Bei Stromausfällen und Co: Digital funktionsfähig bleiben in widrigsten Situationen

Wir alle leben in einer High-Tech-Nation. Als eine von vielen Folgen dieses Lebensstils haben wir uns an eine ständig verfügbare Infrastruktur zwischen Netzstrom und Wasser gewöhnt. Bloß: Vor allem durch die Klimakrise steigen die Risiken für Extremwetter jeglicher Art sprunghaft an. Unter anderem kann das zu – für eine High-Tech-Nation – ungewohnt langandauernden und großflächigen Stromausfällen führen; den sogenannten Blackouts.

Für euch als digitale Menschen hängt jedoch sehr vieles an einer ständig verfügbaren Stromversorgung. Denn irgendetwas auf der langen Linie zwischen Endgerät und Serverzentrum benötigt immer eine konstante Stromversorgung, sonst bricht spätestens nach einigen Stunden alles zusammen.

Ganz wie gewohnt könnt ihr zwar in einem längerdauernden Stromausfall nicht digital funktionieren. Aber mit unseren Tipps könnt ihr sicherstellen, dass der Bruch so klein wie möglich ist.

Seid in der Lage, eigenen Strom zu erzeugen

Eines der großen Ziele des Stromnetzausbaus ist es, Redundanz zu schaffen, damit ein Schaden an einem Punkt im Netz quasi „umfahren“ werden kann. Wenn allerdings beispielsweise ein Blitz in eine Trafo- beziehungsweise Ortsnetzstation der letzten Meile einschlägt, dann ist die Redundanz meist am Ende und bei euch gehen die Lichter aus.

Was also tun? Die beste Möglichkeit wäre es, über Photovoltaik Eigenstromproduktion zu ermöglichen. Damit das allerdings selbst bei Stromausfällen funktioniert, sind mehrere Bausteine nötig:

  1. Die Photovoltaik selbst. Sie sollte ausreichend dimensioniert sein, um wenigstens die Kernfunktionen eures Haushalts aufrechtzuerhalten: ein laufender Rechner, dazu Kühlschrank und Tiefkühler.
  2. Das Herzstück der Anlage in Form des Wechselrichters. Er wandelt immer den von den Solarzellen kommenden Gleich- in netztypischen Wechselstrom um. Damit er jedoch (auch) bei Stromausfällen funktioniert, muss er „inselfähig“ sein. Das wiederum beherrscht nicht jeder Wechselrichter.
  3. Optional, aber sehr sinnvoll ist eine Möglichkeit, Strom zu speichern, damit ihr selbst dann handeln könnt, wenn die Sonne nicht scheint. Sofern ihr eine größere Solaranlage nutzt, ist dafür ein passender großer Stromspeicher die beste Wahl, da er schlicht alle Geräte wie gewohnt über das 230-Volt-Netz versorgt. Prinzipiell hilft euch jedoch alles, was Strom in irgendeiner Menge speichern kann.

Gut zu wissen: Es gibt aus dem Outdoor- und Camping-Bereich mittlerweile tragbare Mini-Solaranlagen. Die sind leistungsfähig genug, um Smartphones und Tablets recht fix aufzuladen und können nötigenfalls sogar an sonnengünstigere Orte transportiert werden. 

Habt immer eine Powerbank

Selbst als Mieter habt ihr mittlerweile Anspruch darauf, wenigstens eine kleine Solaranlage auf dem Balkon errichten zu können, sofern baurechtlich nichts dagegenspricht. Bloß: Wenn ihr keinen Balkon habt oder dieser nicht sonnengünstig liegt (etwa nach Norden oder durch andere Gebäude abgeschattet), dann bringt euch der Rechtsanspruch gar nichts – ebenso wenig, wie es die tragbare Solaranlage tut, wenn der Stromausfall generell an Tagen mit miesem Wetter geschieht.

Doch selbst in solchen Fällen solltet ihr unbedingt jederzeit wenigstens auf genügend Strom zugreifen können, um Handy und Co. betriebsbereit zu halten. Die wahrscheinlich günstigste Möglichkeit wären Powerbanks – so viele wie möglich und im ständigen Umlauf, um die Akkus darin fit zu halten.

