Ushahidi: Crisis Mapping in Afrika

Bekannt wurde das Projekt durch seine Haiti-Heatmap, die vielen NGOs direkt nach dem Erdbeben durch die aktuellen Hinweise der Bevölkerung gute Dienste leistete, was wo gebraucht wurde. Doch die eigentliche Herkunft ist Afrika. Und in der afrikanischen Blogosphäre gibt es noch vieles zu entdecken. Im Netzpiloten Interview spricht Juliana Rotich von  Globalvoicesonline.org über Social Media in Afrika und Grassroots-Bewegungen in Kenia. Das angesprochene Projekt Ushahidi haben wir uns einmal genauer angeschaut. Nach dem Klick gibt es das Interview und den Netzpiloten-Review.

Mit Juliana Rotich hatten wir am Rande der LIFT-Conference 2009 in Genf gesprochen:


Interview: Juliana Rotich (Globalvoicesonline) from Steffen Bueffel on Vimeo.

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Ushahidi ist das suahelische Wort für Zeugenaussage. Zeugen sucht die Open Source Software für Unruhen und kriegerische Auseinandersetzungen in Afrika. Trauriger Anlass für die Entwicklung der Plattform waren die Unruhen nach den Wahlen in Kenia Anfang 2008. Seitdem wird die Plattform auch für andere Konfliktsituationen genutzt – ganz aktuell bei den Parlamentswahlen in Indien.

Wie funktioniert Ushahidi?

Ushahidi Nutzer können Ihre Informationen per Telefon, SMS, E-Mail oder über das Internet an die Plattform senden. Im Web gibt es dafür bereits ein Formular, das nach der Art des Konfliktes, Ort und Zeitpunkt fragt. Zudem wird um eine kurze Beschreibung gebeten. Um Informationen zu untermauern, können noch Quellen wie Blogs oder Videos angeben werden. Auch wenn Ushahidi nicht alle Informationen bis ins Detail überprüfen kann, gelten die Angaben als sehr zuverlässig. Grund dafür ist u.a. die intensive Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen, die ebenfalls Informationen aus den Krisenregionen liefern. Nicht offiziell bestätigte Informationen werden auf der Plattform als „Nicht verifiziert“ gekennzeichnet. Auch andere User können die Glaubwürdigkeit einzelner Beiträge bewerten.

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Die gesammelten Vorfälle werden auf einer Karte angezeigt und können dort nach Kategorien sortiert werden. Mit einem Klick kann man sich so anzeigen lassen, wo beispielsweise Enteignungen stattfinden oder herausfinden, wo UN Friedenstruppen stationiert sind.  Alle Einträge können auch in chronologischer Reihenfolge aufgerufen werden.

Für wen ist Ushahidi gedacht?

Ursprünglich wollte Ushahidi allen Kenianern einen Überblick  zu den Unruhen geben. Das waren nicht nur hilfreiche Informationen und Warnungen für die Bevölkerung, sondern auch unabhängige Auskünfte für Journalisten. Mit der Ausweitung auf andere Gebiete und Konflikte wird das Angebot auch für andere Gruppen und Regionen interessant. In Ländern, in denen es häufig keine unabhängige Presse gibt, ist Ushahidi eine ideale Möglichkeit, auch Informationen zu verbreiten, die nicht direkt von der Regierung kommen. Langfristig plant Ushahidi die Software kostenlos zum Download anzubieten. Eine Alpha-Version kann bereits getestet werden. Die Software kann dann nicht nur für Krisenbeobachtungen eingesetzt werden , sondern auch bei positiven Ereignissen, die für eine breite Masse interessant sind. Insbesondere Hilfsorganisationen und NGOs könnten die Software nutzen. Den Menschen in Afrika möchte Ushahidi darüber hinaus möglichst bald eine kostenlose Hotline anbieten, über die sie von Unruhen berichten können. Denn auch wenn Mobiltelefone auf dem Kontinent weit verbreitet sind, fehlt häufig das Geld für Gespräche.

Blogpiloten-Urteil:

Ushahidi visualisiert und kartografiert Unruhen und Kriege auf übersichtliche Art und Weise. Interessant wird das Angebot vor allem durch die vielen Quellen und Informationen, die direkt aus den Krisenregionen und von den Betroffenen kommen. Die Plattform ist einfach zu bedienen und die eingehenden Informationen sind schnell abzurufen. Damit erfüllt Ushahidi alle Kriterien, um unvermittel für die Bevölkerung hilfreich zu sein und leistet einen großen Beitrag für die Weiterentwicklung von Social Media in Afrika.


Meike hat während des Studiums der Politikwissenschaft die digiatlen Potenziale für die Demokratie entdeckt und das Ganze u.a. mehrere Jahre in einer Public Affairs und PR-Agentur erprobt. Mittlerweile arbeitet sie im Kommunikationsbereich der Stiftung der Deutschen Wirtschaft und setzt dort Maßnahmen für verschiedene Bildungsprogramme um – digital und auch ganz klassisch, aber immer auf der Suche nach neuen Ideen und Entwicklungen.


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