Am Dienstag, 9. Oktober, war Jan Tißler, Macher des PDF-Magazins UPLOAD, zu Gast in der Blogsprechstunde, dem Chat von politik-digital.de in Kooperation mit den Blogpiloten. Er sprach über die Zukunftspläne für das Magazin, bezahlte Beiträge in Weblogs und seine Liebe zu Zeitschriften.
Moderator: Hallo und herzlich willkommen zur Blogsprechstunde, dem Chat von politik-digital.de und den Blogpiloten. Heute zu Gast ist Jan Tißler, Macher vom Upload Magazin, einem PDF-Magazin über Weblogs, Wikis, Podcasts und weitere Möglichkeiten des digitalen Publizierens. So, hier ist es jetzt 16 Uhr. Jan, können wir anfangen?
Jan Tißler: Ja, kann losgehen :-)
Jan Tißler, UPLOAD Magazin
Moderator: Im Vorfeld hatten unsere Nutzer bereits die Möglichkeit, Fragen zu stellen und abzustimmen, welche heute auf jeden Fall im Chat dabei sind. Hier ist die erste:
lale: Wie bist du auf die Idee gekommen, Upload als PDF herauszugeben?
Jan Tißler: Mh. Also, es gab einige Beispiele gelungener PDF-Magazine wie beispielsweise das Metamac-Magazin und der „trueffeljaeger“. Die haben mir gezeigt, was man heute mit PDF anstellen kann und dass heute praktisch jeder sein eigenes Magazin gründen kann. was für mich als Journalist natürlich eine verlockende Aussicht ist. :-)
Moderator: Ganz ähnlich:
veilchen: Warum eigentlich ein PDF-Magazin? Könnte man die Inhalte nicht auch „nur“ im Weblog unterbringen?
Jan Tißler: Ja, das könnte man und das machen wir teilweise ja auch. Aber das Interessante und Schöne am PDF-Magazin ist, dass Du hier zu einem Thema ganz viele verschiedene Inhalte hast, wie Interviews, Bilder, Illustrationen, Berichte, usw. Und Du kannst einfach durchblättern. Das finde ich für den Leser interessant und das ist auch „beim Machen“ interessant, weil man sich überlegt, wie man das Thema noch darstellen kann. Blog und PDF-Magazin haben bei UPLOAD ganz unterschiedliche Aufgaben. Das ist auch ein Grund, warum das PDF-Magazin immer nur ein Schwerpunktthema hat.
Kalle: Warum muss man sich eigentlich registrieren, wenn man euer Magazin runterladen will?
Jan Tißler: Ja, das ist eine Frage, die mir häufiger gestellt wird. :-) Kurz gesagt ist UPLOAD noch ganz am Anfang und es gibt noch viele Ideen, die heute noch nicht verwirklicht sind. Ein Fernziel ist eine kleine Community von Stammlesern und Autoren. Ich wollte aber gern gleich so anfangen, wie wir es später (eventuell) brauchen und nicht erst das Magazin frei zum Download anbieten, um dann später plötzlich zu sagen: „Nö, jetzt nur noch gegen Anmeldung“. Das kommt immer ganz schlecht an. ;-) Mal schauen, was wir da in den nächsten Monaten noch umsetzen können von den ursprünglichen Ideen.
Moderator: Wahrscheinlich willst du noch keine der neuen Ideen verraten, oder?
Jan Tißler: Och, naja ;-) Es ist nicht so besonders geheimnisvoll. Bei dem, was ich mal für UPLOAD aufskizziert hatte, gab es einfach neben dem, was man heute schon sieht, einen Bereich für angemeldete Leser. Und nun kann man sich ausdenken, was es dort geben könnte. Beispielsweise ein eigenes Forum u.ä. Aber ich rede alles in allem nicht gern über Projekte, die noch nicht wirklich spruchreif sind. Weil man dann immer danach gefragt wird, wann das denn kommt. ;-) Und da wir alle das ja nebenberuflich und in der Freizeit tun, sind da die Zeiträume natürlich oftmals erheblich größer, als wenn wir eine Firma, ein Verlag o.ä. wären mit einer Mannschaft, die sich hauptberuflich damit beschäftigt.
Darleen: Wie viel Aufwand ist die Erstellung so eines Magazins? Wie lange sitzt ihr da dran?
