Reingefallen: Kind legt Rechner lahm

Katrin Viertel von medienlotse.com beantwortet Fragen rund ums Thema Erziehung und digitale Medien. Heute geht es um Spam per Kettenbrief und andere üble Scherze.

Meine Tochter (11) erhielt eine Mail, in der sie von „Sicherheitsexperten“ aufgefordert wurde, eine bestimmte Datei von unserem Rechner zu entfernen, da sonst ein überall kursierendes Computervirus alle unsere Daten auslesen würde. Aus lauter Sorge, dass unsere Bankdaten verschwinden könnten, tat sie, was gefordert war und entfernte offenbar eine Systemdatei – prompt mussten wir das Betriebssystem neu installieren. Gibt es eigentlich gar keinen Schutz gegen diesen Quatsch?

Leider nicht. Außer natürlich mit Ihrer Tochter über all den Unsinn zu reden, der per Spam ins Haus kommt.

So ärgerlich es ist, wenn man seinen Rechner neu aufsetzen muss, ist der Schaden doch überschaubar – solange man seine Daten gesichert hat. Wie viel mehr Schaden hätte es angerichtet, wenn Ihre Tochter einen echten verseuchten Anhang geöffnet hätte! Viren, Würmer, Trojaner und was da noch alles an Malware herumschwirrt, das ganze Zeug wäre auf Ihrem Rechner gelandet – und Sie hätten es womöglich nicht einmal gleich bemerkt. In Ihrem Fall handelte es sich beim Absender offenbar „nur“ um einen fehlgeleiteten Clown, der nicht an Profit auf Ihre Kosten interessiert war.

Ich empfehle Ihnen, mit Ihrer Tochter über Spam im Allgemeinen und böse Scherze durch Falschmeldungen (Hoaxes) zu sprechen. Es kursieren viele Varianten, die zum Beispiel der Hoax-Info-Service der TU Berlin beschreibt: Ob es nun ums angebliche Spendensammeln für einen guten Zweck geht, um esoterische Themen, Glücksbriefe oder Gewinnspiele: Wichtig ist, dass diese Mails sofort gelöscht werden- und eben nicht weiterverbreitet. Wirklich relevante Informationen zum Beispiel von Mobilfunk-, Bezahlsystem- oder anderen Diensteanbietern werden niemals per Kettenbrief kommuniziert.

Immer wenn Ihre Tochter von unbekannten Absendern aufgefordert wird, etwas an möglichst viele Leute weiterzuleiten, ist Vorsicht geboten: Auf keinen Fall sollte sie dann Anhänge öffnen, niemals Geld überweisen, und niemals, wirklich niemals persönliche Daten angeben. Informationen und Tipps zum Thema bietet das Portal Checked4You, ein Service für Jugendliche der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Und falls Ihre Tochter die Unglücksmail von einer Freundin oder einem Freund weitergeleitet bekommen hat, dann laden Sie – in Absprache mit dessen Eltern – das Kind doch auch gleich mit ein zu dem Gespräch. Bedarf scheint ja vorhanden.

ist promovierte Kommunikationswissenschaftlerin, arbeitete viele Jahre als Journalistin für gedruckte und Online-Medien sowie für das Fernsehen, hauptsächlich zu Medienthemen, bis sie ihre neue Berufung fand. Seitdem berät und informiert sie als Medienlotse.com (http://www.medienlotse.com) Eltern, die sich fragen: Was machen unsere Kinder mit digitalen Medien? Und wie sollen wir damit umgehen?


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2 comments

  1. Es gäbe natürlich auch die Möglichkeit, dass die Tochter ein eigenes Profil, bzw. einen Account auf dem Rechner hat, welcher KEINE Administratorenrechte hat. Somit müsste man auch dafür sorgen können, dass keine wichtigen Systemdateien einfach entfernt werden können. Was ich so oder so empfehlen würde!

    1. Diese Nutzerkonten ohne Administratorrechte sollte man ohnehin für alle anlegen, die wenig Ahnung von PCs haben. Denn diejnigen, die Ahnung haben surfen nur mit solchen eingeschränkten Nutzerkonten im Internet. Vorteil: Man braucht das Passwort nur bei Installationen und böse Websites und Tools können viel weniger Schaden anrichten.

      Grüezi und Danke für den sehr wichtigen Hinweis, Renato.

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