Fight the Trash! Mehr Nachhaltigkeit beim Elektronikkauf

Wir möchten euch zu einem Experiment einladen. Geht einmal durch eure Wohnung und zählt alle elektronischen Geräte, die ihr besitzt. Zählt auch die mit, die noch funktionieren, aber ungenutzt in der Schublade liegen. Sicherlich liegt das ein oder andere Gerät nutzlos rum.
In den letzten Jahren kommt es insgesamt vermehrt vor, dass die Leute auf neue elektronische Geräte zurückgreifen.
Doch warum ist das so und was kann man mit alten Geräten machen, die nicht mehr gebraucht werden?
Diese Fragen werden in diesem Artikel beantwortet.

Folgen ungebremsten Elektronikkonsums

Für praktisch jeden Handgriff im Haushalt gibt es ein elektronisches Helferlein, der diesen erleichtern soll. So praktisch das Gerät für den gedachten Einsatz auch ist, so nutzlos ist es für jeden anderen Zweck. In Folge verstauben in deutschen Schränken und Schubladen Millionen von nicht benötigten Geräten. Was die Sache noch schlimmer macht: Wenn ihr sie dann doch nach Jahren wieder braucht, sind sie meistens kaputt. Es ist deshalb höchste Zeit, den Umgang mit Elektronik neu zu überdenken.

Habt ihr schon einmal auf einem Recyclinghof aufgesucht? Wenn nicht, schaut da mal vorbei. Wenn ihr die Berge an ausgedienten Waschmaschinen, defekten Kühlschränken und kaputten Fernseher seht, werdet ihr staunen. Pro Einwohner produziert Deutschland jedes Jahr 20 kg Elektroschrott. Das macht 1.6 Millionen Tonnen Blech, Plastik, Kupfer und Elektronik, die mühsam recycelt werden müssen. Häufig landet der Schrott in den ärmsten Ländern der Welt. Dort sorgt er für massive Umweltschäden.

Woher kommt die Sucht auf Elektronik?

Ein neues Elektrogerät zu kaufen hatte früher etwas Feierliches. Die neue Spülmaschine für die Mutter, die Stereoanlage für den Sohn oder der neue Familien-Fernseher – das war jedes Mal ein Fest. Elektrogeräte waren praktisch, nützlich, teuer und empfindlich. Man hatte sie mit Respekt und Sorgfalt zu behandeln, sonst gab´s schnell Ärger mit den Eltern.
Irgendwie haben es die Hersteller geschafft, diese hohe, gefühlte Wertigkeit bis heute ihren Geräten anzudichten. Der Kauf dieser Produkte löst immer noch ein „ich kann es mir leisten“ Gefühl aus. Und dagegen ist schwer anzukommen.
Umso wichtiger sollte es dann aber sein, dass das gekaufte Produkt auch den Nutzen bringt, den es verspricht. Doch davon kann bei vielen Geräten bei weitem nicht mehr die Rede sein. Die Regel ist eher, dass diese Produkte kurz nach Ablauf der zweijährigen Gewährleistungspflicht den Dienst einstellen. Das ist häufig sogar unabhängig davon, wie oft sie gebraucht wurden. Auch wenn die Hersteller es noch so abstreiten. Die „geplante Odoleszenz“, also die Konstruktion mit bewusst begrenzter Haltbarkeit, ist Fakt.

Was ihr tun könnt

Wir möchten Elektrogeräte nicht grundsätzlich verteufeln. Viele sind in der Tat äußerst praktische Helfer, die uns viel Arbeit abnehmen und unsere Lebensqualität erhöhen. Aber wir wünschen uns ein anderes Bewusstsein. Wünsche kann man managen. Das trügerische Glücksgefühl des „sich Gönnens“ beim Elektronikkauf ist immer nur von kurzer Dauer. Umgekehrt kann ein unterdrückter Herzenswunsch sogar schädlich für das Mindset sein. Darum: Wir wollen niemandem etwas missgönnen. Aber ein verantwortliches, bewusstes und nachhaltiges Einkaufen ist auch Lebensqualität. Das gilt für Essen und Trinken ebenso wie für Elektronikgeräte. Kauft euch deshalb, was ihr wollt – aber seid euch vorher sicher, dass ihr es auch wirklich wollt.

1. Brauche ich das wirklich?

Geht durch eure Schränke und betrachte jedes Elektrogerät kritisch. Stellt euch vor allem die Frage: Wann habe ich das zum letzten Mal gebraucht? Wenn es länger als zwei Jahre her ist, dann werdet es los. Wenn es noch vorzeigbar und intakt ist, findet ihr auch einen Käufer.

2. Qualität vor Quantität

Widersteht möglichst der Versuchung, ein billiges No-Name-Produkt zu kaufen. Der höhere Preis von Markengeräten hat oft seine Berechtigung. Lest vorher Testberichte und informiert euch über das Gerät. So lauft ihr weniger Gefahr, einen Fehlkauf zu tätigen.

Bei Elektrowerkzeugen ist es besonders einfach: Viele Firmen bieten sogenannte „Profi-Baureihen“ an. Diese sind extra für den harten, täglichen, gewerblichen Einsatz ausgelegt. Kaufst ihr euch so eine Maschine für den Hausgebrauch, habt ihr oft ein Leben lang davon. Wer billig kauft, kauft dagegen nicht selten zweimal.

