Verflixte Verführung: Das HTC Desire 12 Plus präsentiert solide Mittelklasse mit spiegelglattem Look

Allmählich wird es unübersichtlich auf dem Smartphone-Markt. Schließlich gibt es immer mehr günstige Mittelklasse-Telefone. Dabei hatte der Hersteller HTC zuletzt das Nachsehen und konnte mit der Desire-Reihe lange nicht an frühere Erfolge anknüpfen. Im Mai 2018 kehrte er jedoch mit dem HTC Desire 12 Plus auf den Markt zurück. HTC will sich damit als Alternative beispielsweise zu den günstigen Galaxys von Samsung aufstellen. Zwar weisen Ausstattung und Preis des HTC Desire 12 Plus in die richtige Richtung. Doch wie macht sich das Gerät im Langzeittest?

Design und Ausstattung: Spieglein, Spieglein…

Bei HTC fährt man seit dem Modell U11 eine neue Strategie: Der Alu-Body war gestern, die Zukunft gehört spiegelglattes Acrylglas. Der Hersteller nennt die handschmeichelnde Oberfläche daher “Liquid Surface”. Und die kann sich mit dem Hochglanz-Look sehen lassen. Zumindest, bis man im Alltagstest die ersten Fingerabdrücke auf Display und Rückseite des Desire 12 Plus entdeckt. Das Mitführen eines Brillenputztuches ist deswegen Pflicht.

Das edle Gehäuse des HTC Desire 12 Plus misst 158,2 × 76,6 × 8,4 mm bei einem Gewicht von 157,5 g. Das Desire 12 Plus ist dabei jedoch nicht durchgängig vom Acryl umschlossen. Beispielsweise kann man eine Kante ausmachen, die dem vorderen und den hinteren Teil trennt.

Den Gesamteindruck stört das jedoch nicht. Die Kanten sind abgerundet, um dem Nutzer ein besseres Handling zu ermöglichen. Für einen guten Grip sorgt die Liquid-Surface-Oberfläche dabei allerdings nicht. Wer wie ich keine Schaufeln, sondern eher kleinere Hände sein Eigen nennt, muss sich vorsehen, dass einem das edle Gerät nicht aus der Hand rutscht.

Eine Bedienung der unteren Funktionsleiste mit nur einer Hand ist für mich fast unmöglich, stattdessen muss ich ständig umgreifen oder die andere Hand zur Hilfe nehmen. Immerhin: Die Fingerabdruck-Scanfunktion funktioniert problemlos und sehr zuverlässig auch mit einer Hand.

Das HTC Desire 12 Plus verzichtet auf einen physischen Homebutton und vergrößert dadurch die Displayanzeige. Sie wächst von 5,5 auf 6 Zoll. Leider leistet sich HTC trotzdem fast einen halben Zentimeter Displayrand, der das Gesamtbild und den edlen Eindruck dann doch etwas stört.

Am rechten Teil des Gehäuserahmens steht die Lautstärkewippe sowie der Power-Button hervor. Am unteren Gehäuserand befinden sich der Lautsprecher sowie die 3,5-mm-Kopfhörerbuchse. Der linke Rand wurde bis auf einen Slot für 2 SIM-Karten oder jeweils eine SIM-Karte und eine Micro-SD-Karte unberührt gelassen. In der Mitte des Rückseite wurde der Fingerabdruck-Scanner angebracht.

Display: Scharf, knackig und genau

Das Display des HTC Desire 12 Plus kommt im neuen 18:9-Format und HD+-Auflösung bei 1440 x 720 Bildpunkten. Für den Alltagsgebrauch reicht das absolut aus, auch wenn manchmal die Einstellungen einen Hauch verpixelt daherkommen.

Positiv und auch für müde Augen eine tolle Sache: Mit einem adaptiven Sensor und einem zusätzlichen Schieberegler kann man sowohl die Helligkeit als auch Farbtemperatur den eigenen Bedürfnissen und der jeweiligen Tageszeit anpassen. Das Display des HTC Desire 12 Plust besitzt eine gute Blickwinkelstabilität und bildet die gewünschten Darstellungen kontrastreich ab, sodass man das Smartphone auch problemlos im Freien nutzen kann. Bei allzu starker Sonneneinstrahlung hilft jedoch nur eine möglichst kräftige Displaybeleuchtung. Das Display reagiert zudem punktgenau und ohne Verzögerung.

