Digitalen Müll finden wir nicht im Mülleimer, wir können ihn nicht an die Straße stellen und er fängt auch nicht an unangenehm zu riechen, wenn wir ihn zu lange ignorieren. Dennoch ist es wichtig, sich auch um diesen „Müll“ zu kümmern. Digitale Daten verbrauchen Strom, Ressourcen und belasten das Klima: Jede E-Mail, jede Google-Suche stößt CO2 aus. Wir haben bereits an anderer Stelle beschrieben, wie die der digitale Alltag die Umwelt belastet. Jetzt wollen wir euch Tipps geben, was ihr dagegen machen könnt. Denn auch abseits der Umweltauswirkungen bringt ein aufgeräumtes digitales Umfeld weitere Vorteile. Mit den folgenden Tipps könnt ihr den digitalen Müll reduzieren, Energie sparen, eure Geräte schonen und nebenbei den Kopf ein bisschen freier machen.
Die Geräte entrümpeln
Wenn Handy oder Laptop zu voll sind, ist das nicht nur nervig, weil die Geräte langsamer werden und die Speicherkapazitäten allmählich ihr Limit erreichen. Es wird auch schwieriger, bestimmte Dokumente oder Fotos wiederzufinden – und ganz nebenbei geht unnötige Energie verloren, was Akku und Umwelt belastet.
Das Smartphone aufräumen
Apps, die ihr seit Ewigkeiten nicht mehr geöffnet habt, die ihr vielleicht schon vergessen habt, verbrauchen trotzdem Energie. Allein durch automatische Updates können hunderte von Megabytes an Daten verbraucht werden. Deshalb lohnt es sich, nur die Apps zu behalten, die ihr wirklich nutzt. Also am besten so wenig wie nötig. Das schont den Akku und erhöht den verfügbaren Speicherplatz. Auch in der Galerie lässt sich unnötiger Daten-Ballast loswerden. Doppelte Fotos und Videos, irrelevant gewordene Screenshots oder das, was einfach nicht mehr gefällt, löschen. Und wenn ihr erstmal nichts deinstallieren wollt, hilft es schon den Cache – also den Zwischenspeicher der Apps – zu löschen, um kurzfristig mehr Speicherkapazität zu erhalten.
Der nächste Tipp klingt erstmal paradox: Installiert eine weitere App, eine Cleaner-App. Handy-Cleaner-Apps helfen dabei, unnötige Datein wie Cache, temporäre Dateien oder App-Reste zu entfernen. Teilweise bieten sie Fotoanalysen an, sodass ihr schneller doppelte oder unscharfe Bilder findet. Auch können einige Cleaner-Apps die ungenutzten oder kaum benutzten Apps ausfindig machen. Die verschiedenen Anbieter unterscheiden sich in ihren Funktionen. So haben einige beispielsweise noch einen eingebauten Virenschutz, andere fokussieren sich nur auf das Bereinigen von Datenmüll. Je nachdem wonach man sucht, sind die Angebote vielfältig. Viele Cleaner-Apps sind kostenlos. Sie sind natürlich kein Muss und dennoch eine Überlegung wert, wenn man sich das Aufräumen ein bisschen erleichtern will
Den Computer ausmisten
Am PC oder Laptop gilt im Prinzip das Gleiche wie beim Handy: Je voller die Festplatte, desto langsamer das Gerät. Alte Programme, vergessene Downloads oder ein überquellender Papierkorb belasten nicht nur die Leistung, sondern verbrauchen auch unnötig Speicherplatz und Energie. Alles was doppelt vorhanden ist, oder längst nicht mehr gebraucht wird, etwa Fotos, Videos oder Dokumente, sollte regelmäßig gelöscht werden.
Ein sinnvoller Einstieg sind Tools, die zeigen, welche Dateien und Ordner besonders viel Platz beanspruchen. So verschafft man sich erstmal einen Überblick, spart sich Zeit und erkennt sofort die größten Speicherfresser. Manche Programme ähneln den bereits erwähnten Cleaner-Apps fürs Handy: Sie helfen beim Löschen von temporären Daten oder veralteten Resten von Programmen. Ein bekanntes Beispiel ist CCleaner. Einige Versionen bieten neben der Bereinigung auch die Funktion „Disk Analyzer“, mit der sichtbar wird, wie der Speicherplatz auf der Festplatte verteilt ist. Wer das aber noch detaillierter haben möchte kann zusätzlich auf spezialisierte Tools wie zum Beispiel WizTree zurückgreifen.
