Was ist DirectStorage? Der kaum genutzte PC-Boost

Stellt euch vor es gäbe eine Gaming-Plattform, die die Möglichkeit hätte, ihre Ladezeiten und Performance massiv zu verbessern, diese aber nicht einmal optional wirklich nutzt. Zugleich gibt es bereits Konsolen, die ähnliche Technologie seit 4 Jahren erfolgreich als größten Gamechanger nutzen. Leider müsst ihr es euch nicht einmal vorstellen, da es die traurige Wahrheit ist. Während Xbox Series X und PlayStation 5 die Ladezeiten revolutioniert haben und auch im laufenden Spiel viel schneller Texturen nachladen, schauen PC-Spieler selbst mit deutlich überlegener Hardware in die Röhre. Dabei existiert mit DirectStorage längst eine vergleichbare Technologie – die aber große Probleme hat.

Es gibt keinen Grund, kein DirectStorage zu nutzen. Die entsprechenden Umsetzungen für Konsolen haben gezeigt, wie stark es die Nutzungserfahrung verbessert und auch für Entwickler Türen öffnet, wenn Texturen schnelle geladen werden.

So funktioniert Direct Storage

Wenn die Grafikkarte auf Texturen, Modelle und andere wichtige Daten zur Darstellung zugreift, besteht der Zugriff aus mehreren Aktionen. Auf der Festplatte sind die Daten nämlich komprimiert gespeichert um Platz zu sparen. Darum werden sie erst in den Arbeitsspeicher geladen, von dem aus die der Prozessor (die CPU) darauf zugreift, um die Daten zu dekomprimieren. Erst wenn die Daten dekompromiert sind, kann die Grafikkarte (GPU) darauf zugreifen.

Das kommt mitunter noch aus Zeiten, wo der Prozessor die schnellste Recheneinheit im Rechner war und die parallele Bearbeitung Prozessen weniger geläufig. Mittlerweile sind Grafikkarten aber die eigentlichen Rechenmonster und darauf spezialisiert, mehrere parallele Prozesse auszuführen. Stattdessen ist es oft eher ein Bremsklotz, wenn für jedes generierte Bild auch eine Anfrage an den Prozessor erfolgen muss. Das betrifft vor allem den gängigen Trend, dass mehr Bilder pro Sekunde oft wichtiger sind als die höchsten Einstellungen oder 4K-Auflösung. Je mehr Bilder pro Sekunde, desto wahrscheinlicher, dass der Flaschenhals für die Bilddarstellung nicht die Grafikkarte, sondern die CPU ist.

Beim DirectStorage fällt dieser Zwischenschritt weg. Die wichtigen Assets werden auch hier in den Arbeitsspeicher geladen, doch die Grafikkarte greift direkt auf den Speicher zu.

Der Vorteil von DirectStorage in Videospielen

DirectStorage hat in Videospielen gleich mehrere Vorteile. Wie schon gesagt fällt die CPU als potentielle Bremsklotz in der Grafikdarstellung weg. Vor alle kompetitive Shooter, die vor allem auf hohe Bildraten in HD-Auflösung profitieren davon. Wegen der Auflösung haben Highend-Grafikkarten genug Power für hohe Bildraten, doch die CPU gerät mit der Zuarbeit für jede Bildanfrage an ihre Grenzen.

Auch in Wirtschaftssimulationen sind positive Effekte möglich. Die Bildraten in diesen Spielen sind zwar eher gering, doch das liegt daran, dass die CPU in einigen Simulations-Titeln wegen der ständigen Berechnungen im Hintergrund der Flaschenhals ist. Nutzt ein Spiel DirectStorage fällt zumindest die Zuarbeit für die Grafikkarte weg. Resourcen, die so zumindest für die eigentlich Hauptaufgabe zur Verfügung stehen.

Welchen Spielerischen ein direkter Zugriff der Grafikeinheit auf den Speicher hat, zeigte die PlayStation 5 schon im Vorfeld ihres Releases an Marvel’s Spider-Man. Der PS4-Titel wurde in Präsentationen genutzt um vorzuführen, welchen Impact der erstmals verbaute SSD-Speicher der neuen Konsole hat. In der PS5-Fortsetzung bewies man auch einen weiteren Vorteil: Man kann sich viel schneller durch die Welt bewegen. Gerade viele Open Worlds erlauben keine all zu hohen Reisegeschwindigkeiten, weil die Welt sonst nicht mit dem Laden der grafischen Elemente nachkäme. Marvel’s Spider-Man 2 bietet zumindest etwas höhere Geschwindigkeiten. Ähnliches gilt auch für Rachet & Clank: Rift Apart nutzt das schnellere Laden für schnelle Bewegung und Ortwechsel durch Portale.

Wie aktiviere ich DirectStorage?