Ebenso gibt es jedoch kleine, tragbare Stromspeicher. Sie liegen in der Mitte zwischen Powerbanks und großen (= ortsfesten) PV-Stromspeichern und besitzen genug Saft, um selbst größere Verbraucher für eine gewisse Zeit zu versorgen.

Gut zu wissen: Wenn ihr sowieso Powerbanks kauft, setzt gleich auf solche aus dem Outdoor-Bereich, die über integrierte Solarzellen verfügen und sich somit selbst aufladen können.

Habt einen Festnetzanschluss

Mobilfunkmasten besitzen typischerweise Batterien, um selbst ohne Netz eine Funktion zu gewährleisten. Diese genügen jedoch nur für einige wenige Stunden. Ist der Strom danach nicht zurückgekehrt, wird euer Handy schlicht und ergreifend „Kein Netz“ anzeigen – selbst Notrufe sind dann nicht möglich.

Nun leben wir zwar in einer Zeit, in der sämtliche Festnetzverbindungen über das Tonwahlverfahren laufen, nicht wie ehedem über das wirklich „robuste“ Impulswahlverfahren. Dennoch sind Festnetzverbindungen nach wie vor besser gegen Stromausfälle gewappnet. Wohlgemerkt Festnetzverbindungen über das Telefonkabel, weniger solche über das Kabel-TV-Netz.

Denn: Häufig sind Stromausfälle regionaler Natur. Mitunter kann deshalb das Verteilzentrum, zu dem eure Leitungen letztlich führen, ganz normal Strom beziehen – oder ist wenigstens mit deutlich länger leistungsfähigen Notstromaggregaten ausgerüstet.

Könnt ihr dann euren Router über eigene Stromspeicher versorgen, seid ihr prinzipiell voll einsatzfähig.

Gut zu wissen: Private Notstromaggregate sind nicht unbedingt dazu geeignet, empfindliche Elektronik aufzuladen. Dafür braucht ihr (deutlich teurere) Geräte mit Inverter (also ebenfalls Wechselrichter). Nur diese liefern einen ausreichend harmonischen Strom, bei dem kein Risiko besteht, eure Digitaltechnik zu beschädigen. Herkömmliche Stromerzeuger sind nur für Lampen, einfache Elektrogeräte und ähnlich simple Anwendungen geeignet.

Eine Person wählt auf dem Festnetztelefon eine Nummer, den Hörer bereits in der Hand.
Nicht vergessen: Nur simple Festnetztelefone ohne eigenen Stromanschluss sind bei Blackouts verwendungsfähig, solange es die Verbindungszentrale ist.
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Macht eure Navi-App offline-fähig

Großflächige, längerdauernde Stromausfälle bereiten Gesetzeshütern und Katastrophenschützern eine Menge Kopfzerbrechen. Warum?

  • Bargeldloses Bezahlen,
  • Alarmanlagen und Überwachungskameras,
  • verschiedenste Telefonsysteme und
  • Kühleinrichtungen

funktionieren dann nicht mehr. Experten erwarten daher bereits nach einigen Stunden erste Plünderungen – teils aus Angst, teils weil es kein bargeldloses Bezahlen gibt, Menschen aber trotzdem Dinge dringend brauchen (denkt etwa an Babynahrung), aber natürlich ebenso, weil das Strafrisiko einfach sinkt und die Polizei mit anderen Dingen beschäftigt sein wird.

Insbesondere, wenn ihr eure Wohnumgebung (noch) nicht blind kennt, solltet ihr deshalb unbedingt Google Maps oder eine andere Navi-App offline-fähig machen. Dazu könnt ihr Kartenausschnitte herunterladen und ohne jede Netzverbindung genauso wie im Normalfall navigieren. Das einzige Limit ist die Speichergröße – es ist also vorteilhaft, ein Handy oder wenigstens Tablet mit SD-Slot zu besitzen.

