Pflegeplattform CareZone – das „Anti-Facebook“

CareZone verbindet Vorteile sozialer Netzwerke und Cloudspeicher mit einem hohen Maß an Privatsphäre und Datenschutz für private Krankenpfleger.

Pflegeplattform CareZone - das Anti-Facebook

CareZone wurde vor einem dreiviertel Jahr ins Leben gerufen, um das Leben derer zu erleichtern, die pflegebedürftige Familienmitglieder umsorgen. Die Plattform versteht sich darauf, den Pflegern bei der Verrichtung verschiedener organisatorischer Aufgaben zu helfen. Dabei geht es hauptsächlich auch darum, einen Clouddienst anzubieten, der sensible Daten, unter Einhaltung höchstmöglicher Datenschutzkriterien, sichert und abrufbar macht.

Große Notiz wurde von dem Dienst seit dem Roll-out im Februar 2012 noch nicht genommen. Und das obwohl ein VIP der amerikanischen Technologie-Branche hinter dem Projekt steckt. Jonathan Schwartz, der ehemalige Geschäftsführer von Sun Microsystems, ist Mitbegründer von CareZone. Schwartz beschrieb die Daseinsberechtigung seiner Plattform damals mit den Worten: “It’s a biological reality that we are all going to take care of somebody. You need a safe place to keep information about things like doctors, care and medicines. You need to be able to share that with your spouse, your immediate family and trusted neighbors.”

CareZone liefert eine Vielzahl von brauchbaren Features. Dazu zählt ein Profil, welches einen Überblick sämtlicher Basisinformationen der zu pflegenden Person liefert, wie Blutgruppe oder Allergien. Man kann mittels Tagebuch zudem Protokolle über Krankheitsverläufe schreiben, wichtige Kontaktinformationen von Therapeuten, Ärzten oder Kliniken speichern. Man kann Medikationen festhalten, Dokumente wie Vorsorgevollmachten, Entlassungshinweise oder Betreuungsverfügungen zentral abspeichern sowie To-do-Listen verwalten. Seit neuestem ist auch ein Kalender integriert und eine Stimmenaufzeichnungsfunktion hinterlegt, mit der man eigene kleine, gesprochene Memos festhalten kann. Alles in allem ein sehr vielseitiges Tool, welches derzeit – zumindest hierzulande – allerdings noch nicht allzu viele Abnehmer findet.

Ein Programm wie CareZone, welches für professionelle Einrichtungen zum Inventar gehören sollte, kann nun auch helfen Privatpersonen besser zu organisieren. Dabei liegt einer der Hauptvorteile darin, dass all die Informationen, die darin festgehalten werden, mit anderen geteilt werden können. Sofern man diejenigen Helfer und Involvierten zur Einsichtnahme der digitalen „Krankenakte“ zulässt. Auf CareZone ist es keine Selbstverständlichkeit, dass Profile offen sind. Genau das Gegenteil ist der Fall. Der Admin und Eigner des jeweiligen Profils vergibt quasi Rechte zur Nutzung, die Informationen für andere offen legen. Der Grundzustand bietet eine höchstmögliche Privatsphäre. Der NYT-Bits-Blog Autor Quentin Hardy bezeichnete in Folge dessen CareZone jüngst sogar als ein „Anti-Facebook“.

CareZone verzichtet komplett auf Data-Mining und Werbung aller Art. Der Dienst finanziert sich indes durch die Zahlungsbereitschaft der Kunden. Dabei staffelt sich das Zahlungsmodell in fünf Bereiche. Während die Plattform für eine Person kostenlos ist, kostet sie für fünf bis zehn Personen monatlich 5 USD. Abonniert man direkt für ein Jahr werden 49 USD veranschlagt. Für zehn bis 100 Personen zahlt man 25 USD im Monat. Zudem gliedert sich der Preis u.a. nach der Größe des Cloudspeichers.

CareZone liefert Funktionalität, Sicherheit und Vertrauen. Alles Dinge, die im Sinne der Sache stehen und den Preis ferner rechtfertigen. Warum der Dienst hierzulande noch so unbekannt ist? Vermutlich weil die hiesige Pflegelobby davon noch keine Notiz genommen hat. Für den Otto-Normalo bietet CareZone keinen Mehrwert. Für betroffene Personen allerdings einen Gewaltigen, zumindest meiner Meinung nach. Der Dienst kann helfen sich selber für kleines Geld zeitsparend zu organisieren. Denn genau das ist es doch, was man in der Pflege häufig zu wenig hat – Zeit und Geld.

schreibt seit 2011 für die Netzpiloten und war von 2012 bis 2013 Projektleiter des Online-Magazins. Zur Zeit ist er Redakteur beim t3n-Magazin und war zuletzt als Silicon-Valley-Korrespondent in den USA tätig.


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