Was ist Solarpunk? Ein Gegenentwurf zum Cyberpunk

Cyberpunk ist eine Zukunftsvision die mittlerweile vielen ein Begriff ist. Eine dystopische Zukunft, in der Kommerzialisierung und Urbanisierung auf die Spitze getrieben wird. Macht haben Großunternehmen, Technik zur Selbstoptimierung ist oft nötig, wenn man überhaupt Schritt halten möchte. Doch was ist Solarpunk?

Der Name lässt es vielleicht schon vermuten, dass Solarpunk etwas mit Sonnenenergie zu tun hat. Das trifft den Nagel auch schon halbwegs auf den Kopf. Es ist gewissermaßen ein Gegenentwurf zum Cyberpunk und mehr Utopie als Dystopie. Sie verkörpert eine Zukunft, wenn die Menschheit die „richtigen“ Entscheidungen trifft. Im Solarpunk steht daher der ökologische Aspekt stark im Vordergrund. Fridays for Future wird hier beispielsweise nicht benötigt, weil erneuerbare Energien die Hauptenergiequelle darstellen.

Das zeigt sich auch stark in der Ästhetik. Die Städte verschmelzen stark mit der Natur. Sie werden von vielen Grünflächen durchzogen und auch die Hochhäuser selbst sind stark bewachsen. Die Farbgebung der Häuser ist oft in einem freundlichen weiß mit viel Fensterfläche, um die Sonne auch in die Häuser zu lassen.

Solarpunk ist eigentlich genau die Zukunft, die wir den nachfolgenden Generationen gerne hinterlassen würde. Doch wie realisitisch ist sie zu erreichen und wo gibt es vielleicht sogar schon ein bisschen Solarpunk in der Realität?

Solarpunk in der Fiktion

In der Fiktion findet sich Solarpunk vor allem in Büchern wieder. Sie sind gleichermaßen ein Subgenre der Science Fiction als auch der Climate Fiction. Letztere setzt sich mit dem Klimawandel und seinen möglichen Folgen auseinander. Es sind Werke, die ein stärkeres Bewusstsein für die Zukunft unseres Klimas schaffen sollen. Beim Solarpunk steht dabei die Lösung im Vordergrund, also wie man eine bessere Welt erschaffen kann. 

Auch in Filmen hält Solarpunk langsam Einzug. Prominent zu nennen ist da beispielsweise Black Panther. Wakandas Hauptstadt Birnin Zana zeigt genau dieses sehr grüne Stadtbild und kombiniert es dabei gekonnt mit afrikanischer Kultur. Außerdem gibt es statt Autos vor allem moderne öffentliche Verkehrsmittel und attraktive Fußgängerzonen.

Starke Solarpunk-Vibes versprüht auch der Animationsfilm Baymax. Die Stadt San Fransokyo ist nicht nur (wie der Name schließen lässt) von San Francisco und Tokio inspiriert, sondern auch hoch modern. Zugegeben ist die enge Bebauung und der Verkehr nicht sehr Solarpunk, auch wenn die Stadt trotzdem gemütlich und vor allem sehr sauber wirkt. Es sind vor allem die zahlreichen Windgeneratoren, die über der ganzen Stadt fliegen und für grünen Strom sorgen. 

Diese sind auch Teil einer Jogurt-Werbung, die erstaunlicherweise einer der spektakulärsten Solarpunk-Visionen ist. Seht einfach selbst und blendet dabei aus, dass es eigentlich um Jogurt geht.

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Was ist Solarpunk in der Realität

Auch die reale Welt nähert sich Teils mit ersten zaghaften Schritten dem Solarpunk an. Das betrifft vor Städte, die sich selbst als Smart City bezeichnen wollen. So gibt es immer mehr Bauprojekte, die auf vermehrte Grünflächen, auch auf den Dächern selbst, setzen und auch Holzfassaden kehren vermehrt zurück. Schon die einst von Walt Disney geplante Stadt „Epcot“ ging in diese Richtung und wäre quasi die erste Smart City gewesen. Sie sollte einen ganzen Ring der Stadt als Park und ein dichtes Netz an öffentlichen Transportmitteln haben und anderen Verkehr weitgehend unter die Erde verlegen. 

Als Smartcity-Vorreiter gilt Singapur, das sich trotz seiner Bevölkerungsdichte enorm viele Grünflächen hat und teils wie ein modernes Utopia aussieht. Am bekanntesten sind wohl die „Gardens by the Bay“ mit seinen Supertrees: Pflanzenbewachsene und beleuchtete Stahlkonstruktionen, die wie riesige Bäume aus Avatars Pandora erscheinen. Ja, ich meine damit das Bild rechts oben im Artikel.

