Unterseekabel: Das Rückgrat des Internets

Stellen wir uns das Internet als einen riesigen, weltumspannenden Organismus vor. Die Unterseekabel sind dann die Nervenbahnen dieses Organismus. Sie transportieren Informationen über Kontinente hinweg und halten die Welt in Sekundenbruchteilen miteinander vernetzt. Doch was geschieht, wenn diese Nervenbahnen Schaden nehmen? Ein aktuelles Beispiel vor der Westküste Afrikas verdeutlicht die Brisanz: Mehrere unterseeische Datenleitungen wurden beschädigt. Die Folge: In einigen Ländern West- und Zentralafrikas ist das Internet nahezu vollständig ausgefallen. Betroffen sind Staaten wie die Elfenbeinküste, Liberia, Benin, Ghana, Burkina Faso und Togo, die entweder komplett offline sind oder mit massiven Einschränkungen leben müssen.

Der Vorfall zeigt: Unterseekabel sind zwar technische Meisterleistungen, aber auch anfällig. Normalerweise sind Schäden an einzelnen Kabeln keine Seltenheit – sie liegen auf dem Meeresboden, wo viele potenzielle Störquellen lauern. Dieses Mal jedoch sind gleich vier Verbindungen unterschiedlicher Betreiber betroffen, was die Situation besonders prekär macht. Hinzu kommen ungelöste Störungen im Roten Meer, wodurch auch Alternativrouten blockiert sind. Die Reparatur solcher Kabel ist eine Herausforderung: Spezialschiffe müssen gezielt in die Region geschickt werden, um die Schäden zu beheben. Ein kleiner Lichtblick ist, dass die beschädigten Stellen nicht weit von den Küsten entfernt sind, was die Arbeiten etwas erleichtert. Doch ein genauer Zeitplan für die Wiederherstellung der Verbindungen steht noch aus.

Was sind eigentlich Internet-Unterseekabel?

Internet-Unterseekabel sind vergleichbar mit den Adern und Venen, die unseren Körper durchziehen. Sie sind die physische Grundlage, die es ermöglicht, dass Daten – seien es E-Mails, Videoanrufe oder Webseiten – in Lichtgeschwindigkeit um die ganze Welt fließen. Diese Kabel liegen, oft unbeachtet von der Öffentlichkeit, auf dem Grund der Ozeane und verbinden Kontinente und Länder miteinander.

Die Geschichte dieser Unterseekabel reicht weit zurück, bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts, als das erste telegrafische Kabel zwischen Europa und Nordamerika verlegt wurde. Seitdem hat sich die Technologie rasant weiterentwickelt. Während die ersten Kabel lediglich für die Übertragung von Telegrafensignalen genutzt wurden, ermöglichen die heutigen Glasfaserkabel die Übertragung von riesigen Datenmengen in Bruchteilen von Sekunden.

Warum sind diese Kabel so wichtig für das Internet? Ganz einfach: Ohne sie wäre die globale Vernetzung, wie wir sie heute kennen, nicht möglich. Satellitenverbindungen können zwar auch für die Datenübertragung genutzt werden, sind aber teurer und weisen eine höhere Latenz auf. Unterseekabel sind daher die bevorzugte Lösung, um den digitalen Datenverkehr zwischen den Kontinenten zu bewältigen. Interessant ist dabei die „Submarine Cable Map„, mit der einen Überblick über die wichtigsten Unterseekabel der Welt erlangen könnt.

Aufbau und Technologie hinter Unterseekabeln

Zunächst einmal sind Unterseekabel viel mehr als einfache Kabel. Sie sind komplexe Konstruktionen, die darauf ausgelegt sind, den extremen Bedingungen des Meeresbodens standzuhalten. Ein typisches modernes Unterseekabel besteht aus mehreren Schichten, die den inneren Kern umgeben. Im Zentrum befinden sich die eigentlichen Glasfaserleitungen, durch die Daten als Lichtsignale mit nahezu Lichtgeschwindigkeit übertragen werden. Diese Glasfasern sind extrem dünn – nicht viel dicker als ein menschliches Haar – und dennoch unglaublich leistungsfähig.

