CULTURE&VIDEO TIPPS vom 13. September

GRÜNES TIERLEBEN: Böhmermann schlägt zurück

Die Vorgeschichte: Die Grünen produzieren einen Wahlspot, in dem der skurrile Ansager aus der Talkshow Roche & Böhmermann, William Cohen, einen Tierforscher spielt. Mit der bekannten Stimme charakterisiert er die Gemeine Hausschnecke, meint aber eigentlich – hahaha – die Politiker der schwarz-gelben Koaltion. Schon vor drei  Wochen habe ich mich an dieser Stelle über die Einfallslosigkeit und Berechnung des Spots geärgert. Womt ich nicht gerechnet habe: Jan Böhmermann schlägt zurück. In einer (zugegeben, ein bisschen anstrengend inszenierten) Terrorvideo-Persiflage kündigt er die „Wiederherstellung der parteipolitischen Neutralität William Cohens“ an, während der Sprecher selbst im Hintergrund schluchzt. Dafür wurde ein neuer Spot gedreht und in fünf Versionen jeweils mit den Logos anderer Parteien versehen. Der Forscher alias William Cohen beschreibt nun die „gemeine Filzlaus, besser bekannt als grüne Sackratte“ (die einzelnen Spots gibt es hier, hier, hier, hier und hier). Wem das zu kompliziert, der kann alles nochmal im ehrlich wütenden Brief Böhmermanns an „das Internet“ unter dem Video nachlesen. Fakt ist: Besser kann man „Wer anderen eine Grube gräbt…“ nicht umsetzen. Böhmermann gelingt ein einzigartiger Fernsehstreich.

BERICHT AUF GROSSER BÜHNE: Die Geschichte meiner Geisteskrankheit

Wer auf einer TED-Konferenz redet, spricht nicht nur das Publikum im Saal an. Manche Aufzeichnungen sind virale Hits geworden, seit die Organisatoren der berühmten Wissenschaftsmeetings angefangen haben, die Vorträge auf Ihre Webseite zu stellen. Inzwischen ist die Präsentation im Netz Teil des Konzepts und die Marke TED ein großer Gewinner, wenn Momente wie dieser geschehen. Die Rechtswissenschaftlerin Elyn Saks erzählt von ihren eigenen Erfahrungen mit Schizophrenie. Das ist lehrreich und bewegend für alle, in deren Leben die Krankheit keine Rolle spielt. Und ein Segen für die Betroffenen.

BEZAUBERND: What is Love?

Die Liebe hat bei einem TED-Symposium bestimmt auch schonmal eine Rolle gespielt. Doch auch wenn die Annährung der Wissenschaft an populäre Felder dort offensichtlich zum guten Ton gehört, am Besten ist das Thema da aufgehoben, wo es hingehört: in die Kunst. Wie anders ist es zu schaffen, Elend und Gloria der zwischenmenschlichen Begegnung in drei Minuten zu erzählen. Bitte anschnallen.

ERSCHRECKEND: MAN

Der kurze Comic-Clip, ob es um Liebe oder die Umwelt geht, ist ohne das Internet kaum vorstellbar. Auf der Plattform für Filmemacher Vimeo, vielmehr noch als zum Beispiel bei Youtube, finden sich Unmengen an meist lustigen kleinen Filmchen. Viele davon mit einer Aussage. Wie dieser hier: Die Geschichte der Menschheit und ihrer Beziehung zur Umwelt. Ähnlich wie bei dem Liebes-Video fliegt die Zeit am Zuschauer vorbei, eine Stufe der Zerstörung unseres Lebensraumes durch ein kleines Comic-Männchen (das sind wir) nach der anderen. Traurig.

wanderte schon früh zwischen den Welten, on- und offline. Der studierte Kulturarbeiter arbeitete in der Redaktion eines schwulen Nachrichtenmagazins im Kabelfernsehen, produzierte Netzvideos und stellte eine Weile Produktionen im Cabaret-Theater Bar jeder Vernunft auf die Beine, bevor er als waschechter Berliner nach Wiesbaden zog, um dort am Staatstheater Erfahrungen im Kulturmarketing zu sammeln. Er baute später die Social-Media-Kanäle der Bayreuther Festspiele mit auf und schoss dabei das erste Instagram-Bild und verfasste den ersten Tweet des damals in der Online-Welt noch fremden Festivals. Seitdem arbeitete er als Online-Referent des Deutschen Bühnenvereins und in anderen Projekten an der Verbindung von Kultur und Netz. 


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