Elektromobilität: Die wichtigsten Informationen rund um das Aufladen

Ihr möchtet euch demnächst ein E-Auto anschaffen, aber es sind noch viele technische Fragen offen? Oder blickt ihr eher skeptisch in die e-mobile Zukunft? Obwohl das Thema E-Mobilität in aller Munde ist und Elektroautos und Plug-in-Hybride mittlerweile zum Stadtbild gehören, sind noch viele Autokäufer unsicher. Wie bei so vielem, was neu und unbekannt ist, löst fehlendes Wissen auch in diesem Bereich Zweifel und Kritik aus – wir haben für euch daher die wichtigsten Informationen, Tipps und viel Wissenswertes rund um die Thematik „Elektroauto laden“ zusammengefasst.

Zu Hause laden oder von unterwegs – welche Lademöglichkeiten gibt es?

Die steigenden Energiekosten bereiten sicherlich dem ein oder anderen E-Auto-Fahrer Kopfzerbrechen und sorgen für Diskussionen bezüglich zukünftiger Kaufentscheidungen. Doch nach dem ersten Preisschock folgt hoffentlich schon bald das Durchatmen – so sieht es zumindest die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC Deutschland. Demnach sollen voraussichtlich im nächsten Jahr die Energiekosten wieder langsam sinken. Das aktuelle Hoch bedeutet daher wohl nicht das Aus für die Elektromobilität – zumal E-Autos in der Gesamtkostenrechnung günstiger fahren als Verbrenner.

Der Kosten-Punkt scheint an die E-Autos zu gehen, doch wie steht es um die Lademöglichkeiten? Tankstellen gibt es offensichtlich an jeder Straßenecke, das Auto mit Verbrennungsmotor ist somit schnell wieder vollgetankt. Doch auch Elektrofahrzeuge können ihre Energie sehr vielfältig beziehen – und sie theoretisch bei Bedarf wieder abgeben.

Die bekanntesten Lademöglichkeiten im Überblick:

1. Laden von zu Hause

Eine besonders praktische Variante ist das Laden von zu Hause aus, denn so kann das Auto ohne Aufwand beispielsweise über Nacht aufgeladen werden und ist am nächsten Morgen direkt einsatzbereit. Klingt einfach – aber ist es das auch? Ein paar Vorkehrungen sind zu treffen, denn die normale Haushaltssteckdose reicht für das regelmäßige Aufladen nicht aus – als Notlösung kann sie aber genutzt werden. Wird die Haushaltssteckdose zu stark beansprucht, kann es zu einer Überhitzung und im schlimmsten Fall zum Kabelbrand kommen. Eine sichere Alternative bietet eine sogenannte Wallbox, die an einer Wand des Hauses befestigt wird und einfach zu bedienen ist. Mit einer Ladeleistung von bis zu 22 kW ist die Wallbox außerdem deutlich leistungsfähiger als die Haushaltssteckdose.

2. Die öffentliche Ladestation

Wer sein E-Auto von unterwegs laden muss, der kann das an öffentlichen Ladestationen. Die Fahrt in den Urlaub oder an die weitentfernte Arbeitsstelle – sicherlich machen sich besonders anfangs viele E-Autofahrer darüber Gedanken, ob die Reichweite genügt oder sie in einer Notsituation schnell eine Lademöglichkeit finden. Mit mittlerweile mehr als 28.000 Ladestationen (Stand 2022) ist die Ladeinfrastruktur in Deutschland gut ausgebaut und es kommen jährlich viele weitere Ladestationen dazu. Auch der Ladevorgang an sich wird zunehmend schneller. Allerdings gibt es diesbezüglich einen entscheidenden Unterschied – viele Ladestationen bieten Wechselstrom (AC), damit laden sie ihr Auto je nach Ladebedarf mehrere Stunden. Die Schnellladestation ist daher eine gute Alternative.

3. Die Schnellladestation

Schnellladestationen sind hingegen vieler Normalladestationen alltagstauglicher, denn sie versprechen dank Gleichstrom (DC) kürzerer Ladezeiten. In der Regel werden nur zwischen 15 und 45 Minuten benötigt, um E-Autos an der Schnellladestation auf 80 % zu laden – allerdings gibt es verschiedene Faktoren, die die Ladegeschwindigkeit beeinflussen:

Außentemperaturen

Wenn die Temperaturen deutlich höher oder niedriger sind als 20 Grad Celsius, kann sich die Ladezeit verlängern.

Ladestand des Akkus

Unter anderem um den Akku zu schonen, ist die Ladegrenze bei 80 % festgelegt. Ist der Akku bereits zu 80 % geladen, wird die Ladegeschwindigkeit für die letzten 20 % deutlich langsamer.

Ladeleistung

Die Ladeleistung der jeweiligen Ladestation spielt eine wichtige Rolle für die Ladegeschwindigkeit. Eine große Ladeleistung sorgt dafür, dass die Batterie schnell geladen wird.

Wechselstrom (AC) und Gleichstrom (DC) – die wesentlichen Unterschiede

Besonders dann, wenn sich E-Autofahrer dem Thema des Ladens widmen, stoßen sie auf die Begrifflichkeiten „Wechselstrom“ und „Gleichstrom“. In unseren elektrischen Leitungen fließt Wechselstrom, unter anderem deshalb, weil Wechselstrom im Gegensatz zu Gleichstrom über weite Entfernungen besser übertragen werden kann.

