Taxibranche macht Front gegen Uber und WunderCar

Taxiverbände veranstalten heute einen Aktionstag gegen Konkurrenten wie Uber und WunderCar. Doch dieser Widerstand könnte nach hinten losgehen. // von Daniel Kuhn

NY-Taxis (Bild: N-Lange.de [CC BY-SA 3.0], via Wikipedia)

Heute ist ein großer Tag für die deutschen Taxiverbände im Kampf gegen die aufkeimende Konkurrenz alternativer Unternehmen wie Uber und WunderCar. In mehreren deutschen Städten ist ein Aktionstag geplant, der in einer Sternfahrt in Berlin gipfelt. Außerdem sind Klagen gegen die Taxi-Startups in Arbeit. Doch warum verschließen sich die Taxiverbände derart verbissen gegen den Fortschritt, statt ihn zu adaptieren? Das vehemente Verhalten gegen die Konkurrenz könnte am Ende sogar nach hinten losgehen.


Warum ist das wichtig? Die Taxiverbände sperren sich nicht nur gegen die junge Konkurrenz, sondern auch gegen den Fortschritt, für den sie stehen, was die Gefahr birgt, dass sie eines Tages im Straßengraben liegen bleiben.

  • Am 11.06.2014 ist ein großer Aktionstag der Taxibranche gegen die aufkeimenden Konkurrenzunternehmen wie Uber und WunderCar geplant.
  • Hauptkritikpunkt ist dass die neuen Unternehmen durch private Fahrer die Notwendigkeit eines Personenbeförderungsscheines umgehen und somit illegal operieren.
  • Statt sich der Konkurrenz allerdings zu stellen, und diese als Chance für das eigene Wachstum zu sehen, sperrt man sich gegen sie und versucht sie zu bekämpfen.

Rechtliche Grauzone

Die Taxiverbände haben ein massives Problem mit den jungen aufstrebenden Taxi-Alternativen wie Uber und WunderCar. Diese bieten den Kunden die Fahrten nämlich zu niedrigeren Preisen an. Dass sie sich auf diesen Preiskampf nicht einlassen ist einerseits nachvollziehbar, schließlich gehören Taxifahrer nicht gerade zu den Großverdienern der Gesellschaft. Auf der anderen Seite sind die Taxiunternehmen so alteingesessen und etabliert, dass sie ein bisschen Konkurrenz durchaus wegstecken können müssten.

Doch stattdessen hängen sie sich an der Tatsache auf, dass die Taxi-Alternativen sich nicht an die Vorschriften halten und die Fahrer allesamt ohne Personenbeförderungsschein arbeiten. Dies ist nach Auffassung der jungen Unternehmen aber durchaus im Rahmen der Legalität, denn es werden nicht die Fahrten direkt vermittelt, sondern nur die dafür benötigte App zur Verfügung gestellt. Auch sind die Fahrer nicht gewerblich gemeldet, sondern agieren als Privatpersonen. Derzeit liegen mehrere Klagen gegen diese Praxis vor, so dass hier nun die Behörden über die Legalität entscheiden müssen.

Um ihrem Frust Luft zu machen und auf die Situation aufmerksam zu machen, findet heute in mehreren Städten der Aktionstag der Taxibranche statt. Der Höhepunkt in Berlin ist eine Sternfahrt, zu der über 1.000 Teilnehmer erwartet werden. Auf die Frage, ob ihn diese Aktion beunruhigt, oder gar eine Gegenaktion geplant sei, sagte Patrick Studener von Uber: „Eine Gegenaktion planen wir nicht. Oder vielleicht doch: während andere die Stadt zum Stillstand bringen, sind wir diejenigen, die Menschen von A nach B bringen„.

Konkurrenz belebt das Geschäft

Was das eigentliche Problem der Taxiverbände Uber & Co eigentlich ist, konnten wir leider nicht herausfinden – unsere Anfrage beim Berliner Taxiverband blieb leider unbeantwortet. Man sollte aber doch annehmen, dass derart alteingesessene Unternehmen einen großen Vertrauensvorsprung in der Bevölkerung besitzen und sich keine allzu großen Sorgen vor der noch jungen Konkurrenz machen müssen. Doch offenbar verstehen die Taxiverbände die junge Konkurrenz einfach nicht, oder haben generell Angst vor Veränderungen – anders ist diese vehemente Abwehrhaltung kaum zu erklären.

