Sicheres Zuhause im Urlaub – dank Gadgets und Verhalten

Der Urlaub dürfte wohl zu denjenigen Terminen im Jahr gehören, die am meisten von euch herbeigesehnt werden. Erst recht, wo das Reisen in den vergangenen beiden Jahren etwas „erschwert“ war.

Allerdings kann man es nicht oft genug betonen: Einbrecher lieben die Urlaubszeit ebenso. Denn wenn niemand daheim ist, können sie sich viel mehr Zeit lassen und dadurch selbst umfassende Einbruchschutzmaßnahmen überwinden. Außerdem haben sie ebenso mehr Zeit, um euer Heim gründlich auf den Kopf zu stellen.

Nein, das soll nicht heißen, ihr müsstet zuhause bleiben, um euer Domizil gegen Kriminelle zu verteidigen. Allerdings heißt es definitiv, dass ihr nicht in die Ferne reisen solltet, ohne euren Lebensmittelpunkt vernünftig abzusichern. Dabei spielt Technik ebenso eine Rolle wie geschicktes Verhalten eurerseits – sowohl vor der Reise als auch mittendrin.

Disclaimer: Wie haben bei allen Tipps der folgenden Zeilen auf maximale Tauglichkeit sowohl für Mietwohnungen als auch Eigenheime geachtet. Laut dem neugestalteten Paragraph 554 BGB muss der Vermieter es zulassen, wenn ihr für mehr Einbruchschutz sorgen möchtet – allerdings ist er nicht grundsätzlich verpflichtet, dafür sein Portemonnaie zu öffnen.

1. Sichert eure Social-Media-Accounts ab

Kann jeder alles sehen, was ihr zwischen Insta und Twitter postet? Dann besteht bei euch bereits eine schwere Sicherheitslücke, die nachweislich schon mehrfach von Kriminellen ausgenutzt wurde, um die Heime von Urlaubern leerzuräumen.

Es ist ganz einfach: Ihr gebt auf euren Accounts irgendwelche Hinweise darauf, euch nicht im Lande zu befinden. Dann muss es einem Einbrecher nur noch gelingen, eure Adresse herauszufinden und das Unglück kann seinen Lauf nehmen.

Wähnt euch diesbezüglich keinesfalls in Sicherheit, wenn auf eurem Account keine Adresse mitsamt Hausnummer steht. Es genügt schon der allgemeine Wohnort. Sofern ihr einen ungewöhnlichen Namen habt, kann der allein sogar schon ausreichen.

Was also tun? Nun:

  • Wechselt im Idealfall zu einem Pseudonym statt eures Klarnamens – achtet aber unter anderem auf Twitter auf die URL eures Profils, die immer noch einen Hinweis geben kann.
  • Justiert eure Accounts, falls das möglich ist, damit nur Leute aus eurer Friendlist eure Posts sehen.
  • Wenn es irgendwie geht, haltet euch mit Posts zurück, die den Urlaub thematisieren.
  • Löscht wenigstens für die Zeit eurer Abwesenheit jeden Hinweis auf euren Wohnort.

Ein Einbrecher öffnet ein Fenster mit einem unauffälligen Schraubenzieher

Der als Hebel genutzte Flachschraubenzieher ist das beliebteste Einbrecher-Tool – weniger kompromittierend als ein mitgeführtes Brecheisen.
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Bedenkt immer: Wenn euer Klarname vorhanden ist, lässt sich meist der Rest irgendwie ergoogeln. Und glaubt bitte nicht, Einbrecher würden das nicht tun.

2. Setzt auf physischen Einbruchschutz

Digitale Technik kann euer Heim sehr sicher machen. Sie kann jedoch definitiv nicht alles im Alleingang lösen. Dazu gehen die meisten Einbrecher einfach zu brachial vor. Wollt ihr den meistverwendeten Modus Operandi wissen?

  • Man nehme einen breiten, langen Flachschraubenzieher,
  • ramme ihn zwischen Fenster und Rahmen,
  • ziehe und drücke kräftig daran und
  • *knack* springen die kleinen Zylinder, die den Flügel im Rahmen festhalten, aus ihrer Verankerung – der Zugang ist offen.

Bei leichten Türen gehen die Kriminellen übrigens ganz ähnlich vor.

