Fortnite Coaching – ein Erfahrungsbericht

Ein Fortnite Coaching – online erklärt einem ein erfahrener Spieler das Battle Royale und dessen Finessen. So soll einem geholfen werden, besser in dem Spiel zu werden und erfolgreicher zu spielen. Das Ganze kostet dabei nicht gerade wenig Geld und klingt erstmal wirklich seltsam. Doch das Phänomen, dass sogar Eltern ihren Kindern ein Coaching oder sogar Nachhilfe in Kombination mit Fortnite ermöglichen, ist gar nicht mal so neu. So haben schon andere Magazine wie der Tagesspiegel oder die GameStar darüber berichtet. Auch der E-Sport um das Erfolgsspiel ist längst angekommen, wie der Fortnite World Cup dieses Jahr eindrucksvoll demonstrierte. 

Mich hat die Möglichkeit eines Fortnite Coachings irgendwie gereizt. Auch wenn die meisten innerhalb meines Bekanntenkreises die Begeisterung für etwas Derartiges nicht teilen konnten. Ich fand die Idee eines Coachings in einem Game aber einfach spannend und da mein Motto in Hinblick auf alles Digitale lautet „Einfach mal ausprobieren, habe ich direkt bei einem der vielen Anbieter – GamerLegion – angefragt, ob man das Training denn mal ausprobieren könne. Kurze Zeit später war es schließlich so weit und nun kann ich über meine Fortnite Coaching Erfahrung berichten.

Ein individuelles Fortnite Coaching von Zuhause aus

Es ist Donnerstagabend, ich sitze in meinem Arbeitszimmer vor der PlayStation und warte auf eine Einladung von Fortnite-Coach Daniel (likandoo). Daniel ist Twitch-Streamer und Fortnite-Profi und gehörte in einer Zeit, in der Fortnite noch neu war und die E-Sport-Zukunft des Hype-Spiels noch ungewiss, zu den besten Spielern Deutschlands. Zwar hat likandoo sich damals nicht dazu entschieden einen Job, den er gerne macht, für eine mögliche E-Sport-Karriere zu kündigen, doch trotzdem ist er dem Spiel nach wie vor treu ergeben und bringt nun meist jüngeren Spielern alles bei, was es braucht, um später vielleicht selbst ein Fortnite-Profi zu werden und die horrenden Geldsummen in den Turnieren abzustauben.

Nachdem mich der 30-Jährige zum vereinbarten Zeitpunkt in seine Lobby eingeladen hat, geht es auch direkt los mit unserem Fortnite Coaching und er nimmt mich mit auf eine eigens dafür erstellte Trainingskarte. Hier möchte der Streamer und Fortnite-Coach erstmal sehen, wie ich baue. Ja, bauen – nicht schießen. In Fortnite ist das Bauen nämlich mindestens genauso wichtig wie das Schießen. Das weiß ich, da ich Fortnite durchaus eine ganze Weile gespielt habe und der Meinung war, die Basics des Spiels zu beherrschen. Zwar stimmte das auch – auf die Frage, weshalb ich trotzdem kein sonderlich guter Spieler bin, kann mir likandoo später allerdings noch eine ziemlich schlüssige Antwort geben.

Mechaniken, Bauen und Muscle Memory(!)

Ich stehe also auf der GamerLegion-Trainingsmap und soll nun, so schnell ich kann, einen Turm bauen. Gesagt, getan – ich verbaue mich regelmäßig, versperre mir den Weg und stelle mich, wie ich finde, ziemlich dämlich an. Nun waltet mein Coach Daniel seines Amtes und coacht mich. Er zeigt mir, was ich falsch mache und – viel wichtiger – erklärt mir, wie ich es eben nicht mehr falsch mache. So muss ich zum Beispiel an einer bestimmten Stelle im Turm stehen, um nicht aus Versehen unter meine eigene Rampe zu geraten und mir so den Weg nach oben zu versperren.

Bild aus dem Fortnite Coaching / Screenshot aus Fortnite by Moritz Stoll
Oft verbaue ich mich während des Trainings und regelmäßig lande ich unter meiner eigenen Rampe.

Tatsächlich geht es dank seines Tipps nun etwas besser und ich schaffe es, meinen Turm ein wenig fehlerfreier nach oben zu bauen. Genauso ist es mit den unzähligen anderen Bautechniken, die wir im Laufe des Fortnite Coachings durchgehen. Immer findet likandoo eine Möglichkeit, mir Fortnite Tipps zu geben und meine Fertigkeiten im Bauen zu verbessern. Beim Bauen in Fortnite geht es im übrigen häufig darum, den High Ground zu erlangen. Aus einer erhöhten Position sind Gegner einfacher zu treffen und es ist leichter, die Situation zu kontrollieren.

