Tippst du noch oder schreibst du schon mit dem SYTH?

Notizen auf Papier im Handumdrehen digitalisieren – das schafft der Stift SYTH. Ein digitales Tool, das analoges Denken inspiriert. // von Maren Jentschke

SYTH-Stigt von Sungwhoon Cho

Dubai steht für Superlative in der Architektur, im Design und im technischen Fortschritt. Die Metropole ist damit der perfekte Ausstellungsort für Innovationen aller führenden Design-Schulen der Welt. Bei meinem Besuch der Globe Grade Show während der Dubai Design Week lässt besonders Sungwhoon Chos Stift SYTH mein Journalistenherz höher schlagen.

Handgeschriebene Notizen können dank dem SYTH direkt auf den Computer übertragen werden. Anhand einer ausgefeilten Technik wird die Schreibbewegung auf einer integrierten Speicherkarte im Stift registriert und kann dann später auch digital genutzt werden.

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Auf analogem Weg das Digitale nutzen

Relativ unspektakulär erscheint der schwarze Stift auf den ersten Blick, der in der Ausstellung in seiner kreisförmigen Ladestation wartet. Er ist kaum größer und schwerer als ein herkömmlicher Kugelschreiber und liegt angenehm in der Hand. Sein Genie zeigt sich erst in der Benutzung: Er verwandelt jede fixe Idee auf einem Schmierzettel in eine digitale Notiz.

Zeichnungen, die man sonst umständlich am Computer erstellen müsste, können sekundenschnell mit dem Stift gemalt und ebenso schnell übertragen werden. Und nicht nur das: Die Software von SYTH erkennt personalisierte zeichengesteuerte Befehle. So kann beispielsweise ein gezeichnetes Dreieck bei der Übertragung auf den Computer als Befehl „Ordner-Erstellen“ übersetzt werden. Die handgeschriebenen Notizen können also schon in digitalen Denkschemata organisiert und später am Computer sofort genutzt werden.

Dem Absolventen des Royal College of Art in London war es wichtig, mit seiner Erfindung einen neuen Weg anzubieten, das Digitale zu nutzen – und das mit der ganz ursprünglichen Form der Ideensammlung: Einem Zettel und einem Stift.

Schreiben anstatt Tippen

Sungwhoon Cho ist Maschinenbauer und Business Manager – er bezeichnet sich selbst als vielseitigen Erfinder, der versucht, auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten unserer Gesellschaft einzugehen. Die größte Veränderung in der heutigen digitalen Welt ist, dass wir immer und überall Informationen speichern können. Anstatt unser Gehirn zu nutzen, verwenden wir intelligente Geräte, die in der Lage sind, eine enorme und für uns unvorstellbare Menge an Daten zu speichern.

Zu wissen, wo Informationen stehen, ist wichtiger als die Information selbst zu kennen. Der sogenannte „Google-Effekt“ oder die „digitale Demenz“ sind Ausdruck einer digitalen Gesellschaft, die – so paradox es klingen mag – vergessen hat zu erinnern.

Bewiesenermaßen lassen sich handschriftliche Notizen besser erinnern, als getippte. Das zeigt eine Studie der US-Psychologen Pam Mueller und Daniel Oppenheimer aus dem Jahr 2014. Man „schreibt“ den Gedanken bei handschriftlicher Notiz Buchstabe für Buchstabe in das Gedächtnis ein.

Auch lassen sich komplexere Zusammenhänge so besser gedanklich erfassen, da das Blatt Papier nach eigenen Maßstäben und Vorstellungen strukturiert werden kann. Die Denkarbeit wird damit nicht dem Computer sondern der eigenen Logik überlassen.

Wer schreibt und nicht tippt, übt nicht nur das Erinnerungsvermögen und eine korrekte Rechtschreibung, sondern fördert auch die Vorstellungskraft und Kreativität.

Eine Schnittstelle zwischen digitaler und analoger Welt

Der Stift SYTH besetzt eine interessante Schnittstelle zwischen der analogen und digitalen Welt und lässt sich wunderbar in den Alltag integrieren. Durch seine praktische Form und Größe passt er in jede Jackentasche und verwandelt Bushaltestellen oder Cafés in ein kleines Home-Office. Und das ohne Tablet, Netbook oder Smartphone, die sonst immer und überall zu sehen sind und meist nicht der Arbeit dienen sondern vielmehr von ihr ablenken.

Mit ein wenig mehr handfester Realität begegnet Sungwhoon Cho der digitalen Revolution und lässt wieder dem Notizblock den Vortritt. Unsere Gehirne werden es ihm danken.


Teaser & Image by Sungwhoon Cho


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Maren Méheust schrieb schon aus Paris, Dubai und Berlin für die Netzpiloten. Sie wohnt mittlerweile an der französischen Grenze in Kehl und arbeitet als Strategin bei der Digitalagentur TLGG. Maren Méheust ist Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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