Jan Tißler: Das müssten wir eigentlich wirklich mal versuchen, auszurechnen. :-) So genau kann man das jedenfalls nicht sagen, weil es ja doch viele Leute sind, die viele Dinge an diesem Magazin tun. Viel Arbeit liegt beim Layouter Olaf Penke, der die Inhalte „in Form bringt“ – was meistens in den letzten zwei, drei Wochen vor dem Erscheinungstermin passiert. Bei den ersten beiden Ausgaben hat sich die meiste Arbeit überhaupt kurz vor dem Erscheinungstermin geballt, aber das ist irgendwie beinahe normal. ;-)
Auf jeden Fall hat es sich als gute Idee herausgestellt, das PDF-Magazin nur alle drei Monate erscheinen zu lassen. Denn letztlich wollen wir an der Sache noch Spaß haben und es soll nicht in Stress ausarten.
rick: Wie finanzierst du das Magazin? Reichen die Werbeeinnahmen dafür aus?
Jan Tißler: Nein, die Werbeeinnahmen würden dafür noch lange nicht ausreichen. Das ist aber auch gar nicht das Ziel. Wir wollen vor allem ausprobieren, was man alles machen kann, wie das funktioniert und wie das bei anderen ankommt. Natürlich experimentieren wir auch mit Werbung und schauen, was sich dort erreichen lässt. Die vorherige Ausgabe hatte ja einen Hauptsponsor und ich freue mich, dass es den gibt. Und sicher werden wir weiter auch in dieser Richtung etwas ausprobieren. Aber letztlich ist es für alle in erster Linie ein interessantes Projekt, auf das sie Lust haben.
rrr: Kannst du dir vorstellen, Upload auch mal gegen Geld anzubieten, oder soll das Magazin weiter gratis bleiben?
Jan Tißler: Vorstellen kann ich mir das schon, aber ich halte das für keine gute Idee. Das schließt nicht aus, das es künftig nicht auch einmal bezahlte Inhalte gibt. Ich könnte mir zum Beispiel gute gemachte E-Books vorstellen, die ihren Preis dann sicher auch wert sind. Aber das Magazin selbst soll kostenlos bleiben. Mal schauen, wie sich das mit den Werbekunden entwickelt. Dass das bei der zweiten Ausgabe schon gut geklappt hat, finde ich da sehr ermutigend. :-)
kurz: Hast du vor dem Magazin schon gebloggt?
Jan Tißler: Ja. Ich habe 2003 angefangen, aber in einem ganz kleinen, privaten Maßstab. Ich fand interessant, dass man nun sehr schnell und leicht eine aktuelle Website haben konnte, auf der man Texte veröffentlichen konnte, aber auch Fotos beispielsweise. Ich habe „damals“ drei jeweils einjährige Weblogs geführt und dann hinterher (aus Spaß) behauptet, dass sei eine Trilogie. Und ich habe auf der Seite mit dem wunderbar kurzen und einprägsamen Namen: www.internet-optimal-nutzen.de auch schon einmal mit einem Blog experimentiert, das wie eine Newsseite funktionieren sollte. Ganz ursprünglich sollte dort übrigens das PDF-Magazin entstehen und über Suchmaschinen et cetera berichten.
geste: In Frankreich gibt es ein Blogger-Magazin in Printform, soweit ich weiß. Willste das auch?
Jan Tißler: Also ich persönlich bin ja ein bekennender Zeitschriften-Junkie. ;-) Obwohl ich so fasziniert vom Internet und seinen Möglichkeiten bin, finde ich Zeitschriften klasse und komme kaum an einem Zeitschriftenstand oder Kiosk vorbei. Insofern hat die Vorstellung natürlich etwas, dort mit einem eigenen Magazin vertreten zu sein. Aber ich kann mir derzeit nicht recht vorstellen, was man in diesem Magazin berichten könnte, das man nicht auch in einem PDF-Magazin berichten könnte. Das PDF-Magazin samt Blog und Podcast sind außerdem so schön flexibel. Also, die Vorstellung finde ich schick. Aber ich kann mir momentan nicht vorstellen, dass sich das auch vernünftig in die Wirklichkeit umsetzen ließe und es genügend Themen und interessierte Leser gäbe.
Moderator: Grundsatzfrage:
Dude: Haben Print-Magazine denn noch Zukunft?