Er vermittelt mir dabei sozusagen die theoretischen Grundlagen und gibt mir einen Überblick über das, was ich in Fortnite können müsste, um erfolgreich zu sein. Dabei betont er immer wieder, dass es nun darum ginge, die gezeigten Techniken wie Ramp-Pushes oder 90ties – eine Bautechnik, bei der man sich in 90 Grad Drehungen nach oben baut – in mein Muskelgedächtnis zu bekommen. Denn das Muskelgedächtnis ist eine der wichtigsten Eigenschaften in Fortnite. Die Mechaniken müssen so sehr verinnerlicht werden, dass das Bauen und Schießen unterbewusst stattfinden kann und der Kopf Kapazitäten hat, über Taktiken nachzudenken. Laut likandoo ist ein Coaching, wie wir es zusammen machen für sich genommen nicht sinnvoll. So würde es erst dann wirklich Früchte tragen, wenn darauf mindestens 20 Stunden Training folgen – vielleicht einer der Gründe, weshalb aus mir kein Profi-Gamer mehr wird.

Und ab auf die Insel

Nach diversen Übungen starten wir in eine wirkliche Runde Fortnite. Likandoo und ich, stellen uns nun 50 anderen Duos und kriegen, um ehrlich zu sein, ziemlich Eins auf die Mütze. Zwar liegt das nicht an likandoo, sondern eher an meinen fehlenden spielerischen Qualitäten, doch lerne ich dabei eine Menge über die Taktiken und Vorgehensweisen während einer Runde Fortnite. So lässt sich das Battle Royale beispielsweise auf zwei verschiedene Arten spielen. Zum einen auf den Sieg ausgerichtet. Das bedeutet, sehr passiv und vorsichtig zu spielen.  Zum anderen können wir auf eine möglichst hohe Anzahl Kills spielen und versuchen, Konfrontationen zu suchen. Diese Methode ist laut Daniel die bessere, um sich selbst stetig zu verbessern, da man mit ihr deutlich häufiger in Kämpfe verwickelt wird, was wiederum einen höheren Trainingseffekt erzielt.

Bild aus Fortnite / Screenshot aus Fortnite by Moritz Stoll
Die meisten Kämpfe bestreitet mein Coach, bevor ich etwas tun kann.

Auch während des Spiels und nach Begegnungen mit anderen Gegnern, analysiert er immer wieder das Geschehen. Wirklich anwenden kann ich das gelernte in unserem Fortnite Coaching allerdings noch nicht. Meine Fähigkeiten reichen häufig nicht aus, um in den Fights wirklich dabei oder geschweige denn hilfreich zu sein. Also begnügt sich Daniel damit, mir zu erklären, wieso er welche Taktik gewählt hat oder wo der Gegner falsch gehandelt hat. Mir fällt auf, dass er es schafft mir meine eigenen Fehler vorzuhalten, ohne das Gefühl in mir zu erwecken, ich hätte etwas falsch gemacht.

Bild aus Fortnite / Screenshot aus Fortnite by Moritz Stoll
Einige Hits kann ich allerdings landen und mich teilweise in die Kämpfe einbringen.

Fortnite ist mehr als ein Spiel für Kinder

Nach dem Fortnite Coaching, nimmt sich Daniel netterweise noch Zeit, mir einige Fragen zu beantworten. Wobei ich meine Fragen gar nicht zu stellen brauche. Er redet von sich aus drauf los und schafft es, die meisten meiner Fragen einfach direkt im Vorbeigehen zu beantworten. Man merkt ihm die Leidenschaft für das Spiel einfach an. Auf die Frage, wie er denn zu den vielen Vorurteilen stehe, die Fortnite gerade von über 18-Jährigen entgegenkommen, entgegnet er, dass die meisten Vorurteile vermutlich von der Grafik herrühren würden. So vermittle die bunte Optik den Eindruck, es handle sich um ein Kinderspiel ohne wirklichen Anspruch. Laut Daniel stimmt das aber nicht. Ganz im Gegenteil – Fortnite sei ein Spiel mit einer unfassbar großen Spieltiefe und biete praktisch nie endendes Verbesserungspotential.

