Günstige Alternative zum Surface Pro: Das 2-in-1-Tablet Alcatel Plus 12 im Test

Kreativ, flexibel, belastbar und teamfähig – wer so tickt, ist in der modernen Arbeitswelt sehr wahrscheinlich erfolgreich angekommen. Passend dazu hat Microsoft mit dem Surface Pro das 2-in-1-Tablet erfunden. Es ergänzt ein Tablet um eine andockbare Tastatur und macht dank Windows 10 daraus einen vollwertigen Computer. Die gleichen Eigenschaften kann der chinesische Mobillgerätehersteller TCL, der den Markennamen Alcatel weiterführt, mit seinem neuen Plus 12 auch für sich beanspruchen. Das 2-in-1-Gerät kommt, ähnlich wie sein Vorgänger Plus 10, mit einem kuriosen Konzept um die Ecke: Das leistungsfähge Tablet wird mit Dockingstation zum Laptop. Es ist allerdings viel günstiger als das Original von Microsoft. Ist dieser Billigheimer dennoch empfehlenswert? Unser Test zeigt, was das Alcatel Plus 12 wirklich draufhat.

Plus 12 Stylus (IMage by Anne Jerratsch)

Design: Sympathien klar verteilt

Bei Acatel sind die Präferenzen klar verteilt: Der Tablet-Teil des Alcatel Plus 12 ist das Stück, für das sich die Designer besonders Mühe gemacht haben. Der Rahmen des Tablets ist zwar aus Kunststoff. Für die Rückseite hat der Hersteller dem Alcatel Plus 12 aber eine schicke und vor allem stabile Metalloberfläche gegönnt. Das mit 596 Gramm relativ schwere Tablet ist sehr hochwertig verarbeitet. Mit dem Premium-Design der Surface-Geräte kann es aber nicht mithalten. Beim Design gibt sich Microsoft einfach noch etwas mehr Mühe.

Der relativ breite Rand von mehr als einem Zentimeter hinterlässt zunächst einen etwas altbackenen Nachgeschmack, doch den macht es mit einem ausgesprochen guten Handling wieder wett. Außerdem verhindert der Rand, dass man ständig aus Versehen auf eine der zahlreichen Tablet-Funktionen gerät. Am oberen Rand sorgen zwei integrierte Lautsprecher für ein überraschend klangstarkes Soundbild. Eine 5-Megapixel-Kamera und ein integriertes Mikrofon runden die Ausstattung ab. Zusätzlichen Speicherplatz gibt es mit dem Slot für eine Micro-SD-Karte. 

Am rechten Bildschirmrand hat Alcatel fast sämtliche weiteren Anschlüsse angebracht: Von dem normalen Kopfhöreranschluss (kleine Klinke) über USB 3.0, mit dem die Energieversorung gesichert ist, bis hin zu einem normalen Mini-USB-Anschluss für den kabelgebundenen Datenverkehr. Plus 12 Seite 2 (Image by Anne Jerratsch)Hier befindet sich außerdem der Powerknopf. Er ist ungewöhnlich länglich designt, weil er gleichzeitig auch als Fingerabdrucksensor dient. Ferner findet sich am rechten Rand die von Smartphones bekannte Lautstärke-Wippe, die jedoch einen etwas wackeligen Eindruck macht. Auf der unteren Seite wird das Tablet ganz bequem an die Tastatur angedockt.

Prima tippen mit dem Tastatur-Dock

Die Dockingstation für das Plus 12-Tablet bildet zugleich das Tastatur-Modul der Kombi. Anders als beim Micrsoft Surface Pro gehört beim Alcatel Plus 12 eine Tastatur also gleich zum Lieferumfang. Mit nur 365 Gramm ist die Tastatur aus Vollplastik extrem leicht, wirkt aber im Gegensatz zum hochwertigen Tablet-Teil etwas billig verarbeitet. An der linken Seite wartet ein weiterer normaler USB-Slot auf seinen Einsatz. Auch für die SIM-Karte ist ein Slot integriert (mehr dazu weiter unten).

Die Tasten des Keyboards haben einen guten Druckpunkt, auch das Touchpad reagiert angemessen. Einziger wirklicher Kritikpunkt sind hier die – sicherlich aus Designgründen – deutlich zu klein geratenen Pfeiltasten. Bei intensiver Nutzung haut man leider öfter daneben und erschwert sich so die Arbeit beim Schreiben unnötig. Auf der unteren Seite des Keyboards wurden Gummistopper angebracht, um das recht leichte Plastikgehäuse nicht wegrutschen zu lassen.

