Yoono – Leben im Browser

Das Mitmach-Netz wird immer voller. Es gibt inzwischen nicht nur unzählige Plattformen, auf denen wir uns vernetzen, Links zuschicken, zuzwitschern oder Videos und Fotos zeigen können; auch die Angebote, die all diese Dienste zusammenführen wollen, sind nicht mehr zu überschauen. Friendfeedfeed hat diese Entwicklung auf den Punkt gebracht: „Too many social networking aggregators? Aggregate all your social networking aggregator feeds into one aggregated feed of aggregator activity feeds!“

Der neue Dienst Yooono macht das auch. Die grundsätzliche Idee ist ähnlich wie bei Friendfeed und livestream.fm: Andere Dienste wie Twitter, Friendfeed, Facebook, Flickr werden in Yoono integriert, dann lassen sich die Nachrichten und Updates der Kontakte auf den verschiedenen Plattformen gesammelt über Yoono verfolgen, kommentieren und beantworten.

Das Mitmach-Netz als Firefox-Erweiterung

Yoono unterscheidet sich von anderen Diensten durch die vollständige – und bemerkenswert gut gelungene – Integration in den Browser. Leider nur in Firefox, denn es ist als Firefox-Erweiterung realisiert. Dort präsentiert es sich aber ungemein komfortabel und angenehm. Es sitzt als Seitenleiste im Browser, ist leicht auf- und zuzuklappen und – na klar- variabel in der Größe, alles was man da so braucht.

Yoono Ansicht

Die Kontakte aus anderen Diensten lassen sich in einem „Friends“-Widget zusammenführen. Bemerkenswert ist hier die Darstellung: In der Seitenleiste sieht man die Nachrichten und Updates der Kontakte. Will man einzelne Inhalte wie z.B. ein Foto genauer betrachten, genügt es, mit der Maus drüber zu fahren. Im Browser-Fenser wird dann sehr zügig das Foto schick in einem Overlay über die aktuelle Webseite gelegt. Sehr gelungen.

Ohnehin funktioniert die Integration in den Browser sehr gut: Links aus Feeds und Tweets werden nach dem Anklicken sofort in einem Tab im gleichen Fenster geöffnet, Inhalte aus dem Browser (Text, Video, Bild) können per Drag & Drop über Yoono „Web Notes“ veröffentlicht werden. Über Widgets lassen sich dann noch weitere Funktionen in Yoono integrieren: Mails schreiben, News-Feeds anzeigen und Videos, Photos und Musik vorschlagen lassen. Gut funktioniert das Widget „Discovery“, das auf Seiten hinweist, die zum eigenen Surfverhalten passen.

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Für wen ist Yoono gedacht?

Natürlich: Für Firefox-Nutzer. Und das ist gleichzeitig Vorteil wie Nachteil. Nicht nur weil Safari- und Internet-Explorer-Nutzer außen vor bleiben, auch die Browser-Integration selbst hat seine Sonnen- und Schattenseiten. Denn: Funktionell bietet Yoono nichts Neues. Friendfeed und Co. bieten ähnliche und teilweise umfangreichere Rekombinationen des persönlichen Mitmach-Netzes. Aber durch die beeindruckende Integration in den Browser rücken die Interaktionen und Hinweise aus den Netzwerken direkt neben die abgesurften Websites. Und das ist gut. Wenn es nicht zuviele sind. Denn bei vielen Tweets, Friendfeed-Kommentaren und Facebook-Freunden wird das alles dann doch schnell unübersichtlich.

Blogpiloten-Urteil

Yoono ist ein schickes Firefox-Addon, das das soziale Leben ist den Browser holt. Damit ist es eine gute Alternative zu Flock, für alle, die auf Firefox nicht verzichten und trotzdem das Mitmach-Netz im Browser haben wollen. Die Integration der Dienste in die Seitenleiste ist gelungen und gut nutzbar. Den Testflug etwas behindert haben die hohe Rechner-Belastung (CPU-Auslastung durch Firefox immer zwischen 60 und 80%) und das nicht gelungene Facebook-Login. Für stark vernetze Web-2.0-Nutzer ist Friendfeed aber vielleicht doch die bessere Lösung, denn bei sehr vielen Inhalten wird das alles schnell unübersichtlich. Aber kann man das Yoono zum Vorwurf machen? So ist das Leben nunmal, und das sozialen Leben im Netz erst recht.

ist Kommunikationswissenschaftler, forscht und lehrt am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft der FU Berlin. Er beschäftigt sich mit Online-Öffentlichkeiten, Medienpolitik und sozialem Wandel. Privat bloggt er unter katzenbach.info.


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2 comments

  1. Du meinst den Twitter-Facebook-Flickr-etc-Stream, den man sich mit Yoono in den Browser holt? Nee, den kann man, soweit ich weiß, nicht woanders mittels Yoono anzeigen lassen. Der Clou bei Yoono ist m.E. wirklich, dass es direkt im Browser „lebt“ und dort interagiert – mit den beschriebenen Vor- und Nachteilen.

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