YouTube als Podcast-Plattform – Konkurrenz für Spotify?

Podcasts sind längst nicht mehr nur etwas fürs Ohr – sie werden zunehmend auch gesehen. Als eine der größten Überraschungen im Audio- und Streaming-Markt buhlt YouTube mit um den Podcast-Thron. Das war auch ein großer Trend aus dem Online Audio Monitor 2025. Wie neue Daten von Edison Research nahelegen sind die USA sogar noch einen Schritt weiter. Dort ist YouTube bereits bei 31 Prozent der Podcasthörer*innen die Lieblingsplattform. Damit liegt die Videoplattform dort sogar vor Platzhirsch Spotify.

Was steckt hinter diesem Wechsel – und was heißt das für Plattformen wie Spotify, die seit Jahren auf Audio setzen? Zu deren Glück nutzt YouTube derzeit noch nicht alle Möglichkeiten, die ihnen ihre eigene Marktposition anbietet.

Warum ist YouTube als Podcast-Plattform plötzlich so beliebt?

Die Beliebtheit von YouTube als Podcast-Plattform lässt sich auf eine Kombination aus Reichweite, Format-Flexibilität, Einfachheit für Creator*innen und starkem Empfehlungs-Mechanismen zurückführen. Schließlich ist YouTube darauf ausgelegt, den Nutzer*innen möglichst passende Inhalte vorzuschlagen. Die Plattform profitiert aber vor allem durch die aktuelle Podcast-Entwicklung.

Aktuell boomen vor allem bei den jüngeren Zuhörer*innen die Video-Podcasts. Das bedeutet nicht, dass die großen Podcast-Plattformen keine Möglichkeit für Videos hätten. Video-Podcasts lassen sich auch auf Spotify oder Apple Podcasts problemlos schauen. Es öffnet allerdings den Markt für YouTube, deren Kerngeschäft Video-Content ist. Dort punktet YouTube mit potentiell riesiger Reichweite durch 2,7 Milliarden aktiver Nutzer pro Monat (Stand Juni 2025).

Hosts profitieren hier zudem mit relativ geringem Aufwand vom Vergütungsmodell der Video-Plattform. Auch sorgen Suchfunktion und Empfehlungen, dass der Podcast Personen erreicht, die sonst weniger auf den klassischen Podcast-Portalen unterwegs sind. Zugleich herrscht auf YouTube ein größerer Personenkult, was den immer prominenter in Szene gesetzten Hosts ebenfalls entgegen kommt.

YouTube ist technisch auf Podcasts eingestellt

Für die Podcaster*innen selbst ist natürlich auch wichtig, wie transparent die Statistiken sind und wie gut Monetarisierungs- sowie Hosting-Infrastruktur funktionieren. Hier spürt man, dass YouTube längst auf Podcasts eingestellt ist.

YouTube bietet Creator*innen nämlich die Option, ihren Podcast-RSS-Feed direkt mit YouTube Studio zu verknüpfen – damit wird jede neue Folge automatisch hochgeladen, ohne dass manuelles Video-Rendering oder Einzel-Uploads nötig sind. Laut offizieller Hilfe von Google kann man im Studio auswählen, ob alle vorhandenen Episoden, nur Episoden ab einem bestimmten Datum oder nur zukünftige hochgeladen werden sollen.
Ein reines Audio-Format kann zudem mit minimalem Aufwand auf YouTube veröffentlicht werden – YouTube wandelt das Audio in ein Video mit statischem Bild um. Damit eröffnet YouTube für viele Podcaster*innen eine Tür in das Video/Streaming-Ökosystem, ohne dass zuvor groß in Kamera-Equipment oder Schnitttechnik investiert werden muss. Längst ist YouTube auch bei vielen Hosting-Plattformen integriert. Bei Podigee oder LetsCast.fm lassen sich Podcasts beispielsweise direkt allen wichtigen Plattformen inklusive YouTube veröffentlichen.

Diese Probleme hat YouTube als Podcast-Plattform

YouTube erlaubt sowohl Podcasts direkt als solche hochzuladen, als auch diese gezielt zu durchstöbern. Innerhalb der Podcasts gibt es aber keine weitere thematische Aufgliederung. Neben beliebten Podcasts und Empfehlungen bekommt man zwar einige Kategorien angezeigt, es gibt jedoch keine Möglichkeit diese Kategorie gezielt anzusteuern. Man ist also ein Stück weit davon abhängig, dass YouTube bereits die Interessen kennt und die richtigen Kategorien ausspielt.

Auch die Suchleiste verpasst es, die Podcast-Inhalte gezielt zu adressieren. Während man zwar gezielt Eigenschaften wie 360° oder HDR suchen kann, reduziert der Suchfilter den Typ auf Video, Kanal, Playlist und Film. Gerade an dieser Stelle hätte die Plattform noch genug Platz gehabt, um sowohl Podcasts, als auch Musik als zusätzliche Optionen anzubieten, ohne dass es die Spalte überfrachtet.

Obwohl YouTube selbst bewusst die Möglichkeit zum Standbild mit Ton bietet, kämpft ein reiner Audio-Podcast trotzdem mit der Erwartungshaltung durch die Plattform. Dadurch dass der Inhalt in einem Videoplayer läuft, fühlt sich ein Standbild minderwertig an. Das schlägt sich mitunter auch in Kommentaren nieder, die etwa die Plattformwahl in Frage stellen. Während auf Spotify und Co das Video als Bonus zählt, gilt das Fehlen auf YouTube meist als klarer Nachteil.