Gunnar Froh, Gründer von Wundercar hat dazu folgende Theorie: „Wir sind ein soziales Transportnetzwerk. Die Kosten werden vom Mitfahrer übernommen aber es geht nicht darum, einen Gewinn zu machen. Für die Taxifahrer ist das verwirrend. Sie demonstrieren zu Unrecht. Der technische Fortschritt spielt ihnen doch in die Armee: Immer mehr Menschen leben ohne eigenes Auto. Im Alltag ständig ein Taxi zu nehmen können sich die meisten Menschen aber nicht leisten. Stattdessen fangen sie nun an, sich gegenseitig Mitfahrten anzubieten!

Aus rechtlicher Sicht ist die Sachlage noch alles andere als geklärt. Bei Uber gibt man sich dennoch zuversichtlich: „Uber operiert derzeit in 128 Städten und 37 Ländern. Wir sind in jedem Markt, in dem wir aktiv sind, legal. Auch in Deutschland, auch in Berlin.“ so Studener. Bei WunderCar klingt das Ganze schon deutlich angespannter: „Es besteht die Gefahr, dass lokale Behörden das Kind mit dem Bade auskippen. Eine Klarstellung der Politik würde helfen. Die ist besonnen und beobachtet erstmal. Hoffentlich wartet sie nicht zu lange!“ Dabei sieht es so aus, als würde nun genau das passieren, denn in Hamburg wurde WunderCar bereits von der Wirtschaftsbehörde gestoppt.

Scheitern als Chance

Diese rechtlichen Querelen könnte Uber dabei sogar als Ablenkungsmanöver nutzen. In den USA etabliert sich das Unternehmen unter dem Namen UberRUSH immer mehr als Lieferunternehmen für den Einzelhandel um Waren noch am gleichen Tag zum Kunden zu transportieren. Dabei ist es egal, ob es sich um Eiscreme (mit Tücken), Weihnachtsbäume oder Klimaanlagen handelt. Diese Konzept könnte auf lange Sicht zum eigentlichen Kerngeschäft werden, denn der Aufbau einer eigenen Lieferantenflotte ist für die meisten Unternehmen schlicht zu teuer und aufwändig – bei Bedarf auf Uber zurückzugreifen würde sich viel mehr lohnen. Sollte Uber mit der Beförderung von Personen also an der rechtlichen Hürde scheitern, könnte man immer noch auf den Plan B ausweichen. Ob UberRUSH auch nach Deutschland kommen wird, ist allerdings noch nicht entschieden.

Aber auch aus dem Bereich der Carsharing-Unternehmen steht den Taxi-Verbänden große Konkurrenz entgegen. Anbieter wie DriveNow von BMW und Sixt oder Car2Go von Daimler und Europcar erfreuen sich in den Großstädten immer größerer Beliebtheit und graben den Taxi-Unternehmen ebenfalls Kunden ab.

Aber letztendlich besteht die Gefahr, dass die Taxiverbände sich mit dem Wiederstand gegen die aufkeimende Konkurrenz selber in den Fuß schießen. Für Unternehmen ist es nämlich nicht schlimm, wenn die Konkurrenz sie nicht mag. Es ist viel schlimmer wenn die Kunden sie nicht mögen. Und mit dem sturen und fortschrittsfeindlichen Verhalten können die Taxi-Unternehmen vor allem unter den jüngeren Kunden viele Sympathien verspielen.


Teaser & Image by N-Lange.de (CC BY-SA 3.0)


ist Wahl-Berliner mit Leib und Seele und arbeitet von dort aus seit 2010 als Tech-Redakteur. Anfangs noch vollkommen Googles Android OS verfallen, geht der Quereinsteiger und notorische Autodidakt immer stärker den Fragen nach, was wir mit den schicken Mobile-Geräten warum anstellen und wie sicher unsere Daten eigentlich sind. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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