Damit der Rechner dauerhaft übersichtlich bleibt, lohnt es sich außerdem, eine klare Ordnerstruktur einzurichten. Gut benannte Ordner und Unterordner für Dokumente, Fotos und Projekte machen das Wiederfinden einfacher. So lässt sich auch das Bewusstsein dafür steigern, was sich tatsächlich auf dem PC befindet.
Kommunikation ohne Ballast
Ein weiteres Thema stellen unsere digitalen Kommunikationsmedien dar. Wenn es um Unordnung und Unübersichtlichkeit geht, ist bei vielen wohl auch das E-Mail Postfach ein Thema. Um die Flut von E-Mails zu verringern, ist es ratsam, sich von den Newslettern abzumelden, die man ohnehin nicht liest. Da eine kurze E-Mail ungefähr 0,4g CO2 ausstößt, sollte man außerdem überlegen, ob kurze E-Mails wie ein schlichtes „Danke“ oder „Okay“ wirklich nötig sind.
Eine längere Mail verbraucht circa 17g CO2 und eine E-Mail mit Anhängen bis zu 50g CO2. Es kann also sinnvoll sein, auf Anhänge zu verzichten und stattdessen auf einen SharePoint-Link zurückzugreifen. Das spart Daten und hat darüberhinaus den Vorteil, dass durch eine Zugangskontrolle auch die Freigaben kontrolliert werden können. Grundsätzlich sollte man die Mails, die man nicht mehr benötigt löschen. Aus langen Unterhaltungen kann man meist den letzten Gesprächspunkt behalten, der Rest sollte gelöscht werden.
Eine weiterer Tipp betrifft die Bildsignaturen bei Mails, vor allem bei Newslettern. Einige Mailprogramme lassen sich so einstellen, dass Bilder nur auf Wunsch angezeigt werden, so können aufwendige Bildinhalte erst bei Bedarf geladen werden, auch das spart CO2.
Chatten über Whatsapp
Neben E-Mails kommunizieren wir täglich über Messenger-Apps wie WhatsApp. Eine einzelne WhatsApp-Nachricht verbraucht mit ungefähr 0,02 g CO2 zwar relativ wenig, allerdings sollte man im Hinterkopf behalten, dass laut WhatsApp selbst täglich rund 100 Milliarden Nachrichten versendet werden. Das hier soll selbstverständlich kein Aufruf sein, WhatsApp oder andere Messenger zu meiden, sondern vielmehr das Bewusstsein für sein eigenes Nutzungsverhalten zu schärfen.
So verbraucht ein Foto 2g bis 4g CO2 und ein Video zu versenden benötigt pro Minute ganze 30 g bis 56 g. Deshalb ist es zum Beispiel ratsam, vor dem Verschicken eine Auswahl zu treffen: Anstatt in die WhatsApp-Gruppe direkt die 50 Urlaubsbilder zu senden, lieber erstmal selektieren und nur eine kleine Auswahl, eine Art Best of verschicken. Um Datenmüll zu verhindern empfiehlt es sich außerdem, die Automatische Speicherung von WhatsApp-Medien zu deaktivieren. Besonders bei solchen Bilderwellen aus Gruppen, oder bei Screenshots, die nur kurzfristig von Relevanz sind, spart das Platz – denn oft lässt man diese Bilder dann doch in der Galerie liegen und müllt sich so Stück für Stück wieder voll.
Das Nutzungsverhalten reflektieren
Wie schon am Beispiel Whatsapp deutlich wurde, hat das Nutzungsverhalten einen erheblichen Einfluss. So kann es zur Entstehung von neuem und vermeidbaren Datenmüll beitragen, oder auch grundsätzlich seine Auswirkungen auf die Umwelt entfalten. Auch darum soll es hier gehen – sowie um konkrete Tipps, um dem Ganzen ein Stück entgegenwirken zu können.
Social Media-Plattformen
Auch wenn das reine Scrollen auf Social Media per se nicht unbedingt Datenmüll erzeugt, verursacht es CO2-Emissionen. TikTok führt dabei die Liste mit dem höchsten Verbrauch pro Minute an. Hier sind es 2,63 g CO2. Eine Minute YouTube hingegen 0,46 g CO2 – unter anderem weil YouTube stärker auf erneuerbare Energien setzt. Auch Instagram verursacht 1,05 g CO2 pro Minute.