Jan Tißler: Das denke ich auf jeden Fall. Sicher nicht jedes Magazin und auch nicht zu jedem Thema. Aber auf Papier lassen sich momentan einfach noch Sachen machen, die Du auf einem Computerbildschirm so nicht hinbekommst. Und (noch) fehlen die passenden Endgeräte für die Masse an Lesern. Ich selbst bin ja praktisch untrennbar mit meinem Laptop verbunden ;-)
Aber das geht längst nicht jedem so. Tageszeitungen und Fernsehnachrichten haben es bei mir schwer, weil ich die entsprechenden Angebote leicht im Internet bekomme und das auch noch aktueller und ausführlicher und zu dem Zeitpunkt, den ich selbst bestimme. So richtige Gegenstücke zum waschechten Magazin mit spannenden Artikeln, sehenswerten Fotostrecken usw. sind mir im Internet bislang kaum begegnet. Aber vielleicht gibt es ja demnächst noch mehr Versuche mit PDF-Magazinen. ;-)
Donetta: Warum habt ihr eigentlich dieses Mediengemisch aus Blog, Podcasts, Magazin, dann vielleicht noch ein Forum…? Muss man alles machen, was man kann?
Jan Tißler: Nein :-) Wir haben zum Beispiel noch kein Wiki ;-) Also ich hoffe eigentlich, dass es nicht als „Gemisch“ ankommt. Wir versuchen eigentlich, jede Technik für das einzusetzen, was sie am besten kann. Im Blog gibt es eher aktuelle Dinge zu lesen und Artikel, die für sich allein stehen können. Im Podcast gibt es die News zum passiven Konsum, für zwischendurch oder wo auch immer man das hört. Und im PDF-Magazin hast Du eben viele verschiedene Inhalte zu einem Thema an einem Platz.
Das Forum gibt es zwar rein technisch schon, aber mehr so halboffiziell, denn hier bräuchte man ein, zwei Leute, die Lust darauf haben, das mit Leben zu erfüllen. Dann könnten hier die Leser von UPLOAD unabhängig von dem, was gerade im Blog usw. berichtet wird, eigene Themen diskutieren und Fragen stellen. Das wäre schon eine tolle Ergänzung, kostet aber viel Zeit, um es wirklich gut zu machen und die fehlt derzeit.Achja: Einen Video-Podcast gibt es auch (noch) nicht. Bei dem könnte man beispielsweise Webseiten zeigen oder Software erklären, die man fürs Bloggen oder Podcasten braucht.
Moderator: Zu Videos gab es da auch eine Frage:
hoppel: Plant ihr auch Videos – zum Beispiel mal ein Making of des Magazins? :)
Jan Tißler: Das ist eine ausgezeichnete Idee :-)) Allerdings wird Video schon ziemlich schnell ziemlich aufwändig und ist daher echt eine Zeitfrage. Aber mit „Screencasts“ habe ich schon experimentiert, bei denen ich mitschneide, was ich auf dem Bildschirm tue und das dann noch kommentiere. Das geht relativ fix und kann eine interessante Sache sein. Mal schauen, was wir uns noch einfallen lassen und wer sich noch meldet. Das Thema der nächsten Ausgabe ist ja „Audio und Video“ und das würde natürlich hervorragend passen.
Moderator: Kleiner Themenwechsel: Im Upload-Blog veröffentlichst du ab und zu auch über trigami vermittelte Artikel. Dazu hatten auch einige Nutzer Fragen:
tigger: Was sagst du zu der Kritik, durch trigami-Einträge gehe die Unabhängigkeit eines Blogs und dadurch seine Credibility flöten?
Jan Tißler: Auf jeden Fall kann dieser Eindruck entstehen. Eine der schönen Seiten an Blogs ist ihre Unabhängigkeit. Es gibt keine Chefs, keine Businesspläne, keine Werbekunden, keine solchen Zwänge, wie man sie aus den „alten Medien“ kennt. Man macht, wonach einem ist. Das ist eine schöne Eigenschaft und eine Chance. Wenn ich nun anfange, auch Geld verdienen zu wollen, gebe ich davon etwas auf. Wie stark das ist, hängt aber von mir als Blogger ab :-) Beispielsweise, wie ich damit generell umgehe, wie viel Mühe ich mir mit den Artikel gebe usw. trigami ist nun einmal Werbung mitten im Inhalt, mitten im Herzen meines Blogs. Ich finde nicht, dass ein Blogger nun komplett unglaubwürdig ist, weil er sich für einen Artikel bezahlen lässt. Aber es ist auch nicht zu verleugnen, dass die Leser das schon zur Kenntnis nehmen und bewerten.
teichtier: Werbeblogger Patrick Breitenbach will alle trigami-Blogger aus seiner Blogroll schmeißen. Wie stehst du zu solchen Reaktionen?
