Was Tim Cook mit seinem offenen Brief wirklich sagen wollte…

Apples Pleite mit den iOS 6 Maps hat Tim Cook dazu gebracht mal „Klartext“ zu sprechen. Nico Lumma übersetzt das Ganze einmal.

Apple hat sich wegen des Maps Disasters mit einem Brief von Tim Cook an die Kunden gewandt. Ich dokumentiere den Brief im Wortlaut und erläutere, was Apple und Tim Cook wirklich meinen.

„To our customers,“

An unsere Fanboys, die eh alles glauben,

„At Apple, we strive to make world-class products that deliver the best experience possible to our customers. With the launch of our new Maps last week, we fell short on this commitment. We are extremely sorry for the frustration this has caused our customers and we are doing everything we can to make Maps better.“

Bei Apple versuchen wir immer wieder, richtig tolle Produkte zu entwickeln und bislang hat das Blendwerk von Steve Jobs immer dazu geführt, dass unsere Kunden dies geglaubt haben. Bei der neuen Maps App liessen sich die Kunden leider nicht von einer 3D-Ansicht von Manhattan beeindrucken, weswegen wir jetzt ganz schnell versprechen, dass alles besser werden wird.

„We launched Maps initially with the first version of iOS. As time progressed, we wanted to provide our customers with even better Maps including features such as turn-by-turn directions, voice integration, Flyover and vector-based maps. In order to do this, we had to create a new version of Maps from the ground up.“

Wir haben schon mal was mit Karten gemacht, aber daran erinnert sich niemand, weil alle Google Maps toll finden und dieses Produkt auch am Desktop nutzen, aber ich postuliere jetzt erst mal irgendetwas, damit die Kunden denken, wir haben richtig Ahnung von Maps und es wird alles gut werden, anstatt den Kunden zu sagen, dass wir einfach mal ihre Auswahlmöglichkeit bei der Karten-Nutzung eingeschränkt haben, weil wir es so wollten. Konnte ja niemand ahnen, dass die Nutzer wirklich so gerne Google Maps nutzen auf ihrem iPhone.

„There are already more than 100 million iOS devices using the new Apple Maps, with more and more joining us every day. In just over a week, iOS users with the new Maps have already searched for nearly half a billion locations. The more our customers use our Maps the better it will get and we greatly appreciate all of the feedback we have received from you.“

Wir haben ganz schön viele iPhones verkauft und es werden täglich mehr. Allerdings nervt es ordentlich, dass sich so viele Kunden über die Maps App beschweren.

„While we’re improving Maps, you can try alternatives by downloading map apps from the App Store like Bing, MapQuest and Waze, or use Google or Nokia maps by going to their websites and creating an icon on your home screen to their web app.“

Während wir brutalstmöglich an einer besseren Maps App arbeiten, aber auch nicht verstehen wollen, warum alle plötzlich sauer sind auf uns, weisen wir gerne noch halbherzig darauf hin, dass es irgendwelche anderen Firmen gibt, die eine mobile Web-basierte Variante ihrer Karten anbieten, nur eben nicht als schicke, funktionierende App von Google, so wie die Kunden es eigentlich erwartet haben.

„Everything we do at Apple is aimed at making our products the best in the world. We know that you expect that from us, and we will keep working non-stop until Maps lives up to the same incredibly high standard.“

Eigentlich sind wir ganz froh, dass alle auf den dusseligen Maps rumhacken, dann redet wenigstens niemand darüber, dass bei iOS6 und beim iPhone 5 haufenweise schnurzpiepegale neue Features implementiert wurden, aber viele weitere Probleme bestehen, die gerade vom Maps Desaster überlagert werden. Das iPhone 5 bleibt gerne hängen, insbesondere bei LTE, Sharing aus Apps heraus klappt nicht, Mail.app ist für mehr als drei Mails am Tag kaum nutzbar und der App Store ist noch unübersichtlicher geworden, um nur mal einige Probleme zu nennen. Aber wenigstens wissen wir jetzt, dass unsere Nutzer gerne eine ordentliche Maps App hätten, also arbeiten wir erstmal daran. Aber die Quartalszahlen werden bombig sein, deswegen haben wir ja einen Haufen Beta als iOS6 und iPhone 5 deklariert und rechtzeitig vor Quartalsende noch hochpreisig verkauft.

„Tim Cook Apple’s CEO“

Mist, wo gibt es das Reality-Distortion Field?


Dieser Beitrag ist zuerst erschienen auf Lumma.de


 


arbeitet als COO des next media accelerator (http://nma.vc) in Hamburg. Er bloggt auf lumma.de und ist seit 1995 eigentlich nicht mehr offline gewesen. Er ist Mitglied der Medien- und netzpolitischen Kommission des SPD Parteivorstandes und Co-Vorsitzender des Vereins D64 – Zentrum für digitalen Fortschritt. Unter @Nico findet man ihn auf Twitter. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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