Das merke man auch an der gesamten Community. Mit Spielen wie zum Beispiel Battlefield verglichen, steige bei Fortnite das Gesamtniveau nicht nur schneller, sondern auch kontinuierlicher an. Alle werden durch den großen Hype um Fortnite stetig besser und ein Rekord jagt den nächste. Das dürfte dann wohl auch der besagte Grund sein, aus dem ich trotz des vielen Spielens nicht wirklich mit der Masse mithalten kann. Eine Erfahrung, die ich aus anderen kompetitiven Multiplayer-Spielen nicht kannte. Mal sehen, ob mir meine Fortnite Coaching Erfahrung in Zukunft weiterhilft.

Wie wird man eigentlich Fortnite Coach?

Auch wenn es den Eindruck erweckt, nur absolute Vollprofis hätten eine Chance, mit Fortnite Coachings Geld zu verdienen, stimmt das laut likandoo nicht ganz. So gebe es durchaus auch Coaches, die auf einem etwas niedrigeren Niveau spielen. Um beispielsweise die Grundmechaniken des Spiels zu vermitteln, käme man auch mit einem niedrigeren Niveau zurecht. Natürlich sind die Coaches bei GamerLegion aber alles erfahrene Spieler.

Anders als von mir zu Beginn unseres Coachings vermutet, macht likandoo den Job als Fortnite Coach auch nicht hauptberuflich. Es ist mehr eine Art Hobby und er macht meistens so zwei bis drei Coachings die Woche. Auch wenn eine Stunde im Schnitt um die 50 Euro kostet, bleibt da nicht wirklich viel hängen. Das störe ihn aber auch nicht. Er mache es ja eher zum Spaß.

Die meisten Coachings werden dabei von eher jüngeren Spielern gebucht und laufen häufig über die Eltern. So hat Daniel oft auch Kontakt zu den Eltern seiner Fortnite-Padawane. Diese haben zum Beispiel durch die Fortnite Weltmeisterschaft mitbekommen, dass Fortnite anscheinend doch mehr ist, als nur ein Spiel, mit dem ihr Nachwuchs die Zeit totschlägt. Immerhin ging es bei der Fortnite Weltmeisterschaft um ein Preisgelder aus einem Preisgeldpool in Höhe von 30 Millionen Dollar. Nicht selten kommt es wohl auch vor, dass Eltern zusammen mit ihren Kindern ein Gruppencoaching oder sogar ein Einzelcoaching nutzen. Die meisten wollen das Spiel, das für ihre Kinder so wichtig ist, einfach mal kennenlernen. Lobenswert ;)

Fazit zum Fortnite Coaching: Auf eine Stunde Coaching sollten 20 Stunden Training folgen

Auch wenn es sich bei diesem Artikel weniger um einen Test, als meine ganz persönliche Fortnite Coaching Erfahrung geht, kann es nicht schaden diese abschließend zusammen zu fassen. Natürlich ist es ersteinmal seltsam, von einem 30-Jährigen über den Voice-Chat ein Videospiel erklärt zu bekommen. Doch muss ich sagen, dass es mir durchaus Spaß gemacht hat. Auf theoretischer Ebene habe ich viel gelernt, aber ich glaube Daniel, wenn er sagt, dass es jetzt viel Training bräuchte, um das theoretisch gelernte auch wirklich anzuwenden. Die gesamte Entwicklung in Fortnite ist wirklich schnell und ich habe nach meinem Coaching das Gefühl, dass es wirklich viel Zeit bräuchte, hier immer vorne mit dabei zu sein.

Den Preis für eine Stunde Coaching finde ich für ein individuelles Coaching wirklich gerechtfertigt. Ein Tennis-Trainer beispielsweise wird nicht günstiger sein. Zumal ich nicht den Eindruck hatte, dass hier Kinder und Jugendliche über den Tisch gezogen werden. 

Wer also wirklich plant, in Fortnite auf ein hohes Niveau zu kommen, der kann das sicher auch mithilfe von Tutorials und dergleichen schaffen. Ein Fortnite Coaching wie das von GamerLegion kann allerdings hilfreich sein, um schneller Fortschritte zu erzielen. Auch werden einem hier die eigenen Fehler deutlich von außen aufgezeigt. Alles in allem eine spaßige Sache. Wenn man allerdings wie ich eher mal gelegentlich spielt, lohnen sich die 50 Euro eher nicht. 


Screenshots aus Fortnite von Moritz Stoll

liebt seit jeher Sprache, Kommunikation und Mathematik. Heute ist er Software-Entwickler für Mixed Reality und moderiert den Netzpiloten-Podcast Tech und Trara. Die (digitale) Welt ist für ihn ein Ort voller Möglichkeiten und spannender Technologien, die man ausprobieren, bearbeiten und hinterfragen kann.


Artikel per E-Mail verschicken
Schlagwörter: , ,