Wie war es in der Poleposition 1998, Peter Kabel?

Die Netzpiloten feiern 15 Jahre Expeditionen in den Cyberspace und fragen prominente Wegbegleiter nach ihrem denkwürdigsten Erlebnis der digitalen Revolution. – Heute den Unternehmer und Professor an der Hochschule für angewandte Wissenschaften  in Hamburg,  Peter Kabel.

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Früher sprach man ja davon, dass sich Internetjahre, wie Hundejahre verhalten und die Zeit einfach siebenfach schneller voran schreitet. Wer wie ich jedes dieser Jahre selbst erlebt hat, hat daher Schwierigkeiten sich für einen Höhepunkt zu entscheiden. Eines meiner Highlights der frühen Internetjahre war sicherlich die Live-Berichterstattung für unseren Kunden BMW von den 24 Rennen in Le Mans in den Jahren 1997 und 1998.

 So wie für die Rennteilnehmer der Wettbewerb in den schwülwarmen Frühsommertagen an der Sarthe eine Herausforderung für Mensch und Maschine ist, war es dies in den Pioniertagen auch für das Kabel New Media Team vor Ort.

Um Internetanschluss zu bekommen musste man unter Tischen des Pressezentrums skeptisch beobachtet von der versammelten Weltpresse nach Telefondosen suchen. Der Anschluss ans Strecken-Informationssystem war nur über einen Hack möglich, das Wort API war noch nicht erfunden und Strecken-Rechner nicht zwingend vernetzt.

Ein Abenteuer an dessen Ende das Team BMW zwar nicht auf der Rennstrecke, aber im Kampf um die Öffentlichkeit siegte: Wir berichteten Live – heute würde man das Blogging nennen – und stellten in Echtzeit die Position der Fahrzeuge auf der Stecke in einem Flash-Plug-In dar. Das war wirklich heißer Scheiß.

Und so sah es am Ende auch die Presse (noch 2013 hier nachzulesen)

„…Dass es auch anders geht beweist BMW. Umfassend und aktuell wird über das Rennen berichtet. Besonders die „Time-Machine“ gibt, toll bedienbar, einen jederzeitigen aktuellen Überblick über das Rennen! Und das i-Tüpfelchen sind die web-cams, vor den Boxen installierte Fernsehkameras, die ihre Bilder ins Internet einspeisen. Ein Platz in der ersten Reihe für alle Rennsportbegeisterten!“

Vor Ort angekommen stellten wir erschrocken fest, dass das Team Nissan auch ein Internet-Live-Team in die Französische Provinz geschickt hatte, das allerdings die mannigfachen Probleme weniger gut im Griff hatte:

 „Nissan ist ja bereits vor dem Start ausgeschieden – zumindest was die Berichterstattung im Internet betrifft.“

Unmittelbar nach Rennschluss machte ich mich auf der nun freigegebenen Strecke mit dem Team-Mofa auf den Weg von einer unserer Locations zur anderen, vorbei den Tribünen der Zielgeraden auf denen noch viele Zuschauer waren und zujubelten – so hätte man meinen können.

Nach zig Hundejahren ist das Internet noch immer aufregend und täglich gibt’s neue Höhepunkte, die sich in immer neuen Feldern des Lebens entfalten und die Kluft zwischen denjenigen, die es aktiv spielen und jenen, die nur als Zuschauer auf der Tribüne sitzen ist weiterhin groß. Neuland eben.

Die Crew der Netzpiloten in Hamburg und Berlin setzt sich zusammen aus rund zehn festangestellten Redakteuren/innen, festen freien Blogger/innen sowie einigen Praktikanten. Alle Texte der Mitglieder unseres ausgedehnten Netzpiloten Blogger Networks erscheinen direkt unter deren Autorenhandle.


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1 comment

  1. Ja, das war ein wirklich cooles Projekt damals. Die Rennverfolgungs-App war allerdings ein Java-Applet, nicht Flash (das hatte sich noch nicht durchgesetzt). Ich hatte 1998 die technische Projektleitung und erinnere mich an sehr anstrengende 24 Stunden …

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