Zudem gibt es auch Firmen, die nagelneue Geräte als B-Ware verkaufen.
Diese Bezeichnung kommt bei Artikeln vor, die aus Gründen wie beschädigter Verpackung oder geringen Mängel an der Ware selbst nicht in den offiziellen Verkauf gehen. Stattdessen werden die Produkte etwas günstiger angeboten. In der Regel funktionieren die Geräte einwandfrei. Sprecht die Mängel dennoch bitte an und lasst euch von dem Händler aufklären.

3. Multigeräte bevorzugen

Anstatt für jeden Zweck ein neues Gerät zu kaufen, könnt ihr auch Multifunktions-Maschinen verwenden. Bei Gartengeräten gibt es diese in erstklassiger Markenqualität. Sie bestehen aus einer Motor-Akku-Einheit, an die ihr die benötigten Werkzeuge einfach andockt.
Bei Elektrowerkzeugen gibt es ähnliche Lösungen. Ein „Multifunktionsgerät“ lässt sich mit ein paar Handgriffen von einer präzisen Säge zu einem Schleifgerät und zu vielen anderen nützlichen Werkzeugen umbauen. So spart ihr nicht nur Geld, sondern auch Platz.

4. Leihen vor Kaufen

In praktisch allen Baumärkten gibt es Verleihstationen, wo ihr alle Arten von Werkzeugen für wenig Geld mieten könnt. Nehmt diese Angebote wahr, wenn ihr ein Gerät nicht regelmäßig benötigt. Das kann beispielsweise der Bohrhammer zum Renovieren sein. Spart euch den Kauf, wenn ihr ihn danach nicht mehr gebrauchen könnt. Mit einem Leihgerät bekommt ihr die Arbeit genauso gut verrichtet und ihr bezahlt nur einen winzigen Bruchteil im Vergleich Neukauf. 

Ihr könnt übrigens auch im Freundeskreis fragen, ob jemand ein passendes Gerät hat. Das kostet euch dann nur eine Nascherei oder das Lieblingsbier als Dankeschön.

5. Gut gebraucht ist besser als schlecht neu

Suchst ihr nach einer neuen elektronischen Ergänzung von eurer Ausstattung? Dann schaut auch mal in den Kleinanzeigen vorbei. Elektrogeräte werden aus zweiter Hand häufig besonders günstig angeboten. Ein Beispiel dafür sind Surround-Anlagen. Ist es wirklich wichtig, dass die neueste Generation drahtloser Dolby-Digital-Boxen in eurem Wohnzimmer steht? Eine zehn Jahre alte Surround-Anlage bekommt ihr praktisch kostenlos und sie bietet fast den gleichen Sound.
Tipp: Manchmal lässt sich auch gebrauchte Restaurant-Ausstattung günstig erwerben. Ob Spülmaschine, Herd oder Kühlschrank – diese Geräte halten ein Leben lang.

6. Reparieren statt neu kaufen

Häufig sind es nur kleine Defekte, die an elektronischen Geräten ein großes Schadensbild erzeugen. Einiges könnt ihr selbst reparieren, für die meisten Aufgaben werdet ihr aber einen Fachmann brauchen. Doch das macht nichts. Ein Reparatur-Service ist häufig günstiger als ihr denkt. So könnt ihr durchaus einen Defekt für 50 Euro beheben lassen, der euch den Neukauf eines 1000 Euro Gerätes erspart.

Ein auseinander gebautes Smartphone das von Händen in Handschuhen mit passendem Werkzeug repariert wird.
Gerade bei teureren Geräten lohnt sich oft eine Reparatur statt einem Neukauf. Das zweite Leben fürs Gerät erleichtert außerdem das eigene Gewissen. Image by Anselm via Adobe Stock

7. Es muss nicht immer elektronisch sein

Viele Elektrogeräte sind nichts anderes als Spielerei. Nehmt zum Beispiel eine elektrische Pfeffermühle. Wie viel Mehrwert habt ihr, wenn ihr beim Pfefferstreuen auf einen Knopf drückt, statt am Kopf zu drehen? Weniger ist häufig mehr. Bedenke, dass jedes drahtlose elektronische Gerät eine Batterie oder einen aufladbaren Akku hat. Beides ist schwer zu entsorgen und enthält viele Giftstoffe. Manuelles Handgeräte in Markenqualität sind sogar weniger fehleranfällig und halten eine Ewigkeit.

8. Manchmal muss es neu sein

Manchmal ist tatsächlich der Neukauf ein Beitrag zur Nachhaltigkeit. Das gilt beispielsweise für Kühlschränke. Es macht keinen Sinn, einen 10 Jahre alten Kühl- oder Gefrierschrank auf Teufel komm raus am Leben zu halten. Diese Geräte verursachen enorme Stromkosten und haben häufig noch ein umweltschädliches Kühlmittel. Mit einem neuen Kühlschrank spart ihr nicht nur viel Energie. Das CO2, welches für seine Erzeugung freigesetzt wird, reduziert sich ebenfalls entsprechend. Bei Waschmaschinen und Spülmaschinen sieht es ähnlich aus.
TIPP: Achtet bei Wäschetrocknern auf Wärmepumpen-Technologie. Dieses sind besonders sparsam und energieeffizient.

Bewusstsein zur Nachhaltigkeit für ein glückliches Leben

Mit der Entscheidung, sein Leben so nachhaltig wie möglich zu gestalten, könnt ihr sehr glücklich werden. Ihr seid nicht mehr der Spielball der Konsumindustrie, sondern trefft eure Entscheidungen selbst. Fangt heute mit dem Aufräumen eurer Elektrogeräte an. Ihr werdet schnell sehen und spüren, wie euch die Entfernung dieses Ballasts befreien wird.


Image by M-Production via Adobe Stock

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