Um die Glasfasern herum befinden sich Schutzschichten: Zuerst kommt eine Schicht aus wasserdichtem Material, gefolgt von einer Schicht aus Stahl, die für zusätzlichen Schutz sorgt. Darüber hinaus gibt es noch eine Schicht aus Kunststoff und schließlich den äußeren Mantel, der das Kabel vor physikalischen Schäden und dem Eindringen von Wasser bewahrt. In einigen Fällen, besonders in flacheren Gewässern, wo die Gefahr von Beschädigungen durch Schiffsanker oder Fischereiausrüstung besteht, wird das Kabel zusätzlich durch eine Panzerung aus Stahl geschützt.

Die Übertragung von Daten durch Unterseekabel basiert auf der Glasfasertechnologie. Lichtimpulse, die digitale Informationen kodieren, werden durch die Glasfasern gesendet. Auf der Empfängerseite werden diese Lichtimpulse wieder in elektrische Signale umgewandelt, die von Computern und anderen Geräten gelesen werden können. Die Effizienz dieser Technologie ermöglicht es, enorme Datenmengen über tausende Kilometer hinweg fast ohne Verzögerung zu übertragen.

Ein wesentlicher Vorteil der Glasfasertechnologie ist ihre hohe Kapazität und Zuverlässigkeit. Im Vergleich zu älteren Übertragungsmedien wie Kupferkabeln können Glasfaserkabel viel mehr Daten über viel größere Entfernungen übertragen, ohne dass die Signalqualität signifikant abnimmt. Zudem sind sie weniger anfällig für Störungen durch elektromagnetische Interferenzen, was sie ideal für die Verwendung am Meeresboden macht.

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Verlegung von Unterseekabeln

Die Verlegung eines Unterseekabels beginnt lange vor dem ersten Kabelmeter, der ins Wasser gelassen wird. Zuerst erfolgt eine sorgfältige Planung der Route. Hierbei müssen geografische, ökologische und politische Faktoren berücksichtigt werden. Die geplante Route wird dann mit speziellen Schiffen abgefahren, die den Meeresboden kartieren, um sicherzustellen, dass das Kabel optimal verlegt wird, um Beschädigungen durch natürliche Hindernisse oder menschliche Aktivitäten zu vermeiden.

Sobald die Route festgelegt ist, beginnt die Verlegung des Kabels. Spezialisierte Schiffe, sogenannte Kabelverlegeschiffe, werden eingesetzt, um das Kabel langsam und kontrolliert vom Heck des Schiffes auf den Meeresboden abzulassen. Dieser Prozess erfordert präzise Navigation und ständige Überwachung, um sicherzustellen, dass das Kabel genau entlang der geplanten Route abgelegt wird. In flacheren Gewässern, wo die Gefahr von Beschädigungen durch Schiffsanker oder Fischereiausrüstung höher ist, kann das Kabel zusätzlich geschützt oder tiefer in den Meeresboden eingegraben werden.

Wartung von Unterseekabeln

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen während der Verlegung sind Unterseekabel nicht vor Schäden geschützt. Natürliche Ereignisse wie Erdbeben, Unterwassererdrutsche oder menschliche Eingriffe können zu Brüchen oder Beschädigungen führen. Für die Wartung und Reparatur dieser Kabel werden spezielle Reparaturschiffe und Unterwasserroboter eingesetzt.

Bei einem Schadensfall lokalisiert das Reparaturschiff die beschädigte Stelle des Kabels mithilfe von Sonartechnologie und zieht das Kabel vorsichtig an die Oberfläche. Die beschädigte Sektion wird entfernt und durch ein neues Stück Kabel ersetzt, das anschließend sorgfältig verschweißt und versiegelt wird, um die Integrität der Verbindung zu gewährleisten. Anschließend wird das reparierte Kabel wieder auf den Meeresboden abgelassen.

Die Wartung von Unterseekabeln ist eine komplexe und kostenintensive Aufgabe, die rund um die Uhr erfolgt. Teams von Ingenieuren und Technikern überwachen ständig die Leistung der Kabelsysteme, um Probleme frühzeitig zu erkennen und Ausfallzeiten zu minimieren. Moderne Unterseekabel sind zudem so konstruiert, dass sie eine Lebensdauer von mindestens 25 Jahren haben, um die Notwendigkeit häufiger Reparaturen zu reduzieren.

