Valheim im Test – endlich wieder ein gutes Survival-Spiel, aber wieso?

Das Genre der Survival- und Crafting-Spiele schien für mich lange Zeit etwas ausgelutscht. Entschuldigt die Ausdrucksweise, aber nach Minecraft, Rust, Ark, Raft und all den anderen Genrevertretern hatte ich einfach das Gefühl, dass es nun auch mal gut ist mit dem “Überleben und Bauen”. Ein Spiel sich hat jetzt allerdings einen sehr guten Platz unter den bisherigen Platzhirschen gesichert und mich ehrlich gesagt ziemlich in seinen Bann gezoegen. Valheim stammt von dem schwedischen Entwickler Studio Iron Gate AB, ist – wie der Name vermuten lässt – in einem Wikinger-Setting angesiedelt und macht eine ganze Menge ziemlich richtig. Ich hatte Valheim im Test und erkläre euch in diesem Artikel, wieso es so ein gutes Spiel ist.

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Was ist Valheim?

Bevor ich mich jetzt in verschiedenen Mechaniken oder der tollen Stimmung in Valheim verliere, möchte ich euch erst einmal alle ins Boot holen. Das Spiel ist von der Grundidee her nämlich gar nicht sonderlich innovativ. Es ist ein Survival-Spiel mit Crafting- und Bauelementen. Alleine oder in einer Gruppe von bis zu 10 Spielern (was definitiv zu empfehlen ist) landet ihr im namensgebenden Valheim. Als Wikinger seid ihr zuvor im Kampf gefallen und wurdet von den Walküren in diese Welt verfrachtet. Valheim ist die zehnte Nordische Welt und wird von fiesen Monstern und Kreaturen besiedelt. Im Laufe des Spiels müsst ihr nun die Rivalen des Göttervaters Odin um die Ecke bringen, um so die Ordnung in Valheim herzustellen und in der Gunst Odins zu steigen. 

Auf dem Weg dahin erkundet ihr die Karte, dringt in schwierigere Gebiete vor, sammelt Rohstoffe, stellt Gegenstände her, baut euch eine Heimat auf, bekämpft Gegner und verbessert euren Charakter. Das Ganze ist dabei definitiv auf den Koop ausgelegt. Nachdem ich Valheim im Test hatte, kann ich sagen: Das Spiel macht so auch am meisten Spaß.

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Was macht Valheim so besonders?

Valheim hat, wie auch andere Spiele dieses Genres, eine Menge zu bieten und gibt uns eine Menge zu tun. So können wir die Welt erkunden, getrieben von dem Bedürfnis neue Rohstoffe und Items zu finden, die uns dabei helfen, neue Gegenstände und Gebäude herstellen und bauen zu können. Gleichzeitig gibt es in der Welt eine Reihe von relativ starken Bossgegnern – die Feinde Odins – die wir besiegen müssen. Das sorgt dafür, dass das Erkunden, Sammeln, Craften und Bauen nicht bloß aus sich selbst heraus funktionieren muss. Vielmehr fühlt es sich an, als würde alles was wir tun, einem Zweck dienen. Und zwar dem Zweck, sich auf diese Gegner vorzubereiten und stärker zu werden, um eine über allem liegende Aufgabe zu erfüllen. 

Die Mechaniken ergeben Sinn!

Was mir an Valheim im Test sehr gefallen hat, ist die Sinnhaftigkeit vieler Mechaniken. Sie jetzt alle aufzuschlüsseln, würde vermutlich den Rahmen sprengen, ich möchte euch aber dennoch einige Beispiele geben. So müsst ihr, um in Valheim schlafen zu können ein Bett bauen. Darin könnt ihr aber nur dann schlafen, wenn sich in der Nähe eurer Schlafstätte eine Feuerstelle befindet und alles überdacht ist. Jetzt könnte man meinen: Gut, setze ich in meine Hütte halt ein Feuer. Das wird aber erstens irgendwann ausgehen und zweitens, wird euch der entstehende Rauch in der Hütte Schaden zufügen. Also heißt es überlegen. Wir brauchen eine Luftzirkulation, durch die der Rauch abziehen kann. Hier reicht beispielsweise ein kleiner Spalt unter dem Dachgiebel, aber auch ein Schornstein führt zum Erfolg. Allerdings kann es regnen und wenn es oben in euren Schornstein hineinregnet, erlischt das Feuer (in das ihr übrigens immer wieder mal Holz nachlegen solltet). 