Natürlich möchte kaum jemand komplett auf Social Media Plattformen verzichten, besonders wenn sie für so viele längst ein fester Bestandteil des Alltags sind. Dennoch ist es sinnvol, ein Bewusstsein für den Verbrauch zu entwickeln – grade wenn einem eine umweltbewusste Lebensweise am Herzen liegt. Den eigenen Konsum im Blick zu behalten, hat aber nicht nur Vorteile für unsere Erde, sondern auch für uns als individuelle Personen. Eine übermäßige Nutzung kann eine ganze Reihe negativer Auswirkungen haben, wie verkürzte Aufmerksamkeits- und Konzentrationsspannen, Filterblasenbildung und so weiter.
Um dem entgegenzuwirken und die verbrachte Zeit besser im Blick zu behalten, kann man beispielsweise Zeitlimits für die jeweiligen Apps festlegen. Das geht entweder über die Smartphone-Einstellungen oder auch über externe Apps, die das Ziel haben die Bildschirmzeit insgesamt zu reduzieren. Auf der Plattform YouTube – und da wo es sonst möglich ist – ist es außerdem hilfreich, die Videoqualität bewusst herunterzuschalten. So verringert sich der Energieverbrauch.
Kreativ werden und kleine Änderungen implementieren
Das Prinzip lässt sich gernerell auch auf andere digitale Beschäftigungen übertragen. Auch bei den großen Streaming-Diensten, wie Netflix, Amazon Prime etc. kann es sinnvoll sein, die Qualität und Bandbreite zu drosseln, um Energie zu sparen. Nur weil mehr möglich ist, brauch man nicht immer mehr. Das Prinzip dahinter nennt sich Suffizienz und ist einer der Schlüssel, um einen nachhaltigen Umgang mit dem Internet zu bewahren. So kann und sollte man an verschiedene Gebiete des digitalen Alltags herantreten.
Nicht nur der Social-Media-Konsum kann und sollte reduziert werden, auch bei der Gaming-Zeit ist es sinnvoll, auf ein angebrachtes Maß zu achten und sein eigenes Nutzungsverhalten zu reflektieren. Während virtueller Meetings kann man das Video ausgeschaltet lassen, sollte es nicht notwendig sein und wichtige Daten können in einem zentralen Cloud-Speicher gespeichert werden, statt sie auf mehreren Geräten zu duplizieren. Das spart nicht nur Speicherplatz, es erleichtert auch den Zugriff. Auch die zunehmende Anwendung von KI stellt eine enorme Belastung dar. Wie bei den E-Mails sollten Nachrichten wie „Danke“ oder auch einzelne Begrüßungen der KI vermieden werden, da jeder Promt im Schnitt 4,3 g CO2 verursacht.
Um seine Geräte weiterhin vor neuen unnötigen Dateien zu bewahren lohnt sich auch eine Verhaltensumstellung im Bereich Foto- und Videoaufnahmen. Ähnlich wie bei den WhatsApp-Gruppen ist es sinnvoll selektiver zu werden. Das bedeutet, bewusster zu sein bei der Erstellung von Videos und Fotos. Nur weil es möglich ist, müssen nicht zahlreiche Fotos von fast dem gleichen Motiv erstellt werden – und wenn doch kann man im Anschluss sein Werk sichten und nur die schönsten 1-3 Exemplare behalten. Außerdem sollte sich auf die Inhalte konzentriert werden, die relevant und wichtig sind, statt auf große Mengen Material, die sich wahrscheinlich eh nicht wieder angeschaut werden.
Sobald man sich der Auswirkungen des eigenen digitalen Konsums bewusst wird, eröffnen sich viele kleine, kreative Möglichkeiten, Emissionen einzusparen und unnötige Daten zu vermeiden
Fazit
Viele Maßnahmen sind einfach und sofort umsetzbar: Kleine Routinen (E-Mails ausmisten, Fotos selektieren, Streaming Qualität bewusst wählen) summieren sich und reduzieren Emissionen. Das gezielte Entrümpeln der Geräte spart darüber hinaus nicht nur Emissionen ein, sondern erspart auch einiges an Frust.
Wer einen extra Stoß Motivation braucht: Der Digital Cleanup Day ist eine gute Gelegenheit aufzuräumen und sichtbar zu machen, wie viel sich einsparen lässt. Informationen dazu findet ihr hier und auch mit dem Initiator des deutschen Cleanup Days Holger Holland konnten wir reden – das Gespräch findet ihr hier.
Also macht euch einen Plan und fangt an. Erst das eine Gerät dann das andere, in dem Tempo in dem ihr euch wohl fühlt. Letztendlich gilt: Kleine Gewohnheiten, große Wirkung.
Image by MART PPRODUCTION via pexels
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