Die Theorie klingt vielversprechend – doch wie bringt man DirectStorage tatsächlich zum Laufen? Anders als bei klassischen Treibern oder Software-Features gibt es keinen einfachen „An“-Schalter. Stattdessen hängt alles von einem Zusammenspiel aus Hardware, Betriebssystem und unterstützter Software ab. Hier die wichtigsten Infos, wie man prüft, ob das eigene System bereit ist – und was man realistischerweise erwarten kann.

  • Windows 11 oder Windows 10 ab Version 1909
    Windows 11 ist stark bevorzugt, da es die GPU-Dekompression nativ unterstützt – ein Kernfeature von DirectStorage.
  • NVMe-SSD mit PCIe 3.0 oder 4.0
    Klassische SATA-SSDs oder HDDs bringen keinen Vorteil – DirectStorage setzt auf hohe sequentielle und zufällige Lese-/Schreibgeschwindigkeiten moderner NVMe-Laufwerke.
  • DirectX 12-kompatible GPU
    Optimalerweise von NVIDIA (ab RTX 2000-Serie) oder AMD (ab RX 6000-Serie). Nur dann kann die GPU-Dekompression genutzt werden.

Selbst wenn diese Punkte erfüllt werden, muss ein Spiel DirectStorage allerdings auch selbst implementiert haben. Das ist allerdings nur bei wenigen Titeln der Fall.

Warum wird DirectStorage nicht genutzt?

PC-Spieler haben weiterhin das Nachsehen. Die Liste an Spielen, die DirectStorage nutzen ist erschreckend übersichtlich. Steam listet 48 Spiele DirectStorage, darunter aber auch mehrere Betas oder Benchmarks. Auch die PC-Ports der bereits genannten PS5-Vorzeigespiele gehören zu den DirectStorage-Spielen. Doch warum ist die Technologie nicht verbreiteter?

Auf dem Papier ist DirectStorage wohl eher einfach zu implementieren, als in der tatsächlichen Umsetzung. Dabei stellt sich auch die Frage ob man es optional macht oder um eine schnelle NVME-SSD vorausgesetzt wird. Optional kann DirectStorage zwar bereits zu besserer Performance führen, aber das volle Potential entfaltet sich erst, wenn man die Technologie zur Grundvoraussetzung macht. Entwickler haben sich also etwa zu entscheiden, ob sie einen großen Teil der PC-Spieler nicht wegen der Hardware-Anforderung ausschließen wollen.

DirectStorage scheint aber auch nicht die beste Umsetzung seiner Art zu sein. Der PC-Port des PS5-Titels Marvel’s Spider Man 2 hat auf der Plattform beispielsweise einen technisch sehr holprigen Start hingelegt. Daran soll vor allem DirectStorage Schuld sein. Spieler berichtete sogar, dass ein Entfernen der DirectStorage-Dateien die Performance des Spiels verbessern würde.

Zukunft von DirectStorage auf PC

Wie viel Zukunft DirectStorage hat, hängt von mehreren Faktoren ab. Zunächst ist die Hardware-Basis entscheidend. Es ist noch nicht so lange her, dass PC-Spiele überhaupt SSDs zwingend voraussetzen. Da man für DirectStorage schelle NVMe-Speicher benötigt, ist die Basis aber ungleich kleiner. Vor allem weil sich der Hund hier selbst in den Schwanz beißt: NVMe-SSDs lohnen sich erst, wenn ihre Geschwindigkeit auch von PCs sinnvoll genutzt wird. Das kann sie aber erst, wenn man diese voraussetzt – was sich erst lohnt, wenn genug PC-Spieler eine haben.

Zum Glück hat die aktuelle Konsolengeneration jetzt die nötige Hardware und so können plattformübergreifende oder nachträglich PC-portierte Exklusivtitel eine große Chance sein. Vor allem die Plattformnähe von PC und Xbox eröffnet große Chancen. Noch fehlen aber die großen Leuchtturm-Titel, die auf PC begeistern, weil sie so nur durch DirectStorage möglich sind.

Es fehlt aber auch noch die Kommunikation. Viele Spieler haben keine Ahnung, dass es DirectStorage gibt und ob das System dafür taugt muss man auch etwas umständlicher nachschauen. Auch Entwickler kommunizieren das Feature wenig, obwohl es gerade mit den neueren Spiele-Engine einige größere Tests gibt. Sollte ein zunächst wohl auf den Konsolen erscheinendes GTA 6 auf PC DirectStorage erfordern und sauber implementieren könnte das ein mächtiger Beschleuniger.

Ein Argument gibt es aber auch jetzt schon für eine NVMe-SSD: Sie werden direkt auf das Mainboard gesteckt und sorgen so für deutlich weniger Kabelwirtschaft im PC. Geht vor dem Kauf aber sicher, das euer Mainboard über einen dafür nötigen M.2-Kartenslot verfügt.


Image via ChatGPT (KI-generiert)

Das Internet ist sein Zuhause, die Gaming-Welt sein Wohnzimmer. Der Multifunktions-Nerd machte eine Ausbildung zum Programmierer, schreibt nun aber lieber Artikel als Code.


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