Digital Native par excellence: Die Geburt von #kleinerHerr

Der #kleinerHerr Don Toni ist kaum auf der Welt und hat schon einen Twitter-Account. Ein Digital Native par excellence?

Privatsphäre ist eines der Buzz-Wörter im Facebook-Zeitalter. Wem sie von den großen Firmen wie Facebook, Google oder Apple vorenthalten wird, der beschwert sich darüber und kämpft gegebenfalls dafür. So weit, so logisch, wobei in aller Regel mehr beschwert als gekämpft wird. Im Falle von Rozana Vrandecic, alias @Rozana, und Philipp Renger, alias @peate, gab es in den letzten Tagen eher weniger Privatsphäre. Sie haben sich dazu entschieden, die Geburt ihres Sohnes live über Twitter zu begleiten und die Außenwelt darüber auf dem Laufenden zu halten.

Über das Hashtag #kleinerHerr konnte dann die ganze Welt mitlesen, wie die Geburt des Kleinen verlief. „Peng! … Und Action!“, twitterte @Rozana am Donnerstag und taggte das Paracelsus-Krankenhaus Ruit via Foursquare. Gemeint war, dass die Fruchtblase nun geplatzt ist. Wie der interessierte Leser wenig später erfuhr, an der Kasse eines Lebensmittelgeschäftes.

Durch den großen Anklang aus der Twitter-Welt wurde auch recht schnell der Hashtag #kleinerHerr geboren, über den Nutzer nun weltweit gezielt alle Tweets zur Geburt des kleinen Jungen nachlesen konnten. „Der Typ ist noch nicht auf diesem Planeten und hat schon seinen eigenen Hashtag? Ich bin neidisch! :-)“, twitterte @DarthLater daraufhin. Doch damit nicht genug: Schnell bekam der kleine Don Tony auch seinen eigenen Twitter-Account @kleinerHerr, der inzwischen bereits knapp 100 Follower hat und die ersten zwei „selbstverfassten“ Tweets.

Wer in der Folgezeit dran blieb, bekam weitere Infos zur Antibiotika-Verordnung oder zu den zu schwachen Wehen. Doch dann wurde es irgendwann richtig spannend und der kleine Don Tony kam um ein Haar noch ohne einen Kaiserschnitt gesund zur Welt. „Hallo! Mein Name ist Don. Ich bin heute um 15:50 mit einem Gewicht von 4155g und einer Größe von 53cm auf die Welt gekommen!“, gab @kleinerHerr zum Besten.

Während das Twittern von der Geburt des Nachwuchses zumindest diskussionswürdig ist, haben Rozana und Philipp aber ein No-Go im Bezug auf Ihren kleinen Sohn: Bilder gibt es keine, trotz großer Nachfrage. Auf die vielen Fragen, was man aus dem Erlebnis „Twitter-Geburt“ nun mache, antwortete @Rozana: „Ein unvergessliches Buch für @kleinerherr.“ Was der wohl dazu sagt, wenn er seinen Twitter-Account findet?

Bereits 2010 gab es mit dem kleinen Jannis „@jfschlinck“ Florentin ein selbiges Experiment, das inzwischen aber eingeschlafen ist. Wir sollten den Begriff des „Digital Native“ noch einmal genauer überdenken.


 


war von 2012 bis 2015 Autor der Netzpiloten. Seither arbeitet er als Geschäftsführer von BASIC thinking, schreibt Bücher und pflanzt dadurch Bäume. Zudem hat er das Online-Magazin Finanzentdecker.de gegründet. Am besten ist er über Facebook, Twitter und Instagram zu erreichen.


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5 comments

  1. Erstens: Twitter. Total digital native. Aber eher eigentlich tot und nur noch Tummelplatz für Spam und die dunkle Seite des Nerdtums mit noch einer kleinen Zahl an Nerds, die immer noch kein Leben haben.

    Zweitens: Ganz ehrlich – die Geburt twittern ist nicht cool, sondern einfach nur affig. Genauso wie dem kleinen überall Social Media Accounts zu erstellen wo Mutti dann in seinem Namen gar zu lustig twittert. Pfiffig! Lustig. Nicht. Doch: Spießerlustig. So Mittermeier unlustig und so. Wie wäre es wenn die Eltern die Geburt genießen? Das Baby, die Dreisamkeit. Eine Geburt ist ein Wunder. Und Babys brauchen weder Hashtags, noch Twitteraccounts.

    Ich denke, es ist eher ein Fall für den Verhaltenstherapheuten, wenn sog. „Nerds“ und „Geeks“ solche Ereignisse wie die Geburt auch noch nach außen tragen müssen, als für einen eigenen Blogartikel. Wieso kann man – auch als digitaler Daueruser – nicht wenigstens bei solch einer intimen „Veranstaltung“ das gottverdammte Smartphone ausmachen und den Moment genießen? Vor allem: Wow – ne Geburt – die erste auf der Welt. Und alle so yeaaaah. Ein solch schönes Ereignis wird kaputtgetwittert durch wie immer banale Twitterposts, die von der restlichen Twittersociety grnauso ach so pfiffig retweetet werden. Man kennt sie alle. Immer die gleichen Verdächtigen mit ihrem immer gleichen twitteresken Herumgehampel.

