YouTube Premieren – Livestream aus der Konserve

Am 21. Juni 2018 kündigte YouTube mehrere neue Features an, mit denen sich Kanäle ganz neue Möglichkeiten öffnen. Kostenpflichtige Kanalabos für 4,99 US-Dollar sollen nicht nur Geld in die Kasse spülen, sondern auch das Ranking der Kanäle zusätzlich verbessern. Für diese Premium-Mitgliedschaft winken neue Emojis, Badges und Sonderrechte für den Community Tab. Ab 10.000 Abonnenten soll es in den USA zudem möglich werden, Merchandise über YouTube zu verkaufen. Dafür schloss YouTube eine Kooperation mit dem Anbieter Teespring.

Als drittes großes Feature wurden die YouTube Premieren angekündigt, die Vorteile aus dem Livestreaming auch in die gewohnten On Demand-Videos einfließen zulassen. Ich habe endlich Zugriff auf das neue Feature bekommen und es sofort auf meinem Kanal ausprobiert. Es weist gewisse Ähnlichkeiten zu dem neuen Facebook Watch-Feature auf.

Ich plane eine YouTube Premiere

Es fiel mir auf, als ich die erste Folge eines neuen Projektes planen wollte. Oberhalb der Veröffentlichungsart und der Uhrzeit erschien ein Schalter für das neue Feature „Premiere“, inklusive eines Erklärungstextes und einem weiterführenden Link.

Das Feature verspricht mir, die YouTube Premieren zusammen mit meinen Zuschauern in Echtzeit ansehen zu können und dabei zu chatten. Schon vorher hatte ich von dem Feature gehört und war extrem gespannt. Ich plane das Video also als Premiere und bin erstaunt, dass das Video bereits vor Release für die Zuschauer angezeigt wird. Anschauen können sie es jedoch erst, wenn die Premiere startet.

Bei der Video-Planung erscheint das Premieren-Feature sehr auffällig auf der rechten Seite

YouTube Premieren – Livestream ohne „live“

Die ersten drei Premieren starten leider ohne mich. Ich bin nicht zuhause, als die Videos online gehen. Allerdings habe ich das Gefühl, dass YouTube den Premieren einen leichten Push gibt und sie etwas besser platziert als sonst. Auch die Daumen nach oben sind gefühlt mehr.

Am Samstag ist es dann soweit. Aufgeregt bin ich schon vor Start des Videos da und harre der Dinge, die auf mich zukommen. 16 Uhr startet das Video dann, bzw. ein Zwei-Minuten-Countdown, der vorweg läuft, damit auch Nachzügler noch rechtzeitig vor Ort sind. Anpassen lässt sich die Darstellung des Countdowns bislang leider nicht.

Als das Video startet, kommt Ernüchterung auf: Außer mir sind lediglich zwei andere im Video und ich bin der Einzige, der etwas im Chat geschrieben hat. In den nächsten Minuten füllt sich die Premiere aber. Neun Zuschauer sind live dabei und es entsteht ein schönes Gespräch mit Zuschauern, die ich sonst in den Kommentaren noch nie gesehen habe. Am Sonntag sind es sogar 14 Zuschauer, über die ich mich freue.

Wer zu spät kommt, kann sich übrigens auch während der Premiere das Video von Anfang an anschauen – ist dann aber eben nicht auf dem gleichen Stand wie die anderen Zuschauer. Auch der Superchat wurde vom Livestream in die Premieren übertragen. Damit könnt ihr eure Nachricht im Chat mittels finanzieller Unterstützung prominenter platzieren. Der YouTube-Kanal muss dieses Feature allerdings dafür aktiviert haben.

Während der YouTube Premiere könnt ihr wie in einem Livestream nebenher chatten. Der Kanalbetreiber wird gesondert hervorgehoben

YouTube Premiere muss sich erst rumsprechen

Auffallend ist, dass das Feature unter den Zuschauern noch nicht wirklich bekannt ist. Die meisten denken, es handle sich um einen tatsächlichen Livestream. Ich erkläre ihnen, was es mit den Premieren auf sich hat – die Mehrheit zeigt sich trotzdem begeistert von dem neuen Feature.

In Zukunft werde ich meine Videos jedenfalls weiterhin als Premieren veröffentlichen. Es wird noch einige Aufklärungsarbeit zu dieser Art der Videos nötig sein, aber für mich ist es ein Feature nach dem Motto „ganz oder gar nicht“. Es muss sich in der Community erst herumsprechen, dass es diese Premieren gibt und meine Hoffnung ist es, dass zunehmend mehr Zuschauer zu den Premieren anwesend sind und die Interaktion damit viel stärker wird. Das wird wohl kaum funktionieren, wenn ich die Premieren nur sporadisch einstreue.

Livestreams schaffe ich nicht, da ich lieber flexible Zeiten für meine Aufnahmen mag. Darum kommen für mich die Premieren sehr gelegen. Ich kann nun einfach in die Premiere reinschauen, wenn ich die Zeit habe, und ein bisschen im Chat mitmischen. Die Premiere läuft zum Glück auch ohne mich. Ist der Stream vorbei, steht das Video wie gewohnt zur Verfügung.

Nicht für alle Videos geeignet

Aus meiner Sicht eignet sich das neue Feature aber nicht gleich für jeden Kanal. Entscheidend dafür ist sowohl das Format des Videos als auch die Dauer.

Für Let’s Plays ist YouTube Premiere ideal. Zwar bietet Livestreaming einen noch höheren Grad der Interaktion, da man live auf Zuschauer reagieren kann, aber nicht jeder mag oder kann regelmäßig Live-Videos anbieten. Die Premieren sind da ein toller Kompromiss, um zumindest das Gefühl des gemeinsamen Schauens in vorproduzierte Videos zu bekommen. Ein weiterer praktischer Anwendungsfall wären größere Ankündigungen oder Produktvorstellungen von Unternehmen. Sie können dann bereits vor Veröffentlichung des Videos den Link teilen und damit gezieltere Werbung für das Video machen. Konzertmitschnitte könnten ebenfalls interessant werden durch den gemeinsamen Austausch unter den Zuschauern.

Wenig geeignet ist das neue Feature für kurze Videos unter fünf Minuten. Damit entgehen einen die Nachzügler, die erst einige Minuten nach Start auf das Video aufmerksam werden. Außerdem baut sich in so kurzer Zeit kein brauchbares Gespräch auf. Je länger das Video, desto mehr haben sowohl Creator als auch Zuschauer von der Premiere.

Auch Bedarfsvideos wie Tutorials, die man dann schaut, wenn man gerade etwas Bestimmtes wissen will, kann ich mir kaum als YouTube Premiere vorstellen. Es braucht Zuschauer, die wissen wann und worüber ein Video kommt, damit sie dann auch zur Premiere anwesend sind.

Noch nicht für alle Kanäle verfügbar

Falls sich jetzt einige Kanalbetreiber wundern: YouTube Premieren sind noch nicht für alle Kanäle verfügbar. Den Anfang machten Kanäle mit mehr als 100.000 Abonnenten. Mittlerweile rollt YouTube das Feature nach und nach auch für andere Kanäle aus. Größe des Kanals scheint da keine oder zumindest nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Ich habe das Feature jedenfalls trotz einer eher geringen Zahl von 1.500 Abonnenten erhalten.

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Image by Rockcodile via stock.adobe.com

Das Internet ist sein Zuhause, die Gaming-Welt sein Wohnzimmer. Der Multifunktions-Nerd machte eine Ausbildung zum Programmierer, schreibt nun aber lieber Artikel als Code.


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