Klappt man die Kombi zusammen, was erstaunlich passgenau und auch problemlos mit einer Hand funktioniert, halten mehrere Magnete das Tablet am Keyboardgehäuse fest. Als weiteres Zubehör gehört ein Stylus zur Ausstattung. Eine Laptoptasche oder ein Tablet-Sleeve oder gar ein Stifte-Etui sind nicht mit im Paket enthalten.

Tolles Display, schnell genug für Office-Arbeiten

Das Tablet-Display präsentiert sich hochauflösend in Full HD mit 1920 x 1080 Pixel und kommt kontrastreich und farbstark daher. Es passt mit handlichen 11,6 Zoll in jede Tasche. Das Plus 12 gibt sich auch bei der Rechenhardware keine Blöße. Für Office-Arbeiten reichen der Intel Celeron N3350 Dual-Core-Prozessor, die Grafikkarte Intel HD Graphics 500 und der 4 GB große Arbeitsspeicher aus. Das vorinstallierte Windows 10 läuft flüssig und zuverlässig. Allerdings bietet das 2-in-1-Tablet nicht genug Tempo für rechenintensive Aufgaben wie Bild- und Videobearbeitung. Anwender mit hohen Ansprüchen an die Performance kommen an teuren Geräten wie dem Surface Book nicht vorbei.

Akku hält keinen ganzen Tag

In Sachen Akku schlägt sich das Plus 12 recht ordentlich. Die Kombi verfügt über zwei separate Energierspeicher, die beide mit unter zwei Stunden bis zur vollen Leistung angenehm schnell laden. Im Keyboard-Teil ist ein 2.500 mAh starkes Akkupack eingebaut, im Tablet-Teil tut eine 6.900 mAh starke Batterie ihren Dienst. Zusammen kann die Kombi bei voller Auslastung mit einer Arbeitsleistung von etwas über fünf Stunden punkten.

Zwar verspricht der Hersteller einen „kompletten Arbeitstag“, worunter man üblicherweise etwa acht Stunden verstehen dürfte, aber wir wollen mal nicht zu kleinlich sein. Besonders Kreative können den USB-Anschluss im Tastaturteil als Powerbank nutzen – andersherum funktioniert das leider nicht. Da sich noch nicht in jedem Haushalt ein USB-3.0-Kabel befinden dürfte, sollte dieses wohl auswärts besser mitgeführt werden.

Touch me, baby, one more time: Surfen mit Stylus und Touchscreen

Das Plus 12 macht es sich im heimischen WLAN-Netzwerk schnell bequem, nur gelegentliche Funkausfälle stören den Surfgenuss. Diese lassen sich mit der extra für solche Fälle angebrachten Wifi-Reset-Taste jedoch schnell beheben: Sechs Sekunden drücken und weiter geht’s. Sowohl im Laptop-Modus als auch als Tablet-Variante performt das Plus 12 leicht und schnell.

Ein besonderes Bonbon beim Browser-Surfen dabei ist der Touchscreen. Er kompensiert zuverlässig die mühsam zu erreichenden Pfeiltasten des Keyboards. Mit ihm lassen sich Scrollbalken und aufwändige, groß bebilderte Homepages ganz einfach bedienen und neue Tabs auch ohne Keyboard öffnen – ein wahrer Segen für Tippfaule. Die Gewöhnung an die Touchfunktion geht tatsächlich so rasch, dass ich mehr als einmal versucht habe, an meinem Arbeitslaptop auf dem Screen herumzutippen. Da behaupte noch einer, solche Features wären bloßes Luxusgut für technisch anspruchsvolle Nerds.

Auch der im Paket enthaltene Touchscreen-Eingabestift macht Laune. Mit ihm kann man nicht nur die einzelnen Funktionen anwählen, sondern auch Kurznotizen, Bildschirmskizzen und freie Zeichnungen erstellen. Wer in den Neunzigern Spaß mit dem Windows-eigenen Paint-Programm hatte, wird hier mit dem Stylus seine helle Freude haben. Der Stift reagiert gut und punktgenau. Wie lange die beiliegende AAAA-Batterie durchhält, konnte in diesem Test nicht vollständig ausprobiert werden. Nachfüllbatterien gibt es aber in jedem Bau- und Elektromarkt.