Und wo wir vorhin bei „San Fransokyo“ waren: Auch Tokio vollzieht zu Teilen einen Wandel von Cyberpunk zu Solarpunk. In der Giga-Metropole wird viel erneuert und dabei auch versucht möglichst viel Grünfläche in den urbanen Raum zu bringen – unter anderem durch Rooftop-Parks. Ein Beispiel ist der 2020 eröffnete Miyashita Park auf dem Dach eines neu gebauten Einkaufszentrums oder der Meguro Skygarden, eine grüne Oase die nicht vermuten lässt, dass sie auf einem Autobahnkreuz liegt. 

Wir müssen die richtigen Fragen stellen

Es ist schon ein bisschen traurig, dass es für die Zukunft an sich tolle Konzepte gibt, diese aber noch sehr schleppend verwirklicht werden. Dabei hätte die Menschheit als Gesamtes vieles selbst in der Hand. Es werden nur zu selten die wirklich wichtigen Fragen gestellt.

In was für einer Zukunft wollen wir Leben? Cyberpunk oder Solarpunk?

Ich glaube wer beide Zukunftsvisionen gezeigt bekommt, würde sich lieber für den Solarpunk entscheiden. Trotzdem scheint sich unsere Welt in vielen Bereichen eher dem exzessiven Turbokapitalismus im Cyberpunk zu nähern. Zugegeben: Nicht alles ist schlecht. Die Neon-Dschungel eines Broadways in New York oder eines Shinjuku in Tokio faszinieren und Cybertech kann eine Lösung für viele körperlichen Einschränkungen sein. Zugleich merken wir aber auch den immer größeren Einfluss von Großunternehmen. Trotzdem wollen wir uns wohl kaum in eine Welt bewegen, in der Unternehmen mehr Macht als staatliche Organe ausüben.

Wie können wir diese Zukunft erreichen? Was hindert uns daran? Was müssen wir ändern?

Hat man die erwünschte Zukunft vor Augen geht es eine Frage weiter. Wie können wir sie überhaupt erreichen? Doch die Frage allein reicht in den meisten Fällen nicht aus. Dabei reicht es nicht aus, nur die Mittel zu nutzen, die wir haben. Das ist als Basis wichtig, geht aber selten weit genug. Wir müssen identifizieren, was uns bislang daran hindert und neue Wege finden, diese Hindernisse zu überwinden.

Was hilft langfristig?

Oft fehlt es an der letzten Konsequenz einen Weg zum Solarpunk zu gehen. Politik geht meist – entsprechend der Wahlen – in Intervallen von 4 Jahren und kleine Projekte lassen sich so besser als Erfolge verkaufen. Vieles benötigt aber erst neue Infrastrukturen, die anfangs eher kosten anstatt Gewinn bringen.

Solarpunk gewinnt an Popularität

Auch wenn der Begriff „Solarpunk“ in weiten Teilen der Gesellschaft noch nicht angekommen ist, so spüren wir bereits ein Umdenken in weiten Teilen der Bevölkerung.

Wir haben beispielsweise die Fridays for Future oder auch die Letzte Generation – auch wenn zweitere öfter mit ihren Aktionen übers Ziel hinaus schießt. 

Fakt ist aber: Umweltbewusstsein festigt sich immer mehr in unserer Gesellschaft. Smart Cities gewinnen an Relevanz, Elektromobilität erfuhr vor seit 2020 einen massiven Anstieg und auch in Formaten wie „Die Höhle der Löwen“ ist Nachhaltigkeit ein Dauerbrenner. 

Obwohl wir also oft Tendenzen zum Cyberpunk haben, gewinnt der Nachhaltigkeitsaspekt immer mehr Bedeutung. Das betrifft auch die gesamte Gesundheit. Allein der Anteil Raucher zwischen 12 und 17 Jahren ist in den letzten Jahren massiv gesunken. Heutzutage sind andere Werte sexy. Dazu zählen Gesundheit, Hygiene und eben auch Umweltbewusstsein. 

Geht es nach der Jugend, ist Solarpunk also sogar der Gewinner. Versuchen wir also ein bisschen Solarpunk in unsere Zukunft zu lassen – schaden wird es uns nicht. 


Image by Jasckal via Adobe Stock

Das Internet ist sein Zuhause, die Gaming-Welt sein Wohnzimmer. Der Multifunktions-Nerd machte eine Ausbildung zum Programmierer, schreibt nun aber lieber Artikel als Code.


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