Also überdacht ihr den Schornstein. Als Dach gilt außerdem auch wirklich nur ein “Dach”. Es hilft nichts, die Boden-Elemente als Dach zu verwenden. Diese “realistischen” Ansprüche an die Architektur eurer Gebäude haben einen weiteren Vorteil, der einfach Spaß macht. Sie zwingen euch förmlich dazu, eure Architektur realistisch zu gestalten. Ein Haus, dass den Ansprüchen des Spiels genügt, sieht tatsächlich nach einem echten Wikinger-Haus aus. Hinzu kommt, dass die Häuser eine Gewisse Stabilität aufweisen müssen. Einfach eine Reihe von horizontalen Balken aneinanderzubauen, funktioniert nicht und die Konstruktion bricht zusammen. 

Ein Haus mit einem Schornstein in Valheim / Screenshot aus Valheim erstellt von Moritz Stoll
Damit der Rauch aus eurem Haus gut abziehen kann, baut ihr am besten einen Schornstein. / Screenshot aus Valheim erstellt von Moritz Stoll

Das Bauen macht Spaß

Wie bereits gesagt, ist die Baumechanik sehr gut durchdacht und greift mit anderen Mechaniken eng ineinander. Als ich Valheim im Test hatte, habe ich anfangs versucht, nur nach Ästhetik zu bauen. Das funktioniert aber nicht – nur nach Funktion zu bauen ebenso wenig. Stattdessen unterstützen uns die Survival-Mechaniken bei der Ästhetik unserer Gebäude und lassen die Architektur schlüssig erscheinen. Zudem finde ich das Bauen an sich sehr gut umgesetzt. Nachdem wir uns einen Hammer gecraftet haben, können wir Bauelemente in der Welt platzieren – vorausgesetzt in der Nähe befindet sich eine Werkbank.

Diese Elemente brauchen Rohstoffe wie Holz oder Stein. Je weiter wir im Spiel kommen, desto größer wird der Katalog an möglichen Bauelementen und desto größer, komplexer und detailreicher können unsere Gebäude werden. Hier entsteht ein ziemlicher sog. Motiviert zum einen durch den Wunsch tolle Gebäude zu bauen, die optisch etwas hermachen, zum anderen, um im Spiel weiterzukommen. Der Baumodus ist dabei sehr präzise und zugänglich. So ist es einfach tolle Gebäude zu bauen ohne viel Frickelei.

Die Welt hat viel zu bieten und lässt sich gut erkunden

Im Test hat Valheim  es kontinuierlich geschafft, dass ich mehr erkunden wollte. Die Betonung liegt hier ganz klar auf „wollte“ – ich hatte nahezu nie das Gefühl, irgendwas einfach tun zu müssen. Es gibt in dem Open-World-Spiel verschiedene Biome – also Arten von Gegenden – , die verschiedene Gegnertypen beherbergen und dementsprechend unterschiedlich schwer für uns als Spieler sind. So etwas kennt der ein oder andere vielleicht aus Minecraft. Das erste Biom, das wir in Valheim kennenlernen, sind die Meadows. Hier treffen wir auf vergleichsweise schwache Gegner. Im Dark Forest hingegen sieht das schon anders aus. In Valheim müssen wir früher oder später anfangen, uns auf der Karte umzusehen und nach neuen Möglichkeiten zu suchen. Allerdings muss uns das Spiel nicht mit irgendwelchen Quests dazu zwingen. Vielmehr weckt es in uns eine Neugier und einen Antrieb, neue Dinge bauen und herstellen zu können. Als ich Valheim im Test hatte, sah das ungefähr so aus:

Ich brauchte Hirschleder und Knochenfragmente, um meine Werkbank ein Level upzugraden. Auf der Suche nach Hirschen, die ziemlich schnell davon laufen, bin ich dann aber auf einen Turm voller Skelette und sogar auf einen der Dungeons, die wir betreten können, getroffen. In diesen Dungeons wurde es aber gerade zu Beginn etwas brenzlig und ich habe mich erstmal für einen taktischen Rückzug entschieden. Also: Erstmal weiter Hirsche und Wildschweine jagen, um aus deren Leder Rüstung herzustellen und ganz nebenbei neue Gegenden, Ressourcen und Gegner entdecken. Nach kurzer Zeit fühlte ich mich ausreichend gewappnet und habe ich erneut in den Dungeon getraut. Mit etwas mehr Erfahrung und besserem Equipment stellte dieser schließlich kein Problem mehr dar. In Dungeons finden wir in Valheim dann zum Beispiel Orbs, die wir benutzen können, um eine Schmelze zu errichten und Erze einzuschmelzen. Diese Orbs habe ich dann auch benutzt, aber schon kam die nächste Frage auf:  

Wie bauen wir Erze ab? Dafür müssen wir den ersten Boss Elikthyr besiegen, aus dessen Geweih wir uns eine Spitzhacke herstellen können. Mit dem Besiegen der Bosse erhalten wir außerdem die Möglichkeit an unserem Startpunkt – dem Steinkreis – bestimmte magische Fähigkeiten zu aktivieren. Diese geben uns passive Boni auf bestimmte Fähigkeiten, haben aber einen relativ langen Cooldown.

Ihr seht also: Valheim bringt einen dazu, die Dinge ganz von selbst herausfinden und machen zu wollen. Allerdings greift uns das Spiel auch ein wenig unter die Arme. Der Raabe Hugin (einer von Odins Raaben) steht uns immer sehr unaufdringlich zur Seite. Erreichen wir in Valheim einen neuen Meilenstein, taucht er auf, wir können ihn ansprechen und er verrät uns, was wir als nächstes tun können oder sollen. Das ist eine angenehme Führung durch das Spiel, weil wir nicht gezwungen werden, Texte zu lesen, deren Inhalt wir uns bereits selbst erschlossen haben. Manchmal allerdings wurde der Rabe im Test zu Valheim doch etwas penetrant. Falls es euch auch so gehen sollte, seid ihr gut beraten, ihn einmal anzusprechen und wieder wegzuklicken. So lässt er euch dann bis zum nächsten Meilenstein in Ruhe. 

Den eigenen Charakter Skillen und Weiterentwickeln

Neben dem Sammeln, Craften und Bauen kommt ein viertes Prinzip hinzu, das Valheim zu einem ungemein motivierenden Spiel macht. Und zwar das Weiterentwickeln des eigenen Charakters. Das dahinterliegende System orientiert sich etwas an dem aus Skyrim. Und zwar müssen wir hier keine durch Levelaufstieg erworbenen Erfahrungspunkte auf bestimmte Fertigkeiten verteilen, sondern werden schlicht und ergreifend in dem besser, was wir tun. Kämpft ihr viel mit eurer Axt? So wird diese Fertigkeit steigen und ihr macht mit der Zeit immer mehr Schaden. Hackt ihr viel Holz? Selbes Prinzip. Mit der Zeit richtet ihr auch hier mehr Schaden an und die Bäume fallen schneller. Im Test macht Valheim in Sachen Charakterentwicklung wirklich eine gute Figur. Diese Art von Fortschritt fühlt sich natürlich an und unser Charakter entwickelt sich so ganz natürlich nach unserer Spielweise.