Mindestens sollte die Offline-Karte eure Stadt und das Umland beinhalten. Denkt etwa an Apotheken oder vielleicht Bauern, die selbst dann noch etwas verkaufen, wenn Supermärkte längst leer (-geplündert) sind.

Gut zu wissen: Natürlich fehlen der Offline-Map brandaktuelle Informationen, die sonst andauernd geladen werden. Achtet deshalb darauf, die gespeicherte Karte wenigstens jährlich zu updaten, um zumindest bei Straßenverläufen, Geschäften usw. andauernd auf aktuellem Stand zu sein.

Bereitet euch möglichst viel Unterhaltung vor

Es mag Blackouts geben, von denen ihr dank Photovoltaik, Stromspeicher und funktionierendem Festnetz zumindest in digitaler Weise kaum etwas merkt. Ebenso solltet ihr jedoch an schwerwiegendere Szenarien denken. Etwa, wenn die Stromversorgung zum großflächigen Ziel von Terroristen wird oder ein Unwetter wirklich unglücklich zuschlägt.

In einem solchen Fall kann es schnell vorbei sein mit der dauerhaften Netzverbindung – und mit Langeweile ist ein Blackout definitiv noch schwerer zu ertragen.

In guten Zeiten solltet ihr deshalb einen oder mehrere möglichst große Speichermedien mit Filmen und Serien füllen. Unter anderem Netflix erlaubt solche Downloads zur Offline-Nutzung.

Gut zu wissen: Zwar ist es bei DVDs und Blu-Rays legal, als Besitzer Sicherungskopien für den Eigengebrauch zu erstellen. Wenn dabei jedoch ein Kopierschutz überwunden werden muss, wird die Grenze zur Illegalität überschritten. Also Vorsicht, falls ihr eure Disk-Sammlung für den Stromausfall rüsten wollt.

Besitzt eine alternative Kommunikationsmöglichkeit

Die Überschwemmung im Ahrtal zeigte, wie schwer die Natur in der Klimakrise zuschlagen kann. Ihr benötigt daher nicht viel Fantasie, um euch einen Blackout vorzustellen, der große Gebiete betrifft und vielleicht mehr als einen Tag andauert.

Eure digitalen Geräte werden dann vielleicht noch funktionieren. Wenn jedoch weder das Schaltzentrum der Festnetzverbindung noch die Mobilfunktürme Strom haben, seid ihr offline, ohne daran etwas ändern zu können.

Gerade deshalb solltet ihr nicht nur für medizinische Notfälle über eine alternative Notfall-Kommunikationsmöglichkeit nachdenken. Damit wären wir beim CB-Funk angelangt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Funkanwendungen

  • darf jeder ohne Lizenz CB nutzen,
  • gibt es keine Möglichkeit, versehentlich falsche Frequenzen zu nutzen und sie somit zu stören und
  • bringt es CB auf brauchbare Reichweiten selbst in bebautem Gelände – ungleich beispielsweise zu PMR-446, worauf die meisten erhältlichen Walkie-Talkies setzen.

Hier nun der Clou: Ein ordentliches CB-Funkgerät gibt es bereits für unter 100 Euro. Ihr benötigt dann bloß noch eine gute Antenne, die sich auf dem Balkon oder Dach aufstellen lässt und eine normale Zwölf-Volt-Autobatterie; die meisten CB-Funkgeräte können über einen Adapter direkt damit verbunden werden.

Allerdings ist CB nicht so sehr Plug & Play, wie ihr es aus dem digitalen Bereich kennt. Ruft diesbezüglich einfach bei einem anständigen Funk-Händler aus der Google-Liste an und erklärt ihm, was ihr benötigt. Selbst ohne Funktechnik-Grundkenntnisse werdet ihr dadurch in der Lage sein, sogar bei schweren Stromausfällen mit anderen zu kommunizieren. Und ihr dürft euch sicher sein, dass in solchen Notfällen Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste über irgendeine Meldekette an den CB-Funk angebunden werden.


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