Tipps für Podcast-Hörer*innen auf YouTube

Für Hörer*innen, die YouTube als Podcastplattform nutzen möchten, gibt es einige hilfreiche Tipps, mit denen sich das Erlebnis deutlich verbessern lässt.

Zunächst lohnt es sich, den Kanal des Podcasts zu abonnieren und die Glocken-Benachrichtigungen zu aktivieren. So erhält man direkt eine Meldung, sobald neue Episoden erscheinen, und verpasst nichts. Weiterhin empfiehlt es sich, gezielt auf Playlists zu achten: Viele Podcaster:innen auf YouTube legen für ihre Episoden eigene Podcast-Playlisten an, was die Navigation erleichtert und YouTube signalisiert, dass es sich um eine Podcastreihe handelt.

Für das Hören unterwegs, beim Pendeln oder beim gelegentlichen Ein- und Ausschalten empfiehlt es sich, die App so einzurichten, dass sie möglichst bequem im „Audio-Modus“ nutzbar ist. Unterwegs ist es praktisch den Bildschirm zu sperren und lediglich den Ton laufen lassen, falls es sich um keinen Video-Podcast handelt.

Wenn Netzwerkverbindung oder Datenvolumen limitiert sind, lohnt sich außerdem ein Blick auf die Offline-Funktion von YouTube. So lassen sich Episoden herunterladen oder zwischenspeichern und später ohne Probleme auch ohne stabile Verbindung konsumieren. Offiziell geht das leider nur mit dem kostenpflichtigen YouTube-Premium. Über Dritt-Apps lässt sich das umgehen, ist aber an sich eine rechtliche Grauzone.

Podcasts, die auf YouTube veröffentlicht werden, sind übrigens nicht immer gleich aufgebaut wie bei reinen Audio-Apps. Wenn sie auf visuelle Elemente setzen, verschwimmt oft die Grenze zwischen Podcasts und klassischen YouTube-Formaten. So gibt es selbst in der Podcast-Kategorie etwa Erklär-Videos oder Produktvergleiche zu finden. Sogar das erfolgreiche Twitch-Format „Critical Role“ listet YouTube als Podcast auf.

YouTube als Podcast-Plattform mit Entwicklungspotential

Mit der aktuellen Marktposition hat YouTube als Podcast-Plattform die perfekte Ausgangssituation, um sich als Marktführer zu etablieren. Dafür gibt sich YouTube proaktiv aber trotzdem noch erschreckend wenig Mühe. Die besagte Anpassung von Suchfiltern oder gezielt ansteuerbare Kategorien innerhalb der Podcasts sind Anpassungen, die kleinere Apps innerhalb kürzester Zeit umsetzen würden.

Eine eigene Podcast-App als Podcast-optimierte Ansicht der YouTube-Seite hätte dabei durchaus Potential. Ebenso könnte man aber auch die YouTube-Seite und -App einfach um eine Podcast-Ansicht erweitern, so wie man auch für die Shorts eine sehr an Tiktok erinnernde Ansicht etabliert hat. Einer der wenigen mutigen Schritte der letzten Jahre.

YouTube merkt man leider eine ähnliche Trägheit wie viele etablierte Plattformen an. Man hat es sich gemütlich gemacht mit der eigenen Reichweite und verwaltet diese eher. Zugleich hat man natürlich auch ein über Jahrzehnte gewachsenes Code-Monstrum, bei dem kleine Veränderungen viel kaputt machen können.

Jetzt ist aber der Zeitpunkt für ein bisschen Mut. Immerhin trenden derzeit nicht nur Video-Podcasts, sondern auch Live-Podcasts. Diese Live-Events werden zwar nicht immer aufgezeichnet, sind aber eigentlich auch perfekte Livestream-Inhalte für YouTube.

Was bedeutet die YouTube-Konkurrenz für Spotify?

Spotify hat auf die neue Dynamik durch Video-Podcasts reagiert. So legt Spotify laut zunehmend Fokus darauf, Video-Podcasts zu unterstützen und Creator finanziell zu fördern. Das Unternehmen gab an, im ersten Quartal 2025 mehr als 100 Mio. US-Dollar an Podcaster*innen ausgezahlt zu haben. Dabei wird das neue Partnerprogramm und die Relevanz von Video-Podcasts besonders hervorgehoben.

Außerdem positioniert Spotify seine Video-Podcast-Inhalte zunehmend prominent in der Nutzeroberfläche, um die Sichtbarkeit und Relevanz dieser Formate zu erhöhen. Damit schafft Spotify eine Brücke zwischen klassischem Podcast-Streaming und dem visuellen Erlebnis, das viele Nutzer*innen von YouTube gewohnt sind.

Künftig besteht die Gefahr, dass Video-Podcasts zunehmend exklusiver werden. In einer Studie gaben 72 % derjenigen, die YouTube als Podcast-Plattform nutzen, an, zur anderen Plattform zu wechseln, falls ihre Lieblingssendung dort exklusiv verfügbar würde. Ziel solcher Exklusivverträge sind allerdings vor allem Zugpferde, die eine große Hörerschaft an die Plattform binden.


Image via ChatGPT (KI-generiert)

Das Internet ist sein Zuhause, die Gaming-Welt sein Wohnzimmer. Der Multifunktions-Nerd machte eine Ausbildung zum Programmierer, schreibt nun aber lieber Artikel als Code.


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