Das Internet funktioniere nach Auffassung des Philosophen Ludwig Hasler wie ein Restaurant, das am Eingang mit der Affiche begrüßt „Hier kocht Ihr Tischnachbar für Sie!“ Die Profis seien beurlaubt, die Laien übernehmen – nicht allein die Küche, auch die Medien, den Kommerz, das Sozialnetz. „Das Internet, die Galaxie der Dilettanten? Für Eliten/Fachleute zum Fürchten? Die Antwort kann nur diffus ausfallen. Das Internet erklären zu wollen ist wie im Trüben fischen“, so Hasler.
Der Laie sei – frei nach Max Frisch – ein Mensch, der sich in seine eigenen Angelegenheiten einmischt. „Die Griechen nannten ihn idiotes, die Römer idiota: Er lebt für sich, vertraut seiner Erfahrung, pfeift auf die Finessen der Theoretiker. Als ‚Idioten’ traten die Apostel an gegen verblendete Welt- und verstockte Schriftgelehrte. Franziskus von Assisi nannte sich einen einfältigen idiota.
Journalisten brauchen permanent vertrauenswürdige Quellen und Interviewpartner. Nach Möglichkeit sollten es nicht immer die gleichen sein. Trotzdem kommt es häufig vor, dass zu einem bestimmten Thema immer wieder die gleiche Person befragt wird – schlichtweg, weil es zu lange dauert, für ein kurzes Statement einen neuen Experten zu suchen. Dieses Problem soll Bloxpert für die Journalisten lösen.
Bloxpert ist ein Projekt von Nicole Simon (Twitter), Autorin des Twitterbuchs Mit 140 Zeichen, die mit dem Dienst aber auch noch ein zweites Problem angeht: Journalisten fragen sie häufig an, als Ansprechpartner oder eben mit der Bitte, Kontakt zu anderen Experten herzustellen. Bloxpert soll diesen Prozess abkürzen. Der Dienst ist für beide Seiten kostenlos.
Der gerade offiziell gestartete Dienst ist denkbar simpel: Blogger registrieren sich mit ihrer Emailadresse, Jouranlisten können in diesen Pool von Bloggern posten und nach Ansprechpartnern zu bestimmten Themen fragen. Die Experten zum jeweiligen Themengebiet melden sich beim Journalisten zurück. (Nur die Anfragen gehen derzeit noch über Nicoles virtuellen Schreibtisch.) Mehr geschieht nicht. Mehr muss aber auch nicht geschehen.
Dass das durchaus funktionieren kann, ist schon bewiesen. Das amerikanische Vorbild HARO (kurz für Help A Reporter Out), wo rund 50.000 Blogger registriert sind und mehrmals täglich mit den Fragen recherchierender Journalisten konfrontiert werden.
Weitere Infos zu Bloxpert, sowie vergleichbare Kontaktbörsen für Journalisten in anderen Bereichen gibt’s bei Kooptech, oder direkt auf dem Bloxpert Blog.