    Drittens: Twittern aber keine Bilder!? Ui! Brangelina und so. VIP-Star Päärchen? Kuck mal Kleiner, wie in Nerdkreisen so üblich, machen sich Papi und Mami gleich mal wieder so richtig wichtig, hmm? Nein, keine Bilder! Aber genaue Zeitangaben und Standortbestimmung durch foursquare. Ja, ein Hoch auf die Privatsphäre, du durch die Anti-Paparazzi Regel jetzt ja perfekt gegeben ist.

    Viertens: Don Tony?! Don Tony Vrandecic? Ich hoffe der Name ist nur ein Nick für Twitter und nicht der echte Babynamen. Aber gut, über Geschmack lässt sich ja streiten.

    Das Socialmedia Nerds dann die Geburt mit einigen banalen Tweets begleiten war vorhersehbar und meines Erachtens nicht cool, sondern eher affig. Warum müssen alle immer so verdammt stereotypisch und vorhersehbar sein? Leute, überrascht uns doch mal! Cool wäre gewesen wenn Rozana die Geburt komplett offline erlebt hätte. Smartphone einfach mal ausmachen (das geht wirklich, kaum zu glauben aber wahr!).

    Nichtsdestotrotz wünsche ich der Familie und dem Neugeborenen alles erdenklich Gute und viel Gesundheit und Spaß.

  2. Du hast recht, das Twittern über eine Geburt ist diskussionswürdig.

    Allerdings ist, meiner Meinung nach, immer das WIE entscheidend. Ich habe schon zwei oder dreimal solche Aktionen mitbekommen (allerdings nicht die von dir beschriebene @jfschlinck-Aktion), aus dem amerikanischen Raum. Und dort war mein Urteil: Naja, ich hätte das SO nicht gemacht. Das ging schon sehr in die Privatssphäre des Babys, inklusive Bilder und Videos der Geburt. Das haben Rozana und Peate nicht getan. Und ich finde, dass sie (auch deshalb) die Kurve sehr gut gekriegt haben. Die Privatssphäre ihres Kindes sehe ich persönlich nicht berührt, da sie über ihre eigenen Erfahrungen berichtet haben. Dass Rozana z.B. während der Wehen ohnmächtig geworden ist, sagt ja nichts über ihren Sohn aus. Ich bin nochmal alle ihre Tweets durchgegangen und finde nichts, wofür sich der kleine Herr in Zukunft schämen müsste. Und eine Geburt per Twitter zu dokumentieren (ohne in die persönlichkeitsverletzenden oder zu körperlichen Details zu gehen), finde ich in Zeiten, in denen Darmspiegelungen im Fernsehen übertragen werden, eher harmlos. Wie gesagt, ich finde, es kommt auf das WIE an :-)

    Ich denke, der Widerstand gegen die getwitterte Geburt rührt vor allem daher, dass viele Leute das eklig finden und dass solche „Frauensachen“ irgendwie vermeintlich aus Prinzip ins Private gehören. Rozana und Peate haben diesen, bisher sehr im Privaten und Unbekannten gehaltenen Moment ins Rampenlicht gezogen. Und damit vielleicht auch einigen Frauen einen Gefallen getan. Denn letztendlich ist eine Geburt eine der schönsten Momente, die uns das Leben zu bieten hat. Wenn mehr Frauen über ihre Geburt twittern würden, würde es vielleicht zu einem selbstverständlicheren Umgang mit diesem Thema führen und weniger Frauen hätten Angst vor einer Geburt.

    Disclaimer: Ich kenne die beiden persönlich.

  3. Leute das ist doch ein alter Hut. Sogar mit Kamera und Lifestream. Da sind doch so n paar Tweets aus m Krankenhaus keine solche Erwähnung wert, hallo?! Es ist ja nicht so, dass es ein Liveticker war?

    Jeder halbwegs online Mensch heutzutage schickt aus m Kreissaal n paar Messages auf FB und TWitter ect. oder erstellt seinem kleinen einen Social Media Account. Ich persönlich finde das lächerlich, also das mit dem Account ab Geburt. Voll lustig. Ansonsten stimme ich mti Horatio in den meisten Punkten überein, er hat alles dazu gesagt. Was ich an den Simpatexter loswerden möchte: Widerstand? Was denn für ein Widerstand? Kein Widerstand, m. E. nur keine Erwähnung wert bzw. Gähn. Oder der Autor ist ein Freund der Familie und das war sein Geschenk an Frau Rosanna. Ansonsten ist die Twittergeburt ohne Livestream und nix, viel zu hoch gegriffen.

    Undauch hat nicht die ganze Internetgemeinde das mitbekommen, sondern nur Twitter und dieser Artikel hier. Sonst spuckt Google nichts zu diesem Thema hier aus. Ist halt ne persönlichkeitsgeschichte. von den eltern……. Was wird die Mutter später dem Kind erzählen können? Sie weiß wahrscheinlich nicht mehr wie die Hebammen hießen, wie das Wetter an diesem Tag war usw sondern dass dieser und jener Twitterfollower diesen oder jenen banalen Tweet-Kalauer abgesetzt hat.
    Wow wie romantisch. Gut, wems gefällt. Lustig ist auch, dass sich mit dem Simpatexter jemand meldet, den Horatio auch bestimmt gemeint hat mit der dunklen Seite des Nerdtums (wenn ich mir so deine Homepage und Twitter ect. ansehe). Unteranderem auch deinen Artikel, dass Social Media Kanäle aber mittlerweile doch alle so doof sein und so.
    nichts für ungut leute.kapieert mal dass diese scheisse hier alles nur virtuell ist und macht den müll doch auch mal aus. wenigstens zur geburt eures kindes!!! was ist nur mit euch los?

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