Bedeutung von Unterseekabeln für das Internet

Mehr als 99% des grenzüberschreitenden Datenverkehrs werden durch Unterseekabel übertragen. Diese Kabel transportieren alles – von E-Mails und Webseitenaufrufen bis hin zu Videoanrufen und Streaming-Inhalten. Ohne sie wäre das Internet, wie wir es heute nutzen, undenkbar. Die Kabel ermöglichen nicht nur die schnelle Übertragung von Daten, sondern auch die hohe Zuverlässigkeit und Stabilität der Netzwerkverbindungen, die für die moderne Wirtschaft und Gesellschaft unerlässlich sind.

Die wirtschaftliche Bedeutung von Unterseekabeln kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie sind die Basis für internationale Geschäfte, ermöglichen den globalen Handel und den Austausch von Finanzdaten in Echtzeit. Die Geschwindigkeit, mit der Informationen übertragen werden, beeinflusst direkt die Effizienz von Finanzmärkten und den globalen Handel. Unternehmen verlassen sich auf diese schnellen Verbindungen, um mit Kunden, Partnern und Mitarbeitern weltweit zu kommunizieren und Geschäfte abzuwickeln.

Neben der wirtschaftlichen spielt auch die soziale und kulturelle Bedeutung von Unterseekabeln eine zentrale Rolle. Sie ermöglichen den Austausch von Ideen und Kulturen und tragen zur globalen Vernetzung von Menschen bei. Soziale Netzwerke, Online-Communities und digitale Plattformen für Bildung und Unterhaltung sind nur durch die nahtlose globale Konnektivität möglich, die diese Kabel bieten. Sie tragen dazu bei, Distanzen zu überwinden und Menschen unabhängig von ihrem geografischen Standort zusammenzubringen.

Trotz ihrer Bedeutung sind Unterseekabel auch anfällig für Störungen, sei es durch natürliche Ereignisse oder menschliche Aktivitäten. Um die Zuverlässigkeit des globalen Internets zu gewährleisten, ist Redundanz ein Schlüsselaspekt. Mehrere Kabelrouten und alternative Übertragungswege wie Satellitenverbindungen sind notwendig, um bei Ausfällen schnell umschalten zu können. Die jüngsten Ereignisse vor der Westküste Afrikas zeigen, wie wichtig es ist, eine robuste Infrastruktur und Notfallpläne zu haben, um die Kontinuität der globalen Kommunikation sicherzustellen.

Zukunftsaussichten

Die Aussichten für die Zukunft der Unterseekabel-Technologie vielversprechend. Neue Materialien und Technologien versprechen eine noch höhere Übertragungskapazität und Robustheit. Experimente mit hohlen Glasfasern könnten die Übertragungsgeschwindigkeiten weiter steigern, indem sie die Lichtsignale noch effizienter durch die Kabel leiten. Ein weiterer spannender Entwicklungsbereich ist die Integration von Sensorik in Unterseekabel, um ozeanografische Daten zu sammeln. Diese „smarten“ Kabel könnten wertvolle Informationen über die Meeresumwelt liefern, von der Überwachung des Klimawandels bis hin zur Früherkennung von Unterwasserbeben. Zudem wird die Rolle von Satellitensystemen als Ergänzung zu den Unterseekabeln immer wichtiger. Projekte wie Starlink von SpaceX oder das OneWeb-Konsortium arbeiten daran, globale Breitbandverbindungen über Satellitennetzwerke bereitzustellen. Diese könnten in Zukunft eine wichtige Backup-Lösung für Gebiete bieten, die durch Kabelausfälle vom Netz getrennt sind.


Image via Adobe Stock by ArtBox

Als Informationsmanagement-Student ist Clemens bestrebt, die digitale Welt zu verstehen und zu gestalten. Bei den Netzpiloten nutzt er seine Leidenschaft für Technologie, um Trends und innovative Entwicklungen kennenzulernen und zu erforschen.


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