Twitter muss das Rauschen in den Griff bekommen um zu überleben

Twitter wird nicht überleben, wenn es ein großes Problem nicht in den Griff bekommt: das Grundrauschen – behauptet ein früher Investor. Gary Vaynerchuck ist schon seit Jahren sehr umtriebig im Internet und gehörte zu einem der frühen Investoren in das damals noch junge Unternehmen Twitter. Auf dem Guardian Changing Media Summit hat Vaynerchuck allerdings eine kritische Zukunftsprognose für das Social Network verkündet. Das Social Network kämpft aus seiner Sicht mit einem Problem, das auch viele andere Social Networks betrifft, nämlich das Rauschen. Sollte Twitter das Problem allerdings nicht, wie etwa Facebook in den Griff kriegen, hat es kaum Überlebenschancen.

Rauschen ist Rauschen

Fängt man gerade erst an, Twitter zu nutzen, ist es schwierig, am Ball zu bleiben. Man folgt zwar schnell einer Menge interessanter Menschen und Bots, doch je mehr es werden und desto mehr Posts und Retweets in der eigenen Timeline auflaufen, desto weniger bekommt man davon letztendlich mit. Alles scheint an einem förmlich vorbei zu rauschen. Dieses Problem wird immer größer, je mehr Menschen Twitter nutzen, sagt Gary Vaynerchuck , der bereits in der Anfangsphase von Twitter zu den Investoren gehörte. Früher haben Nutzer das, was generell auf Twitter gesagt wurde, mehr beachtet, doch im Vergleich zu dem Twitter von vor 3 bis 5 Jahren, gleicht das Social Network heute einem gewaltigen Feuerwehrschlauch.

Vaynerchuck verglich Twitter außerdem mit Facebook, einem Unternehmen, in das er ebenfalls frühzeitig investiert hatte.

Sollte Twitter nicht den Newsfeed von Facebook emulieren und aufhören dir alles zu zeigen, wird Twitter sterben, erklärte er und fügte hinzu: Twitter wird auf die gleiche Weise sterben, wie die Öffnungsrate bei E-Mails von 80 Prozent 1997 auf 20 Prozent gesunken sind – denn Rauschen ist Rauschen.

 Diese Zahlen stammen übrigens aus Vaynerchucks eigener Erfahrung mit seinem Unternehmen Winelibrary.com, welches er 1997 startete und aus dem er in wenigen Jahren aus einem kleinen Familienbetrieb ein millionenschweres Unternehmen gemacht hat.

Algorithmen sind nötig

Facebook setzt schon lange Algorithmen ein, um zu entscheiden, was auf der Timeline der Nutzer auftaucht, auch wenn dieses Vorgehen immer wieder auf Kritik der Nutzer stößt. Twitter hat sich bisher geweigert, die Timelines der Nutzer aufzuräumen. Aber ganz unangetastet blieben die Timelines von Twitter auch nicht, denn immer wieder landen Sponsored Tweets zwischen den regulären Tweets und auch mit Empfehlungen von Tweets, Konten, und Themen, die ein Nutzer nicht aktiv zu folgen beabsichtigt, experimentiert das Unternehmen immer mehr. Die Werbe-Tweets sieht Vaynerchuck übrigens als notwendig an und findet sie deutlich effektiver als Pop-Up- oder Banner-Ads, da sie in der Timeline auftaucht, wie auch bei Facebook, und dem Nutzer die Zeit nicht stiehlt.

Derzeit hat Twitter ungefähr 288 Millionen aktive Nutzer pro Monat, und ein automatischer Filter für das Rauschen könnte dabei helfen, auf die 1 Milliarde Nutzer, die Facebook derzeit hat, zuzusteuern und neue Nutzer bei der Stange zu halten. Dabei muss Twitter aber selbstverständlich vorsichtig vorgehen, wenn man die derzeit aktiven Nutzer nicht vergraulen will.


Image (adapted) „Tombstone in Jewish cemetery“ Jakub Jankiewicz (CC BY-SA 2.0)


ist Wahl-Berliner mit Leib und Seele und arbeitet von dort aus seit 2010 als Tech-Redakteur. Anfangs noch vollkommen Googles Android OS verfallen, geht der Quereinsteiger und notorische Autodidakt immer stärker den Fragen nach, was wir mit den schicken Mobile-Geräten warum anstellen und wie sicher unsere Daten eigentlich sind. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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2 comments

  1. Ich bin da eigentlich genau der entgegengesetzten Meinung. Sicher birgt eine überquellende Timeline bei Twitter die Gefahr, dass man zum Beispiel etwas übersieht, weil es schlicht untergeht. Aber zumindest übersieht man es selbst. Bei Facebook übersieht es der Algorithmus für einen, der überraschend schlecht dabei ist für mich zu entscheiden, was ich wirklich sehen möchte. Immerhin habe ich die Seiten ja geliked, deren Inhalte Facebook jetzt vor mir versteckt, da könnte man doch meinen, ich hätte ein gewisses Interesse an den Inhalten. Zudem sollte man sich ins Gedächtnis rufen, das die Mehrheit der User gar keine Ahnung hat, dass da ein Algorithmus im Hintergrund wegsortiert.

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