Nexus-Verkaufsstart – Künstliche Verknappung zum Selbstzweck?

Der Verkaufstart der Nexus-Geräte führte zu jeder Menge Frust bei den Fans. Warum und ob dieser Frust berechtigt ist, erfahrt Ihr im Folgenden.

Nexus-Verkaufsstart – Künstliche Verknappung zum Selbstzweck?

Heute morgen gegen 9 Uhr begann er. Der Verkaufsstart des Nexus 4, Nexus 7 (mit UMTS-Modem) und Nexus 10 in Europa sowie in Australien. Der Run auf die Geräte war gigantisch. So gigantisch, dass binnen weniger Minuten die Geräte ausverkauft waren und die Server streckenweise kapitulierten. Zum Leid vieler Kunden.

Der Ärger der Fans entlud sich währenddessen auf verschiedenen Kanälen. Auf dem Google+-Account vom Google-Pressesprecher Stefan Keuchel, haben sich an die 500 Kommentare gesammelt. Auf Twitter machen denunzierende bis schadenfreudige Tweets die Runde. Man liest 140-Zeichen-Nachrichten wie: „Konnte ein #Nexus4 bestellen. Dennoch ein Armutszeugnis. Lieber 2 Wochen verschieben & genügend auf Lager haben“. Andere vergleichen das Gebaren sogar mit Apple und mutmaßen, dass Google mit künstlicher Verknappung herumspiele: „Die Nummer von Google, das #nexus4 kurz nach Start als nicht mehr verfügbar zu zeigen, ist sowas von #apple, dass es nur noch peinlich ist“.

Es hat bisweilen keine 15 Minuten gedauert, bis der Google Play Store, auf dem die Geräte verkauft wurden, in die Knie ging. Gegen 9 Uhr wurde der Verkauf des Smartphone Nexus 4 und die beiden Tablets Nexus 7 und Nexus 10 gestartet. Das Smartphone mit 16 Gigabyte Speicher war nach 15 Minuten nicht mehr verfügbar. Genauso die Variante mit acht Gigabyte, die nur wenige Minuten später ausverkauft war. Auch das 10-Zoll-Tablet Nexus 10 war nach rund 45 Minuten vergriffen und das Tablet Nexus 7 nach einer Stunde nicht mehr erhältlich. Hat Google hier geschlampt und zu wenige Geräte bereitgestellt? War der Ansturm nicht absehbar? Oder ist es tatsächlich reine Berechnung gewesen?

Carsten Knobloch spricht sich gegen die Google-Kritik aus und meinte dazu auf seinem Blog Stadt-Bremerhaven.de:

    „Ganz ehrlich: ja, das war zu erwarten und man kann Google da sicherlich noch nicht einmal böse sein oder einen Vorwurf machen. Solche Dinge kenne ich aus meiner eigenen beruflichen Vergangenheit (Stichwort HP Touchpad für 99 Euro) und auch Amazon ist des Öfteren schon einmal bei besonderen Specials in die Knie gegangen. Atmen wir also einmal tief durch und warten auf die nächste Rutsche an Geräten, die da sicherlich kommen wird. Es ist sicherlich schön, ein Schnäppchen zu machen – lebensnotwendig ist es allerdings sicherlich nicht.“

Ähnlich sieht das Daniel Kuhn von androidnext im Gespräch mit den Netzpiloten:

    „Also der Ansturm war bei derart leistungsstarken Geräten zum Kampfpreis absolut absehbar. Die erste Charge war derart schnell ausverkauft, weil der Verkaufsstart in mehreren Ländern (darunter auch die USA) gleichzeitig stattgefunden hat und Google die von LG und Samsung gelieferten Geräte auf die entsprechenden Märkte aufteilen musste. Dass Google das Kontingent hier künstlich verknappt haben soll, halte ich für unwahrscheinlich. Vielmehr vermute ich, dass die Antwort viel simpler ist und schlicht nicht mehr Geräte in der kurzen Zeit von Samsung und LG produziert werden konnten.“

Anders sieht das Sascha Pallenberg von den Mobilegeeks im Gespräch mit uns:

    „Ich glaube durch die Bank weg keiner Firma in der Unterhaltungselektronikbranche mehr wenn es darum geht, dass sie komplett ausverkauft sind. Besonders nicht in 20 Minuten! Diese künstliche Verknappung soll Produkte begehrenswerter machen, was leider auch zu einem Boom auf dem Schwarzmarkt führt. Apple, als auch Google werden nicht mehr überrascht von einem derartigen Ansturm. Das sind alte Hasen im Geschäft und wir wissen doch ganz genau wie es in 4 Wochen ausschaut. Wenn der erste Hype vorbei ist, sind diese Plattformen für jeden und rund um die Uhr bestellbar.“

Ist Google in der Sache nun also ein Unschuldslamm oder ist es volle Berechnung? Fest steht, wie oben beschrieben, dass der Run außergewöhnlich war. In Bezug auf den Umstand, dass Google keine Uhrzeit für den Verkaufsstart genannt hat und die Fanboys quasi aus dem Nichts binnen weniger Minuten die Server mit Ihren Anfragen streckenweise lahmlegten, mag man sogar Vergleiche mit den Apple-Anhängern anstellen, die sich ja gerne mal campend vor den Apple Stores niederlassen für ein Gadget. Die Hysterie scheint auf beiden Seiten groß. Google-Jünger sollten jedenfalls in Zukunft aufpassen, wenn sie lachend mit dem Finger auf die Personen zeigen.

schreibt seit 2011 für die Netzpiloten und war von 2012 bis 2013 Projektleiter des Online-Magazins. Zur Zeit ist er Redakteur beim t3n-Magazin und war zuletzt als Silicon-Valley-Korrespondent in den USA tätig.


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