Jan Tißler: Ich kann verstehen, was ihn dazu gebracht hat. Aber ich würde deshalb nicht so pauschal alle Blogger verdammen, die bezahlte Artikel schreiben. Manche haben recht viele trigami-Artikel in ihren Blogs, die Themen sich auch nicht immer wirklich passend und die Texte selbst sind manchmal sehr lieblos runtergeschrieben. Aber ich persönlich klicke dann eben weiter. Und erst wenn der Blogger mir ansonsten auch nichts Interessantes mehr zu erzählen hat, entferne ich ihn aus meinem RSS-Feed und gut ist.
carsten: Welchen Weg, mit seinem Blog Geld zu verdienen, würdest du denn am ehesten empfehlen?
Jan Tißler: Mir persönlich gefallen natürlich solche Werbeformen am besten, die mein Blog am wenigsten beeinflussen :-) Links zu vermieten ist im Prinzip eine solche Möglichkeit, die aber auch Nachteile hat, nicht zuletzt, weil Google darauf nicht gut zu sprechen ist. Der „Schaden“, den die Werbung anrichtet und die damit verbundene Einnahme müssen in einem guten Verhältnis zueinander stehen. Wenn ich ein technisches Blog habe, können Partnerprogramme eine gute Idee sein. Auf einem allgemeinen Blog wird das hingegen kaum funktionieren.
Google AdSense ist sehr beliebt, weil es pflegeleicht ist und von den Lesern meist akzeptiert wird (wenn man es als Blogger damit nicht übertreibt), aber andererseits verdient man damit nicht viel, wenn man nicht zufällig über besonders umkämpfte Themen berichtet, die entsprechend hohe Klickpreise bringen.
Wenn, dann kann man mit einem Blog indirekt Geld verdienen, weil man beispielweise zeigt, dass man sich auf einem bestimmten Gebiet gut auskennt und das dann auf anderen Wegen zu Geld macht (Buch, Journalismus, Vorträge, et cetera.) oder natürlich wenn man selbstständig oder freischaffend ist. Dann kann ein Blog eine tolle Eigenwerbung sein.
farewell: Bis jetzt nutzen doch nur einige wenige Menschen Web 2.0. Was, glaubst du, wird sich an den Kommunikationsmedien noch ändern, wenn das Web 2.,0 wirklich zum Massenmedium wird?
Jan Tißler: Wenn man das Web 2.0 als „Mitmachweb“ definiert dann glaube ich nicht, dass es jemals quer durch die Bevölkerung zum Massenmedium wird. Nicht jeder will sich dauernd äußern, will seine Fotos hochladen, Kontakte knüpfen usw. Ich könnte mir hingegen vorstellen, dass solche Dinge eher durch die Hintertür zu uns kommen, weil das Internet irgendwann selbstverständlich und rund um die Uhr an jedem Ort verfügbar ist und es entsprechende Geräte gibt, die das Internet auf diese Weise nutzen, ohne dass es einem überhaupt bewusst ist. Die Kommunikation wird es verändern, weil wir (vielleicht) nicht mehr nur jederzeit erreichbar sind, wie jetzt schon, sondern weil wir über das Internet auch viele andere Dinge miteinander austauschen können – so wie es heute ja einige schon tun.
teichtier: Was reizt dich persönlich eigentlich mehr: Bloggen, die Produktion des Magazins, podcasten, …?
Jan Tißler: Das ist tatsächlich immer sehr unterschiedlich. Bloggen macht mir sehr viel Spaß, weil ich sehr gern schreibe und das schon immer mein Hobby war (das nebenbei auch noch mein Beruf geworden ist). Podcasten ist noch sehr neu für mich, aber ich habe mir als Jugendlicher immer gewünscht, meine eigene Radio-Sendung aufnehmen zu können. Das hab ich jetzt und es macht mir sehr viel Spaß – auch wenn ich hier noch viel lernen muss ;-) Und das Magazin macht viel Spaß, weil es ganz neu ist und man richtig etwas gestalten kann. Allerdings ist es doch eine Menge Arbeit und ich bin ganz froh (andere Beteiligte auch, glaube ich ;-) ), dass wir immer einige Wochen totale Ruhe haben und überhaupt nicht ans Magazin denken müssen, bevor es dann wieder richtig losgeht.
Moderator: Und 60 Minuten Blogsprechstunde sind schon wieder um. Danke an unsere Nutzer für die vielen Fragen und natürlich ein großes Dankeschön an Jan Tißler für die Antworten. Das Protokoll dieses Chats finden Sie in Kürze bei politik-digital.de. Das letzte Wort für heute gebührt dem Gast:
Jan Tißler: Ich wünsche Euch allen viel Spaß mit allem, was Ihr noch im Internet vorhabt :-)