Kaum ein Einbrecher schlägt jedoch Glas ein, das ist zu laut und birgt das Risiko, DNA-Spuren am Tatort zu hinterlassen. Und noch weniger von ihnen stellen sich mit der Bohrmaschine an eine Tür und fangen an, das Schloss aufzubohren. Das ist noch lauter und dauert obendrein viel länger.

Neben dem Schraubendreher spielt nur noch das Lockpicking per Dietrich eine Rolle. Das ist heutzutage sogar ein beliebtes Hobby – ohne kriminelle Absichten. Allerdings können Einbrecher sich natürlich ebenfalls solche frei im Netz gehandelten Sets kaufen und den Umgang damit erlernen.

Das heißt, mit physischem Einbruchschutz könnt ihr sehr viel bewirken. Hierzu stehen euch eine Menge Möglichkeiten offen. Die schnellsten, effektivsten und günstigsten:

  • Der Austausch der zylindrischen Verriegelungselemente von Fenstern und Fenstertüren gegen pilzkopfförmige. Die lassen sich ungleich schwieriger aufhebeln als die zylinderförmigen Standardteile.
  • Die Installation eines Aufhebelschutzes bzw. Zusatzschlosses innen an allen Fenstern und Fenstertüren.
  • Zusatztürschlösser, die sich von außen bedienen lassen. Hierunter fällt vor allem der bei Einbrechern sehr unbeliebte Panzerriegel. Steckt darin ein besonders hochwertiger Schließzylinder, ziehen die meisten bereits wieder ab, wenn sie nur das zusätzliche Schloss im Türblatt sehen.

Natürlich ist das alles jedoch nichts gegen den echten Endgegner aller Einbrecher: Gitter vor Fenster und Türen. Allerdings ist das bei Mietobjekten oftmals nicht möglich – und wir verstehen es vollkommen, wenn euer Heim nicht den Charme von Alcatraz erwecken soll.

Übrigens: Abschließbare Fenstergriffe solltet ihr nur als Ergänzung ansehen. Das Schloss verhindert lediglich das Betätigen des Griffes. Für die Einbrecher mit Schraubendreher ist das jedoch egal.

3. Habt jemanden, der die Post übernimmt

Viele Einbrecher sind Gelegenheitstäter. Das heißt, sie bewegen sich offenen Auges durch die Gegend und schauen nach Wohnungen und Häusern, die so aussehen, als sei niemand zuhause.

Ein überquellender Briefkasten, vielleicht noch eine Schicht Werbeprospekte auf der Türschwelle, das sind alles untrügliche Zeichen. Hier habt ihr zwei Möglichkeiten:

  • Bittet einen Nachbarn oder Bekannten, alle Post zu sich zu nehmen – und zwar jeden Tag.
  • Bestellt bestimmte Sendungen ganz ab oder ändert die Adresse in diejenige eines Nachbarn oder Bekannten.

Falls ihr draußen Blumen habt, sollte zudem jemand das Gießen übernehmen. Trockene, traurig dreinschauende Gewächse sind ebenfalls ein wichtiger Abwesenheitshinweis.

Top-Lösung: Wenn ihr jemanden habt, der die Post aufsammelt, bittet ihn, rund ums Haus kurz gegen die Türen und Fenster zu drücken, um zu checken, ob sie noch verriegelt sind.

Ein Haus, dass zwar von innen hell erleuchtet ist, wo fehlende Rollläden aber deutlich machen, dass niemand anwesend ist.
Ohne Rollladensteuerung ist jede Anwesenheitssimulation wertlos. Spätestens, wenn das Licht angeht, genügt ein Blick ins Gebäude und euer Bluff fliegt auf.
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4. Erschafft eine realistische Anwesenheitssimulation

Um Einbrecher abzuwehren, müsst ihr verstehen, wie die meisten von ihnen denken. Sie sehen beispielsweise ein Haus, bei dem noch in der Abendstunde kein Licht brennt und die Rollläden offen sind. Oder eine Wohnung, die mitten am Tag die Rollläden geschlossen hat.

Hier kommt nun moderne (Digital-) Technik ins Spiel. Diese ist heute nicht nur extrem vielfältig, sondern kostengünstig genug, um euch eine Anwesenheitssimulation zu gestatten, die praktisch jeden Einbrecher fertigmacht.

