Zwischen Europa und Asien: die Slush

Die Slush hat 13.000 nach Helsinki eingeladen, um den aktuellen Stand der Startups zu diskutieren. Hier ist ein erster Eindruck der Konferenz, Corporates, Startups und Investoren. // von Felicitas Hackmann

Slush, die Startup-Konferenz in Finnland (Bild: Slush)

Neben der Sime in Stockholm zieht auch die Slush in Helsinki seit Jahren tausende Besucher in den Norden. Hier treffen sich Startups, Industriegrößen und Investoren aus den Skandinavischen und zum Teil auch asiatischen Hochburgen, um sich auf dem Laufenden zu halten. Die Slush verbindet den Norden mit Asien – eine Beziehung, für die Finnland bekannt ist. So hat sich die Konferenz, die 2011 mit 300 Leuten startete, den Ruf zu dem Startup-Event für Eurasia gesichert.


Warum ist das wichtig? Über den Tellerrand schauen lohnt sich, vor allem für Startups, die in anderen Ländern anders wahrgenommen werden können als hierzulande.

  • Es muss nicht immer Berlin oder die re:publica sein. In Helsinki hat sich mit der Slush das Startup-Festival für Europa und Asien etabliert.

  • Die sich auf der Slush präsentierenden Startups kommen vor allem aus dem Gaming- und B2B-Bereich, aber auch Datenanalyse, Hardware und Musik.

  • Dem Startup-Festival steht ein Besucherwachstum bevor, der die Slush zu einem wichtigen europäischen Termin machen könnte.


Organisation und Eindrücke von Vor-Ort

Bei dem Pre-Event sprach Miki Kuusi, CEO des Slush-Festivals, von 13.000 verkauften Tickets (obwohl nur 10.000 verfügbar gewesen sein). Die Teilnehmer konnten sich am Flughafen, am Hauptbahnhof und beim Pre-Event registrieren, was ewig langen Schlangen vor dem Eingang gut vorbeugte.

Während man bei einer Konferenz sonst eher an Talks gebunden ist, erinnert die Slush an eine große Messe. Kein Wunder, sie findet auch in eben dieser in Helsinki statt. In der Location fühlt man sich ein bisschen wie in einem Casino in Las Vegas: Alles ist dunkel, Laser schießen an der Decke in alle Richtungen, Discokugeln werfen Millionen kleiner Leuchtpunkte gegen die Decke, Wände, Aussteller und Besucher, und man verliert jedes Gefühl für Zeit.

Finnlands Ministerpräsident Alexander Stubb auf der Slush (Bild: Sami Välikangas)

Finnlands Ministerpräsident Alexander Stubb eröffnet die Slush mit den Worten „Träumt, glaubt, arbeitet hart und seid erfolgreich.“ (Bild: Sami Välikangas).

Am Eingang der Slush findet man viele Startup Booths, die allerdings wesentlich übersichtlicher und räumlich großzügiger angesiedelt sind als zum Beispiel beim Dublin Websummit. Was wenige wissen: Die Startup-Industrie in Finnland boomt, besonders die Gaming Industry. Viele werden staatlich gefördert und nach Aussage eines lokalen Tech-Journalisten sind viele Gründer ehemalige Mitarbeiter von Nokia.

Die Stages sind nach Farben unterteilt (Silver, Black, Green, Yellow, MTV Red). Interessant und gut ist, dass die Themen (z.B. Games, Health oder Leadership Talks) zeitlich und örtlich angepasst. So gab es beispielsweise einen Block der von 10 – 14 Uhr auf der Black Stage stattfand, der das Thema „Gaming“ intensiv behandelte.

Auch Musik und Entertainment waren Themen auf der Slush. Dafür wurde z.B. der Mit-Gründer von Spotify, Martin Lorentzon, zum Gespräch gebeten. Nur kurz wurde auf das Dilemma mit Taylor Swift eingegangen, zur Kooperation mit Uber, die derzeit durch alle Medien geht, wurde eigentlich gar nichts gesagt, außer, dass es sehr wichtig sei, dass Spotify überall verfügbar wäre.