Kamera: Mit der Zweiten sieht man besser

Bokeh oder normal: Die Dual-Kamera macht Spaß.

Die Dual-Kamera des HTC Desire 12 Plus hat was drauf. Denn mit einer Auflösung von bis zu 13,1 Megapixeln werden die Bilder ausreichend scharf und detailreich erfasst. Die zweite Linse sorgt mit 2 Megapixel außerdem für eine künstlerische Unschärfe, mit der der beliebte Bokeh-Effekt hergestellt wird. Hier sind die Ergebnisse größtenteils in Ordnung. Manchmal zickte die Scharfstellung im Bokeh-Modus auf den gewünschten Bereich ein wenig, doch das gut bestückte Menü der telefoneigenen Kamera-App erlaubte auch eine anständige Nacharbeitung der Schnappschüsse.

Einzig die vielen anderen Effektspielereien, wie beispielsweise der nachkolorierte Hintergrund in einer Spezialeinstellung, ist nicht dringend nötig und lässt die Farben allzu grell und unnatürlich wirken.

Doch ansonsten gibt es wenig zu meckern: Auch unter bescheidenen Lichtverhältnissen kann die Kamera recht realistische Ergebnisse liefern. Die Frontkamera kann sich auch sehen lassen: Mit immerhin 8 Megapixeln werden hier auch Selfieaufnahmen endlich brauchbar.

Software und Performance: Leistung, die sich lohnt?

Auf dem HTC Desire 12 Plus läuft die aktuelle Android-8-Version mit einem Achtkern-Prozessor von Qualcomm (Snapdragon 450), der jeden Befehl flüssig und ruckelfrei ausführt. Das Telefon verfügt außerdem über 3 Gigabyte Arbeitsspeicher und insgesamt 32 Gigabyte Speicherplatz, der sich, wie üblich, ganz einfach per microSD-Karte erweitern lässt. Ferner passen in das Gerät an den vorgesehenen Steckplätzen neben der Speicherkarte noch zwei Nano-SIM-Karten.

Der voreingestellte Blinkfeed, eine Art personalisierter Nachrichtenapp, stört dagegen schon eher, denn sie ist weder intuitiv noch individuell einstellbar oder gar zeitgemäß. Erst nach einiger umständlicher Sucherei kriege ich heraus, wie man diesen Service deaktiviert.

Dafür kann die Akkulaufzeit größtenteils zufriedenstellen: Mit einem Durchhaltevermögen von gut 10 bis 11 Stunden im Dauerbetrieb (Im Stand-By dürften es gut ein paar Tage werden) kann der 2965 mAh starke Akku den Alltagsnutzer problemlos über den Tag bringen. Leider hat HTC auf eine Schnellladefunktion verzichtet. Ähnlich wie beim Alcatel Idol 5 zieht sich der Ladezyklus mit knapp 3,5 Stunden deshalb in die Länge.

Test-Fazit für das HTC Desire 12 Plus

Mit dem Desire 12 Plus hat HTC ein durchaus zufriedenstellendes Mittelklasse-Telefon für derzeit rund 230 Euro auf den Markt gebracht. Sowohl die gut performende Dual-Kamera als auch die flüssige Rechenleistung sind für den Alltagsnutzer mehr als ausreichend. Ein paar Abzüge gibt es allerdings für das etwas umständliche Handling und für das fettfingeranfällige Gehäuse. Durch die solide Verarbeitung und den schicken Look kann HTC diese kleinen Mankos aber locker wieder ausgleichen. Vielleicht legt man bei HTC ab Werk demnächst aber trotzdem ein Putztuch bei.

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Images by Anne Jerratsch

ist freischaffende Autorin und Redakteurin bei den Netzpiloten. Sie ist Historikerin, Anglistin, Kinonerd, Podcasterin und Hörspielsprecherin. Seit das erste Modem ins Elternhaus einzog, treibt sie sich in allen möglichen Ecken des Internets herum. Sie twittert als @keksmadam und bloggt bei Die Gretchenfrage. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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