Vertrauen ist der Schlüssel zur digitalen Welt

In seiner Kolumne beschäftigt sich Nico Lumma mit dem Vertrauensverlust ins Digitale in der Post-Snowden-Ära und warum dies keine Lösung sein kann. Natürlich, eigentlich wussten wir alle es schon immer. Das Netz ist nicht sicher und die Geheimdienste können eh alles lesen, wenn sie es denn wollen, aber wenn interessiert schon irgendein Geschreibsel auf Facebook? Nach dem, was wir wissen, interessieren sich die NSA genau so dafür wie der britische und der französische Geheimdienst, aber auch der deutsche BND mischt munter mit beim Abhören des Internets.

Dieser Überwachungsskandal wird nicht ohne Folgen bleiben, denn er beendet quasi die naive Phase des Internets, in der zwar alle wussten, dass die digitale Kommunikation ungefähr so sicher ist, wie ein Gespräch im Bus, aber dennoch dem Netz und seinen Diensten und Plattformen vertrauten. Natürlich gab es schon immer skeptische Menschen, die ihre Daten nicht Plattformen anvertrauen wollen, vor allem nicht in fremden Ländern. Aber nun ist klar geworden, dass die eigenen Daten noch viel weniger sicher sind, als man stets angenommen hat.

Das ist fatal. Schon jetzt werden Umsatzverluste in Milliardenhöhe prognostiziert, weil insbesondere Firmen weniger Vertrauen in Cloud-Technologie haben werden, aber auch für staatliche Stellen oder die private Nutzung wird es ein Umdenken geben. So hat jüngst das Land Baden-Württemberg seinen Lehrern untersagt, amerikanische Social Media Plattformen für die Kommunikation mit den Schülern zu nutzen. Da wird eine diffuse Angst vor Überwachung vermischt mit einer Befürchtung, dass Daten auf Plattformen in fremde Hände geraten könnten.

Vertrauen ist der Schlüssel für die digitale Welt. Dadurch, dass das Digitale nicht greifbar ist, müssen wir Nutzer auf die Plattformen und Dienste vertrauen können, dass diese unsere Daten respektvoll behandeln. Es wird interessant sein, zu sehen, wie die Anbieter das Vertrauen der Nutzer wieder stärken wollen, nachdem durch PRISM klar geworden ist, dass Geheimdienste alles tun, um Zugriff auf unsere Daten zu bekommen. Insbesondere kommerzielle Anbieter dürften kein Interesse daran haben, dass die Nutzer befürchten, dass nicht ordentlich mit ihren Daten umgegangen wird. Es ist höchste Zeit, dass die Nutzer wieder mehr Vertrauen in die digitale Welt bekommen.


Image (adapted) „Protest against ACTA – 2012-01-28 – Toulouse – 03“ by Pierre-Selim (CC BY 2.0)


 

arbeitet als COO des next media accelerator (http://nma.vc) in Hamburg. Er bloggt auf lumma.de und ist seit 1995 eigentlich nicht mehr offline gewesen. Er ist Mitglied der Medien- und netzpolitischen Kommission des SPD Parteivorstandes und Co-Vorsitzender des Vereins D64 – Zentrum für digitalen Fortschritt. Unter @Nico findet man ihn auf Twitter. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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1 comment

  1. Es wird sein wie immer im „Leben“. Im Augenblick sind alle wachgerüttelt und verunsichert. Aber um die nächste Ecke lauert schon ein neuer Skandal und PRISM verliert an Aktualität. Positiv an der Affaire PRISM: Man hat es geahnt und manchmel hat man die Ahnung verdrängt. Nun ist es bestätigt. Es heisst nun offen damit umzugehen und „PRISM“ in die Kommunikation zu integrieren.

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