Was ist die Hacker School?

Vielleicht denken einige bei dem Begriff Hacken immer noch an Computerviren oder Passwortdiebstahl, aber eigentlich heißt es Technik zu verstehen und kreativ einzusetzen, Probleme zu identifizieren und anschließend eine Lösung zu entwickeln. Ein Skill, der in der digitalisierten Welt immer wichtiger wird. Dennoch bleiben Computercode und Programmiersprachen für viele etwas mystisches und ohne Berührungspunkte. Die Hacker School, mit ihrer Leiterin Dr. Julia Freudenberg, will daran etwas ändern. Sie setzt dabei auf eine frühe digitale Bildung von Kindern und Jugendlichen. Ziel ist auch, dass jeder junge Mensch vor seinem Eintritt in das Berufsleben das Programmieren einmal kennenlernt – das Ganze besonders niedrigschwellig und mit Spaß.

Als Gast unseres Podcasts sprach Julia Freudenberg übrigens auch mit uns darüber, wie man Kinder für die IT begeistert und wo noch Steine in den Weg gelegt werden. Dabei gab es natürlich auch einige Einblicke in die Hacker School.

Über die Hacker School

Die Hacker School wurde im Jahr 2014 in Hamburg gegründet und ist eine gemeinnützige Organisation. Sie arbeitet mit verschiedenen Unternehmen, Förderpartnern, Privatpersonen sowie staatlichen Stellen und Schulen zusammen. Ziel ist es Kinder und Jugendliche an die IT heranzuführen und sie, im besten Fall, dafür zu begeistern. Zu diesem Zweck bietet die Hacker School vor allem kostenfreie Kurse an Schulen an. In diesen lernen die Kinder dann nicht nur Programmieren, ihnen werden auch sogenannte 21st Century Skills vermittelt – mit Fokus auf Kreativität, Kollaboration, Kommunikation und kritischem Denken. Damit verbunden herrscht in den Kursen eine positive Fehlerkultur: Fehler zu machen ist gut und gehört zum Leben dazu. Aus ihnen kann man lernen –  ganz praktisch und anschaulich auch im Kurs selbst.

Zusätzlich setzt die Hacker School auf eine eigene Selbstwirksamkeitserfahrung. Die Kinder und Jugendlichen sollen die Erkenntnis bekommen, dass sie selber in der Lage sind etwas digital zu gestalten. Sie sollen merken, dass Programmieren gar nicht so schwer ist, wie vielleicht gedacht oder wie typische Klischees es eben vermuten lassen. Der Fokus liegt auch auf dem Spaß der Teilnehmer*innen. Es geht also nicht um langweiligen Frontalunterricht, sondern um einen kreativen und interaktiven Lernprozess – ohne Notendruck, aber mit dem Ziel positiver Lernerfahrung und Ermutigung. Nach diesem Grundprinzip soll die digitale Bildung aller Kinder gefördert werden und damit auch ein Beitrag zur Chancengleichheit geleistet werden. Konsequenterweise setzen die Kurse also keine Vorkenntnisse voraus und die IT-Profis begleiten die Kinder dabei die ganze Zeit.

Die Angebote

Die Hacker School bietet verschiedene Kurse an, einige davon sind speziell für Mädchen. Die Kurse finden entweder online statt, oder auch in verschiedenen Städten vor Ort. Dabei werden die Teilnehmer*innen nach Alter aufgeteilt, insgesamt reicht die Altersspanne von 10 bis 18 Jahre. Es gibt Freizeitkurse, für die ein Ticket erworben werden muss, sowie kostenfreie Angebote für die Schulzeit. Thematisch behandeln die Schulkurse Python, HTML/CSS oder MakeCode Arcade – also verschiedenen Programmiersprachen. Auch ein Exkurs zum sicheren Umgang mit Künstlicher Intelligenz wird mittlerweile angeboten.

Betreut werden die Schüler*innen dann von einem IT-Ehrenamtlichen, einem sogenannten Inspirer. Diese ermutigen die Kinder sich auszuprobieren und zu tüfteln. So wird ihnen spielerisch die jeweilige Programmiersprache nähergebracht. In einem Kurs kann dann ein Projekt wie eine Wetterstation mit eigens programmierten Code oder auch ein selbstprogrammiertes Computerspiel entstehen, ein Ergebnis das die Schüler*innen motiviert und begeistert.