Mobiles Internet an Bord: Alcatel Plus 12 hat Platz für eine LTE-Karte

Selbst wenn kein WLAN verfügbar ist, macht das Alcatel Plus 12 eine gute Figur: Im Keyboard ist ein LTE-Modem eingebaut, mit dem sich mittels einsteckbarer SIM-Karte ein mobiler Hotspot einrichten lässt. Aber Achtung: Die modernen Nano-Sims aus euren Smartphones haben hier nichts verloren – in den Slot gehört eine normale SIM-Karte hinein! Die LTE-Funktion läuft allerdings nur, wenn der Tablet-Teil auch am Dock angeschlossen ist und man die Kombi im Laptop-Modus nutzt. Dann funktioniert das Surfen allerdings recht flott und zuverlässig.

Die LTE-Funktion ist mehr als ein Gimmick und im Alltag nicht zu unterschätzen. Sie ist auch keine Selbstverständlichkeit bei 2-in-1-Geräten. Das Original von Microsoft, das Surface Pro, musste die ersten vier Generationen ohne LTE auskommen. Erst ist in Kürze erscheint erstmals eine LTE-Variante des aktuellen Surface-Pro-Modells.

Spezialität Kombi-Modus: Flexibilität ist Ansichtssache

Das wahre Talent des Alcatel Plus 12 ist natürlich seine vielfältigen Einsatzmöglichkeiten, doch hier lauern auch die Tücken. Als Laptop lässt es sich in nur einem einzigen Aufstellwinkel oder wie ein Yoga-Book auch mit dem Rücken zum Keyboard aufstellen. Der Winkel ist für Nutzer mit einer Körpergröße von unter 1,90 Metern recht angenehm. Nachteilig ist, dass der Bildschirm recht stark spiegelt. Beim Arbeiten bei Tageslicht und im Freien dürfte dies durchaus zum Problem werden. Hier erweist sich das Original von Microsoft mit seinen verschiedenen Kipp-Winkeln als überlegen.

Hebt man das Tablet aus dem Dock, wird der Tablet-Modus meist schnell erkannt, auch wenn es zu leichten Verzögerungen beim Drehen des Tablets kommen kann. Zudem ist das Keyboard so leicht, dass das Oberstück ab und zu aus der Dockingstation herauszukippen droht. Das passiert beispielsweise beim gemütlichen Herumfläzen im Bett oder auf dem Sofa. Hier haben die Designer wohl nicht jeden möglichen Use-Case ausprobiert. Am zuverlässigsten funktioniert die Kombi, wenn das Plus 12 auf einem festen und geraden Untergrund steht. Für Streamingsüchtige, die ihre Wochenenden liegenderweise auf der Couch verbringen, heißt das also: Den Couchtisch näher heranrücken. 

Fazit: Alcatel Plus 12 ist eine gute Kombi zum moderaten Preis

Mit dem Plus 12 kann Alcatel durchaus in den oberen Ligen der 2-in-1-Geräte mitspielen. Das Gerät kann mit seinem geringen Gewicht von unter einem Kilo, dem hochwertigen Look und dem durchdachten Dockingsystem größtenteils überzeugen. Das Plus 12 reagiert beim Arbeiten schnell und zuverlässig. Das gilt allerdings nur für den Standard-Einsatz im Office. Für rechenintensive Anwendungen ist das Gerät weniger geeignet.

Die Akkuleistung könnte deutlich ausdauernder als die knappen 5 Stunden (etwa 7 Stunden im Standby) sein. Außerdem hätte für unterwegs eine Schutzhülle durchaus drin sein können. Das Display punktet mit seiner überdurchschnittlichen Auflösung und der Farbstärke. Auch die LTE-Funktion in der Dockingstation ist zwar bisher ein seltenes Feature bei den 2-in-1-Podukten, kann aber im mobilen Einsatz absolut überzeugen.

Das Alcatel Plus 12 wird bisher nur in einem schlichten Grau angeboten. Zu einem Ladenpreis von knapp 550 Euro bekommen Tablet- und Netbook-Fans mit dem Alcatel Plus 12 ein solides, gut verarbeitetes 2-in-1-Gerät, das durchaus Freude beim Arbeiten und Streamen macht. Zumindest, solange man die ärgerlich kleinen Pfeiltasten beim Schreiben und Surfen umgeht. Wer nicht mehrere Tausend Euro für das Surface Pro von Microsoft ausgeben möchte, findet im Alcatel Plus eine günstige Alternative. Einen Vermerk auf der Weihnachtswunschliste lohnt sich!

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Images by Anne Jerratsch


ist freischaffende Autorin und Redakteurin bei den Netzpiloten. Sie ist Historikerin, Anglistin, Kinonerd, Podcasterin und Hörspielsprecherin. Seit das erste Modem ins Elternhaus einzog, treibt sie sich in allen möglichen Ecken des Internets herum. Sie twittert als @keksmadam und bloggt bei Die Gretchenfrage. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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