming entstandene Idee umgesetzt wird.

Lukas Menzel: Was macht das Game-Design und das Entwickeln von Videospielen für euch so interessant?

Benedikt Hummel und Marius Winter: Es macht einfach super viel Spass, eigene Welten und Situationen zu erschaffen. Bei Spielen ist das für uns besonders erfüllend, weil hier die Welt auf die Eingabe des Spielers reagiert und sich noch lebendiger anfühlt und auf eine ganz neue Art mit dem Spieler kommuniziert. Hier können wir uns austoben und Wege erkunden, die noch frisch sind, da das Medium selbst noch recht neu ist und extrem viele Freiheiten bietet.

Lukas Menzel: Ihr habt schon einige Spiele entwickelt und spielt mit Sicherheit gerne auch mal das ein oder andere Spiel. Was muss für euch ein gutes Spiel haben?

Benedikt Hummel und Marius Winter: Ein Spiel kann auf sehr viele Arten faszinierend, lustig, spannend, ergreifend sein. Wenn im Spiel die Persönlichkeit des Autors herauskommt, kann das einen sehr berührenden Charme haben oder wenn ein Spiel einen in seine Welt zieht, dass allein dort zu sein, sich unglaublich gut anfühlt macht oft ein gutes Spiel aus. Bei Multiplayerspielen ist es oft am erfüllendsten, wenn sowohl zuschauen als auch mitspielen gleichermaßen Spass macht und wenn die Spieler, egal ob man gewinnt oder verliert, schon am dabeisein den meisten Spass haben.

So kann ein Spiel auf unterschiedlichste Weise seinen Charme entfalten und vor allem wenn dies auf eine Weise geschieht, die überraschend neu ist, bringt das oft einen besonderen Reiz mit sich.

Lukas Menzel: Bei eurem Projekt werdet ihr auch von einem Kamerateam begleitet, dass die gesamte Tour in 11 Web-Dokumentationen verfilmt. Freut es euch, dass ihr dadurch die Möglichkeit habt, viele Zuschauer an eurem Projekt teilhaben zu lassen?

Benedikt Hummel und Marius Winter: Natürlich ist uns an diesem Projekt wichtig, dass wir viele Menschen an unserem Abenteuer teilhaben lassen können und im besten Falle dazu bewegen, selbst anzufangen, Spiele zu entwickeln. Wir wollen den Menschen nahelegen, dass das so oft verwendete Argument, man habe zu wenig Zeit dafür nicht zählt. Auf Gamejams reichen schon 48 Stunden für ein kleines Spiel aus und jeder kann dort mitmachen, egal welche Skills man mitbringt.

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Majo Bueno in ihrem „Tourbus“.

Lukas Menzel: Wenn in fünf Wochen die Tour vorbei ist, was macht ihr dann? Plant ihr schon das nächste große Projekt?

Benedikt Hummel und Marius Winter:Da wir nach der Tour eine riesige Anzahl an kleinen Spielen entwickelt haben werden, drängt es uns erst einmal dazu, ein größeres Projekt anzugehen. Das haben wir bis jetzt so noch nicht getan und wollen deshalb unbedingt herausfinden, ob wir dem nach so viel Experimentieren mittlerweile gewachsen sind.

In unserem „One Game a Month-Jahr“ sind etliche Prototypen entstanden, von denen wir das ein oder andere sehr gern zu größer angelegten Spielen ausbauen möchten.

Lukas Menzel: Vielen Dank für das Interview

Die erste Folge der Dokumentation zu der Tour Bueno soll heute auf ARTE Creative erscheinen. Auf Twitter sowie TourBueno.com könnt ihr die siebewöchige Tour von Major Bueno live mitverfolgen.


Teaser & Image by Major Bueno


ist als Digital Native tagtäglich in den Weiten des Netzes unterwegs. Er berät als Teil der Becker-Banse Medien Unternehmen zu den Themen Social Media, Webdesign und Webvideo. Dazu leitet er das Online-Magazin Broadmark und ist auch auf Twitter zu finden. Bis März 2015 war er Teil der Netzpiloten-Redaktion. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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