Die Freizeitkurse bieten thematisch ähnliches an, es lassen sich Spiele programmieren – beispielsweise mit Java Script – oder eigene Websites erstellen. Zusätzlich gibt es auch Robotics-Kurse, in denen die Teilnehmer*innen einen Roboter programmieren können. Neben Einstiegskursen gibt es auch Aufbaukurse, zum Beispiel „Python für Fortgeschrittene: Games Bots und mehr“.

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Wirkung und Bedeutung

Für die Teilnehmer*innen der Kurse soll sich eine Wirkung in zweierlei Hinsicht entfalten: IT-Orientierung und Zukunftskompetenzen. Die Hacker School hat sich in ihrem aktuellen Wirkungsbericht 2300 Rückmeldungen eingeholt. Die stärksten Zustimmungen der Teilnehmer*innen wurden hinsichtlich der Fehlerkultur, Kreativität und Chancengleichheit verzeichnet. Dabei gehen die Kinder davon aus, dass Fehler nichts negatives sind. Sie erkennen sie als Lernchancen an. Außerdem bildete sich ein Bewusstsein dafür, dass die Schüler*innen bei Problemen erstmal selber nach Lösungen suchen können. Eine zusätzliche Entwicklung lässt sich in der Überzeugung der Teilnehmer*innen verzeichnen, dass tatsächlich jede*r im IT-Bereich arbeiten kann. Darüber hinaus wurde ihr Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten gestärkt und sie sind, laut eigenen Angaben, aufgeschlossener dafür in die IT-Branche zu gehen.

Auch die Handlungsfähigkeit der Teilnehmer*innen wurde unterstützt. Ihnen wurden Perspektiven aufgezeigt, wie sie nach dem Kurs mit dem Programmieren weitermachen können. Einige entschieden sich beispielsweise für Informatik als Schulfach oder Studienrichtung, andere setzten ihre Projekte zuhause fort.

Ein ehemaliger Teilnehmer eines Schulkurses ist heute beispielsweise selber als Team-Inspirer für die Hacker School tätig. Er hat damals mit seinem Chemie-Leistungskurs an dem Programm teilgenommen und hat so mit Python ein eigenes Schere-Stein-Papier-Spiel programmiert. Für ihn war es der erste richtige Kontakt mit einer Programmiersprache und somit schließlich auch sein Einstieg in das Programmieren – heute studiert er Informatik.

Wie erwähnt liegt ein besonderer Fokus der Hacker School auf der Chancengleichheit. Damit sind nicht nur gleiche Lernchancen gemeint, sondern auch der aktive Abbau von strukturellen Hürden, die den Zugang zur digitalen Bildung erschweren. Ein auffallend starkes Beispiel dafür ist das Format Yourschool PLUS, das aktuell in Hamburg für Schulen mit einem Sozialindex von 1-3 angeboten wird. In einem vierstündigen Workshop kommen die Inspirer zu den Kindern und Jugendlichen – ab der Klassenstufe 6 – in den Klassenraum und führen sie spielerisch an unterschiedliche Programmiersprachen heran.

Ein Ausblick

Abschließend zeigt die Hacker School also, dass digitale Bildung Spaß machen kann und dass wichtige Kompetenzen auch spielerisch vermittelt werden können. Mit ihrem Ansatz Kreativität, Selbstwirksamkeit und technische Fähigkeiten zu verbinden, gibt sie Jugendlichen die Werkzeuge in die Hand ihre digitale Zukunft selber zu gestalten.
Wer weiß, vielleicht kann durch diese Förderung irgendwann eine neue große App, ein neues Game oder etwas völlig Unerwartetes entstehen – nur weil ein kluger und kreativer Kopf den Mut und das Selbstvertrauen bekommen hat, sich in die Welt des Programmierens zu wagen.


Image by Mikhail Nilov via Pexels

Hat ihren Bachelor in Kulturwissenschaft mit Fokus auf digitale Medien abgeschlossen und verbindet nun ihre Leidenschaft fürs Schreiben mit der Begeisterung für alles, was digital ist. Dabei geht sie gerne den Fragen nach, die unsere vernetzte Welt bewegen und unseren Alltag prägen.


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