Bei diesem Talk fiel allerdings ein Defizit der Konferenz auf: Es gibt keine Chance Fragen zu stellen oder Feedback zu geben. Gerade auf dem Pioneers Festival, das vor zwei Wochen in Wien stattfand, war man anderes gewöhnt. Über die App und vor der Bühne konnte man Fragen stellen und häufig betonten die Speaker, dass sie gerne auch außerhalb des Talks für Fragen bereitstehe.

Unter den Startups findet man viele, die sich mit Analyse und Daten Tools und B2B Software beschäftigen. Aber auch das Gesundheitsthema ging nicht an der Slush vorbei.

Tipp: Wer sich für Startup News aus Finnland interessiert, wird übrigens auf ArcticStartup gut versorgt.

Zwei Tablets und 57 Millionen US-Dollar

Sebastian Nyström, Head of Products Business bei Nokias, auf der Slush (Bild: Jussi Hellsten)

Sebastian Nyström, Head of Products Business bei Nokias, auf der Slush: „Sie sagten, Nokia sei tot. Ich sage, sie hätten sich nicht mehr irren können.“ (Bild: Jussi Hellsten)

Konferenzen eignen sich immer hervorragend für große Ankündigungen. Den ersten Tag nutze Nokia um ihr Android Tablet im Look eines iPhone 6, das N1, vorzustellen.

Am zweiten Tag zog das kleine Hard- und Software Startup Jolla nach. 2011 in Finnland gegründet, brachte es bereits ein eigenes Smartphone mit eigener Software raus. Nun gab heute bekannt, dass es ein Tablet launchen werde. Die 100 Mitarbeiter umfassende Truppe plant es Anfang 2015 in China auf den Markt zu bringen, andere Länder sollen erst danach folgen.

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Zusammenfassung

Es ist dunkel, überall sind Laser, die Bühnen leuchten in ihrer Farbkategorie (Grün, Silber,…). Die Slush-Apps schafft einen guten Überblick über das Programm und das WLAN ist die meiste Zeit stabiler als man es von anderen Konferenz gewohnt ist. Die unzähligen Helfer und Freiwilligen sind notwendig, aber gleichzeitig auch nicht immer sehr hilfreich. Mache irren genau so planlos herum wie Besucher, die zum ersten Mal vor Ort sind. Doch insgesamt läuft alles technisch einwandfrei und auf höchsten Niveau ab. Für minimale zeitliche Verzögerungen hat jeder Verständnis, wenn es überhaupt auffällt.

Als Besucher von vielen Konferenzen ist diese besonders spannend, weil der übliche Schlag Bekannter, Startups, Investoren, Corporates und Journalisten nicht vor Ort ist – es ist eben Nordeuropa und Asien, Russland und nur ein paar Investoren aus z.B. Deutschland.

Der Austausch zwischen Startups, Corporates und Investoren scheint gut zu funktionieren.

Und er ist wichtig: Die finnischen Startup suchen eine Anschlussfinanzierung oder einen starken Partner. Auch ein Startup aus Berlin ist vor Ort, in der Hoffnung einen finnischen Investor an Land zu ziehen. Grund dafür ist eine strategische Entscheidung: Man plant so einen schnelleren Einstieg ins internationale Geschäfte.

Noch internationaler wird es mit Sicherheit auch im nächsten Jahr. Denn die Konferenz wird nach dem Ansturm von diesem Jahr sicherlich wachsen. Nachdem 2013 mehr als 7.000 Besucher kamen, wurden dieses Jahr 13.000 angekündigt. Da ist die Marke zu fast 20.000 Teilnehmern nicht mehr so weit. Vielleicht wird die Slush das Dublin Websummit des Nordens.


Teaser & Image by Slush


studierte Medienwissenschaft in Siegen und arbeitete zwischendurch und danach in Startups wie z.B. Airbnb und Stuffle. Nach San Francisco und Hamburg, ging es 2014 nach Berlin, wo sie als freie Reporterin, für z.B. VentureVillage, schreibt. Ohne Twitter, Foursquare und Spotify geht es nicht! Alles weitere gerne in 140 Zeichen an @frau_feli.


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