Crowdfunding als Alternative in der Filmfinanzierung

Eine Studie des Instituts für Kommunikation in sozialen Medien (ikosom) hat ergeben, dass Crowdfunding zunehmend als alternative Filmfinanzierung genutzt wird, aber häufig in Kombination mit anderen Finanzierungsprojekten. Dies ist ein Trend, der auch im Crowdfunding generell zu beobachten ist, wie das Projekt „Ein Blick Iran“ auf startnext zeigt. Obwohl 52.000 Euro über die Plattform eingesammelt wurden, so kamen doch nur 20.000 Euro über Crowdfunding im klassischen Sinn zusammen. Steffen Peschel hat für seinen Artikel „Das Crowdfunding-Prinzip allein reicht noch nicht“ die Hintergründe zu diesem Erfolg recherchiert und darin wird sehr deutlich: Crowdfunding funktioniert oft nur im Rahmen einer Mischfinanzierung.

Das trifft zum Teil auch auf die Filmbranche zu, in der Förderungen nach wie vor eine große Rolle spielen. Marie Ebenhan, Absolventin der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) “Konrad Wolf”, hat sich in ihrer Studie “Crowdfunding im Film – Alternative Finanzierungsmöglichkeiten bei Deutschen Filmproduktionen“ näher mit diesen Fragen beschäftigt und legt damit gemeinsam mit ikosom die erste umfassende Bestandsaufnahme von Crowdfunding im Film vor.

Ihr Fazit: „Crowdfunding eignet sich z.B. als Gap-Finanzierung (Lückenfinanzierung) für einen Film. Sprich das Projekt hat bereits ein Gesicht, es gibt bereits Leute und/oder Institutionen, die davon überzeugt sind. Es ist also nur noch ein kleiner Schritt zur Verwirklichung des Films. ?Crowdfunding kommt besonders für Filme infrage, die sich nicht für die klassische Finanzierung eignen. Mit einer durchschnittlich erreichten Summe von 3.337 € über Crowdfunding-Plattformen können regulär leider nur kleine Summen umgesetzt werden. Dem gegenüber stehen erfolgreiche Projekte wie „Stromberg“, „Iron Sky“ und der „Bar25-Film“. Sie stellen definitiv Nischenprojekte dar, die durch ihre bereits existierende und meist breit aufgestellte Fanbase punkteten. Insofern ist Crowdfunding als alternatives Finanzierungsmittel nur für kleine bzw. Nischenfilmprojekte geeignet.“

Immer öfter springen auch größere Produktionen auf diesen Zug auf und setzen Crowdfunding zu Marketingzwecken ein. Und tatsächlich ist Crowdfunding nicht nur eine Alternative in finanzieller Hinsicht, wie ich im Vorwort zur Studie festgehalten habe:

“Immer mehr Akteure im Filmbusiness begreifen Crowdfunding als Teil eines Paradigmenwechsels, der sich mit Hilfe neuer Medien und Kommunikationskanäle in den Bereichen Produktion, Marketing, Finanzierung und Vertrieb von Filmen vollzieht. Crowdfunding ist nicht nur reines Finanzierungsinstrument, sondern ermöglicht vor allem auch den Aufbau einer Community und dient der nachhaltigen Kommunikation mit den Fans”.

Um diese Themen wird es auch im Workshop „Crowdfunding als alternative Finanzierungsmöglichkeit für Filme – Marketing, Social Media, Rechtliches“ gehen, der am 6. Juli 2012 in Berlin stattfinden wird. Der Workshop richtet sich an Mitarbeiter und Inhaber von Produktionsfirmen aus dem Bereich TV und Film, ist jedoch grundsätzlich für alle Interessierten offen. Ziel des Workshops ist es, den Teilnehmern einen Überblick über die Funktionsweise von Crowdfunding und die Crowdfunding-Szene in Deutschland zu verschaffen und etwaige Fragen zum Aufbau und der Durchführung von Crowdfunding Kampagnen zu klären.

UPDATE: Der Workshop wird als Webinar abgehalten. Details dazu gibt’s hier.

Einen allgemeinen Ausblick liefert im Übrigen auch der Crowdsourcing Report 2012, der ebenfalls vor wenigen Tagen erschienen ist.

ist selbstständiger Digital Media Consultant, Blogger, Autor und Vortragender und unterstützt Organisationen, KMU's und Kreative bei der Einbindung digitaler Medien in ihre Kommunikationsstrategien. Seit 2009 beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Crowdfunding und hat seither als Crowdfunding-Berater über 50 Projekte begleitet und mehrere eigene Projekte auf diese Weise erfolgreich finanziert. Er betreibt das Beratungs- und Infoportal www.Crowdfunding-Service.com sowie den monatlichen Crowdfunding-Newsletter und forscht am Institut für Kommunikation in Sozialen Medien zum Thema Crowdfunding. Außerdem betreut er u.a. die Social Media Kanäle der CREATIVE REGION Linz & Upper Austria und moderiert die digitale Talkreihe WE ARE SO im Ars Electronica Center. Für die Online Marketing Agentur Pulpmedia ist er als Online-PR Manager tätig, gemeinsam mit Freunden entwickelt er seit 2016 die Adressbuch-App swync.


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