Ihr braucht:

  • Eine Möglichkeit, euren Fernseher automatisch ein- und auszuschalten. Bei vielen Smart-TVs geht das mit Bordmitteln, alternativ per App. Der Fernseher sorgt einerseits für sichtbares Licht, selbst hinter dem Rollladen. Anderseits ist er spätestens an der Tür hörbar – das Risiko geht kein Einbrecher ein.
  • Eine automatische Rollladensteuerung. Am besten eine, die entweder zu leicht unterschiedlichen Tageszeiten arbeitet oder aus der Ferne von euch gesteuert werden kann. Zwingende Basis für beides ist allerdings ein irgendwie gearteter elektrischer Rollladenantrieb. Ihr habt Rollladenbänder? Dann könnt ihr smarte, elektrische Gurtwickler nutzen. Mindestmaß sollten solche Antriebe an allen von der Straße aus sichtbaren Fenstern und Fenstertüren sein.
  • Eine smarte Lichtsteuerung, die in unterschiedlichen Räumen funktioniert. Besonders clever: Das Licht geht, etwa abends im Bad, nur für wenige Minuten an und dann wieder aus. Je unregelmäßiger das alles geschieht, desto besser.

Falls euch der jeden Tag laufende Fernseher zu viel Strom verbraucht, dann tut es die Alternative: Ein TV-Simulator in Verbindung mit einer WLAN-Steckdose oder einer, die sich als Timer programmieren lässt. In dem Fall solltet ihr aber durch ein gleichzeitig schaltendes Radio oder einen Smart Speaker für eine passende Geräuschkulisse sorgen. TV-Simulatoren arbeiten nur mit unregelmäßig die Farbe wechselnden LED ohne Ton.

5. Überwacht den Innenraum eures Heimes

Ihr seid im Urlaub, habt keine daheimgebliebenen Mitbewohner und etwaige Haustiere sind bei Bekannten untergebracht? In dieser typischen Situation darf sich also während eures Trips in euren vier Wänden nichts bewegen. Geschieht das doch, dann liegt zumindest der Verdacht auf einen Einbruch extrem nah.

Wichtig ist vor allem, das mitzubekommen. Damit wären wir einmal mehr bei moderner, smarter Technik angelangt:  

  • Das absolute Mindestmaß sollte eine einzelne WLAN-Kamera sein, die eurer Wohnzimmer überwacht. Egal, wo jemand genau einbricht, hier wird er sich definitiv umsehen. Allerdings wäre es natürlich besser, wenn es mehrere Kameras im gesamten Wohnumfeld gäbe. Vorteil: Da es nur der Innenraum ist, ist die Überwachung in rechtlicher Hinsicht völlig unproblematisch.
  • Wenn es euer Budget gestattet, dann rüstet euer Heim zusätzlich mit entsprechenden Sensoren aus. Solche, die ein simples Öffnen von Tür- und Fensterflügeln registrieren, sind dabei die erste Wahl. Konzentriert euch dabei auf diejenigen Elemente, die sich von der Straße aus besonders einfach erreichen lassen – vergesst aber nicht, dass Einbrecher bei günstiger Gelegenheit mitunter klettern. Etwa auf einen Balkon im ersten Stock.

Beide Systeme solltet ihr auf eine Weise justieren, durch die ihr direkt im Urlaub aufs Smartphone eine Meldung bekommt. Achtet in dem Fall allerdings unbedingt darauf, im Ausland ständig eine ausreichende Datenverbindung zu haben.

Kommt eine Meldung, dann zögert keine Sekunde und ruft die (deutsche) Polizei an. Wählt dabei aber nicht nur die 110 oder 112. Im (europäischen) Ausland werdet ihr dadurch nur mit den örtlichen Beamten verbunden, das bringt euch gar nichts.

Informiert euch stattdessen vor der Reise, welche Polizeidienststelle für euren Wohnort zuständig ist. Dann sucht die Nummer von deren 24/7 besetzter Leitzentrale heraus – und speichert diese mit einer +49 statt der vorangestellten 0 der Vorwahl ein.

Wichtig: Wenn ihr die deutsche Polizei alarmiert, dann erwähnt direkt, dass ihr im Urlaub seid und gerade durch die Innenraumkamera einen Einbruch seht.


Beitragsbild via stock.adobe.com © Dan Race  


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