Apropos Bäume fällen: Aufgepasst! Fällt euch der Stamm eines Baumes nämlich auf den Kopf, kann das durchaus tödlich enden. Besonders ärgerlich ist es dann, wenn ein Troll, den ihr bekämpft mit seiner Keule einen Baum umnietet und ihr dadurch sterbt, obwohl ihr seinem Schlag an sich gut ausgewichen seid. Ich glaube ich bin in meinem Valheim Test häufiger durch umfallende Bäume gestorben als durch die Hand meiner Gegner.

Das intuitive Skillsystem in Valheim hat einen weiteren Vorteil: Besonders im Koop ergeben sich so automatisch bestimmte Aufgabenverteilungen und Rollen. Ist einer von euch Zuständig für die Jagd, wird er vermutlich irgendwann den meisten Skill im Umgang mit dem Bogen haben. Der Holzfäller unter euch, wird irgendwann am besten darin sein und wer Steine und Erze abbaut, wird zum erfahrenen Bergarbeiter. Euren Charakter könnt ihr übrigens auf verschiedenen Spielständen spielen. Da Valheim selbst keine offiziellen Server bietet, seid ihr darauf angewiesen, dass einer eurer Gruppe ein Spiel als Server hostet. Falls diese Person mal nicht online ist, könnt ihr mit dem selben Charakter auch in einem Solo-Spiel weiterspielen und behaltet so dessen Fortschritt.

Die Optik in Valheim

Die Optik von Valheim war im Test wohl einer der strittigsten Punkte. Grafisch erinnert es eher an ein Spiel aus den 2000er Jahren und setzt auf eine sehr reduzierte Low-Poly-Grafik. Das heißt aber nicht, dass es unästhetisch wäre. Denn der ganze Art-Style, die Beleuchtung und auch die Dynamik der sich bewegenden Flora erzeugen eine fantastische Stimmung. Auch Wetter- und Nebeleffekte unterstützen diese Stimmung. So wachen wir teils auf, treten aus unserer Hütte und blicken auf eine neblige Wiese, über der langsam die Sonne aufgeht.

Screenshot eines selbstgebauten Dorfes aus Valheim.
Trotz der reduzierten Grafik ist Valheim ein wirklich schönes Spiel.

Fazit: In Valheim unterstützen die Mechaniken die Spielweise

Alles in allem ist Valheim ein wirklich tolles Spiel. Auch wenn so gut wie keine der Mechaniken wirklich innovativ ist. Es ist auf den ersten Blick doch ein klassisches Survival-Spiel mit Crafting- und Baumöglichkeiten. Haben wir alles schon gesehen in Spielen wie Rust, The Forest, Ark, Raft und wie sie alle heißen. Hier habe ich aber wirklich das Gefühl, dass die Mechaniken des Spiels die Spielweise unterstützen. Sie existieren nicht bloß, damit ein bestimmtes Element – wie das Bauen von Häusern – vorhanden ist. Sie erfüllen einen Zweck und sind tatsächlich wichtig. Wir brauchen sie tatsächlich und nahezu alles, was wir tun vermittelt uns das Gefühl, auf etwas zuzuarbeiten. Das ist sehr belohnend, erzeugt einen kräftigen Sog und macht richtig viel Spaß. Besonders in einer Gruppe. Denn darauf ist Valheim eben ausgelegt. Anders als Rust, Ark oder Conan Exiles setzt Valheim nicht auf PVP sondern hat diese Option standardmäßig deaktiviert. 

liebt seit jeher Sprache, Kommunikation und Mathematik. Heute ist er Software-Entwickler für Mixed Reality und moderiert den Netzpiloten-Podcast Tech und Trara. Die (digitale) Welt ist für ihn ein Ort voller Möglichkeiten und spannender Technologien, die man ausprobieren, bearbeiten und hinterfragen kann.


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