E-Autos können mit Wechselstrom und mit Gleichstrom geladen werden. Allerdings muss Wechselstrom für den Ladevorgang erst in Gleichstrom umgewandelt werden – das übernimmt der sogenannte Bordlader, der im Fahrzeug verbaut ist. Bei einer Schnellladesäule wird Gleichstrom genutzt und die Umwandlung entfällt dementsprechend.

Bei Wechselstrom wechseln die Elektronen mehrfach pro Sekunde die Bewegungsrichtung. Bei Gleichstrom bewegen sich die Elektronen konstant in die gleiche Richtung.

Wechselstrom – das sind die Vorteile:

  • Die kostengünstigere Variante
  • Wenn das Auto lange steht, beispielsweise zu Hause oder beim Arbeitsgeber, ist die Nutzung einer Normalladestation eine gute Möglichkeit

Wechselstrom – das sind die Nachteile:

  • Lange Ladezeiten, die bis zu mehreren Stunden dauern können

Gleichstrom – das sind die Vorteile:

  • Keine Umwandlung durch Bordlader nötig
  • Kurze Ladezeiten

Gleichstrom – das sind die Nachteile:

  • Höhere Kosten

Wie funktioniert das Aufladen von Elektroautos?

Das Laden an öffentlichen Ladestationen bzw. Schnellladestationen ist schnell Routine. Dafür wird einfach das Auto direkt neben der Ladesäule geparkt, der Motor abgestellt und sich per App, einer Ladekarte oder im Onlineportal an der jeweiligen Ladesäule angemeldet. Nach erfolgreicher Anmeldung wird das Ladekabel angeschlossen und der Ladevorgang kann gestartet werden. Nachdem der Ladevorgang beendet wurde, wird das Ladekabel erst am Fahrzeug und dann an der Ladestation gezogen – vor dem Laden sollte das Ladekabel übrigens in umgekehrter Reihenfolge eingesteckt werden, also erst am Ladepunkt und dann am Fahrzeug.

Ladestecker und Anschlüsse für E-Autos 

Ob von zu Hause oder unterwegs an der Schnellladestation – damit das Laden des E-Autos gelingt, werden entsprechende Anschlüsse, der passenden Stecker und ein dazugehöriges Ladekabel benötigt.

Diese Steckertypen kommen in Deutschland vor:

Typ-1-Stecker

Dieser Stecker sorgt für einphasiges Laden über eine Ladestation mit bis zu 7,4 kW und ist eher in Nordamerika oder Asien zu finden. Autohersteller wie Hyundai, Nissan und Ford verkaufen Elektroautos mit einem Typ 1-Stecker. Da es in Europa in der Regel keine öffentlichen Ladestationen für den Typ-1-Anschluss gibt, werden an europäische Kunden direkt ein Ladekabel mit einem Typ-2-Stecker mitgeliefert.

Typ-2-Stecker

Mit diesem Stecker ist ein dreiphasiges Laden mit bis zu 22 kW möglich und er gilt als Standard-Stecker in Europa. Der Typ-2-Stecker wird übrigens auch Mennekes-Stecker genannt, denn an dessen Entwicklung war das deutsche Unternehmen Mennekes Elektrotechnik beteiligt.

CCS-Stecker

Der CCS-Stecker (Combined Charging System) ist ein kombiniertes Schnellladesystem, das eine Ladeleistung von 50 kW bis zu über 400 kW bietet. Der obere Teil des Steckers kann als Typ-2-Anschluss genutzt werden und der untere Teil ermöglicht das Laden mit Gleichstrom. Ein CSS-Anschluss kann somit sowohl mit einem DC- als auch mit einem AC-Ladekabel verwendet werden.

CHAdeMO-Stecker

Der CHAdeMO-Stecker stammt aus Japan und kann zur Schnellladung mit Gleichstrom genutzt werden und steht für „Charge de Move“. Ähnlich wie bei der europäischen Variante, dem CSS-Stecker, ermöglicht der CHAdeMO-Stecker einen schnellen Ladevorgang. Obwohl in Europa Schnellladestationen mit beiden Stecker-Varianten ausgestattet sind, wird sich wohl auf kurz oder lang der CSS-Stecker als europäischer Standard durchsetzen.

Mit dem E-Auto Richtung Zukunft: Ist überhaupt genug Strom da?

Die E-Mobilität wird seit Jahren heiß diskutiert – vor allem, wenn es um das Thema Laden geht. Die Kritikpunkte: Es gibt zu wenige Ladestationen, ein zu kompliziertes Ladenetz und die Energiekosten sind zu hoch für die Anschaffung eines E-Autos. Viele dieser Punkte konnten bereits widerlegt werden, aber was ist, wenn die Zahl der E-Autos steigt – ist dann überhaupt genug Strom für alle da?

Die Entwicklung der E-Mobilität ist ein Prozess, der mit den Erfahrungen und den technischen Möglichkeiten stetig voranschreitet. Sollten jetzt plötzlich alle PKW auf deutschen Straßen elektrisch unterwegs sein, würden wir sicherlich vor einem Problem stehen. Doch für die aktuelle Anzahl an E-Autos ist die Ladeinfrastruktur mittlerweile gut ausgebaut und in den nächsten Jahren werden diesbezüglich viele innovative Ideen dazukommen, die für ausreichend Lademöglichkeiten sorgen.


Image via adobe.stock |Bildwerk | 257487069

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