Facebook baut Dominanz über die Medienlandschaft weiter aus

Facebook dominiert die Medienlandschaft inzwischen wie kein ein anderes Unternehmen und dieser Einfluss wird in naher Zukunft auch noch weiter zunehmen. Während hierzulande noch über das Leistungsschutzrecht und den Einfluss Googles auf die Medienlandschaft heiß diskutiert wird, ist im Windschatten dieser Debatte längst ein Unternehmen an der Debatte vorbei gerauscht: Facebook. Das Social Network ist inzwischen für die Medienunternehmen zu einem der wichtigsten Traffic-Lieferanten angewachsen. Die New York Times und Buzzfeed wollen testweise sogar Content direkt auf Facebook veröffentlichen. Doch was passiert mit kleineren Seiten, wenn das Social Network mal wieder an seinen Algorithmen schraubt und die Sichtbarkeit für Seiten minimiert?


Warum ist das wichtig? Je mehr sich Medienunternehmen in eine Abhängigkeit von Facebook begeben, desto stärker sind sie in Gefahr, wenn das Unternehmen Änderungen an den Algorithmen für den Newsfeed vornimmt.

  • Facebook ist inzwischen eine der wichtigsten Informationsquellen im Internet.

  • Von den steigenden Werbeeinnahmen von Facebook profitieren auch die Medienunternehmen.

  • Veränderungen am Newsfeed und der Sichtbarkeit können für Unternehmen, die zu sehr von Facebook abhängig sind, schnell gefährlich werden.


Es geht voran… für und mit Facebook

An Facebook kommt man inzwischen kaum noch vorbei und das Unternehmen dominiert dabei nicht nur, wie wir uns, unsere Katzen und unser Essen öffentlich präsentieren, sondern auch, wie wir unsere Nachrichten und Medieninhalte konsumieren. Die Zeiten, in denen die Mehrheit der Erwachsenen morgens zur Zeitung gegriffen und diese zum Großteil durchgelesen hat, um zu wissen, was in der Welt und der eigenen Stadt passiert, sind lange vorbei. Längst hat der Griff zum Smartphone oder Tablet die Zeitung ersetzt – und auf diesen Geräten sind nicht etwa News-Reader-Apps oder Twitter die Informationsquelle für das Weltgeschehen, sondern immer häufiger Facebook. Diese Entwicklung und, dass Facebook längst den Sprung von Desktop auf Mobile geschafft hat, zeigt auch der jährliche Statusbericht vom Pew Research Center.

Laut dem Bericht haben vergangenes Jahr allein fünf Unternehmen die Mehrheit (61 Prozent) der digitalen Werbeumsätze generiert: Facebook, Google, Microsoft, Yahoo und AOL. Facebook hat zudem die eigenen digitalen Werbeumsätze in den letzten zwei Jahren verdoppelt und hat 2014 5 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet. Von dieser Summe wird bereits ein Viertel aller Einnahmen durch Display-Ads über Mobile-Geräte generiert. Lange war nicht klar, ob sich die Werbeeinnahmen von Desktop-Services auch auf Mobile-Geräten entsprechend halten oder ausbauen lassen und zumindest Facebook ist dies gelungen. Während die Werbeeinnahmen im Desktop-Bereich um 20 Prozent gefallen sind, sind sie im Mobile-Bereich um 20 Prozent gestiegen. Mit anderen Worten: Die bereits vorhandene Dominanz von Facebook wird vorerst noch weiter steigen, denn von den den Werbeeinnahmen profitieren auch die Medienunternehmen, da Facebook nur einen Teil einbehält.

Dominanz und Abhängigkeit

Mit der Entwicklung weg von der Lektüre einer Tageszeitung geht auch eine Veränderung im Leseverhalten der Nutzer einher. Kaum ein Nutzer verbringt seine Zeit damit, sich auf einer Website durch einen Artikel nach dem anderen zu klicken, wie es bei einer Tageszeitung der Fall wäre. Im Januar dauerte der durchschnittliche Besuch auf der Website oder in der App der New York Times nur 4,6 Minuten. Der durschnittliche US-amerikanische Smartphone-Nutzer verbringt dagegen laut Mark Zuckerberg mehr als 42 Minuten am Tag auf Facebook oder in der entsprechenden App. Dort entdeckte Artikel werden also gezielt angesurft und gelesen, mehr Zeit wird aber selten auf den News-Seiten verbracht. Dementsprechend werden Medienunternehmen immer abhängiger von Facebook, wenn es um den Traffic geht. Noch ist die Seite zwar nicht die einzige Informationsquelle, aber das könnte sich bald schon ändern. Vergangene Woche haben mehrere große Medien, darunter die New York Times und Buzzfeed, verkündet, dass sie planen, ihre Inhalte bald direkt bei Facebook zu veröffentlichen. Medienunternehmen gehen derzeit häufig Beziehungen mit Tech-Unternehmen wie Facebook ein, um ihre Inhalte zu verbreiten, allerdings geben sie damit auch die Kontrolle und damit einen großteil der Einnahmen weitestgehend an diese Firmen ab.

Diese neuen Beziehungen bergen aber auch recht große Gefahr, denn Facebook und andere Social-Media-Unternehmen haben die Angewohnheit mit den Einstellungen für die Newsfeeds zu experimentieren. Facebook hat zum Beispiel kürzlich Pläne bekannt gegeben, den Newsfeed umzukrempeln und den Nutzern mehr Inhalte von Freunden als von geliketen Seiten zu zeigen. Für viele Unternehmen die bei den Besucherzahlen stark von Facebook abhängig sind, könnte sich diese Entwicklung sehr negativ auswirken. Facebook erhält die Entscheidungsgewalt darüber, welche Nachrichten welchem Nutzer gezeigt werden. Das Urteil von dem Nachrichtensprecher Facebook wird allerdings schwer nachvollziehbar und fragwürdig, da es auf jeden Nutzer, basierend auf seinem Verhalten und seinen Likes zugeschnitten wird, ohne dass der Nutzer oder die Medien dieses Urteil durchschauen, geschweige denn steuern können. Zum Glück ist es ja noch nicht soweit, dass Facebook die einzige Nachrichtenquelle im Internet ist, aber die Dominanz des Social Networks steigt doch stetig und damit auch die Abhängigkeit von Medienunternehmen.


Teaser & Image „Facebook“ (adapted) by bykst (CC0 Public Domain)


ist Wahl-Berliner mit Leib und Seele und arbeitet von dort aus seit 2010 als Tech-Redakteur. Anfangs noch vollkommen Googles Android OS verfallen, geht der Quereinsteiger und notorische Autodidakt immer stärker den Fragen nach, was wir mit den schicken Mobile-Geräten warum anstellen und wie sicher unsere Daten eigentlich sind. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


Artikel per E-Mail verschicken
Schlagwörter: , , , ,

2 comments

  1. Lieber Daniel Kuhn, do baust da einen Popanz auf. Selbstverständlich ist die Marktmacht von facebook zu groß. Na und? Ich bin mit meinen Texten eben auch auf diaspora und dem status-netzwerk, die dezentral funktionieren und selbstverständlich auch auf G+.

    Die Gefahr liegt nicht in Facebook sondern in unserer Faulheit.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert