Streaming – Eine Frage des Preises und nicht der Inhalte?

Nicht die Inhalte, sondern Preis ist für die Deutschen beim Streaming entscheidend. Eine wichtige Erkenntnis für Netflix & Co. Als bekannt wurde, dass Netflix in Deutschland launcht, zeigten sich Medien und Endverbraucher schwer aufgeregt. Man erhoffte sich mehr hochwertige Inhalte, die möglichst zügig immer und überall zur Verfügung stehen sollten. Der amerikanische Konkurrent werde es den deutschen Anbietern schwer machen, glaubten viele.

Vor drei Monaten kam dann die Ernüchterung: Selbstverständlich hat Netflix mit den gleichen Problemen und Lizenzkosten zu kämpfen. Aboalarm, eine Webseite und App, die Nutzern hilft Verträge zu kündigen, hat 600 Personen, die ihr Pay-TV Abo gekündigt haben, zu Streaming-Diensten und bezahltem Fernsehen befragt. Wie es aussieht ist nicht das Angebot, sondern besonders der Preis primär entscheidend.

Die mit Abstand meisten Kündigungen gingen an Sky (60 Prozent). Laut AboAlarm existiert jedoch eine Studie nach der 70 Prozent der Kündigungen an Sky geschrieben werden, um Neuvertragsvorteile zuverhandeln. Mit 35 Prozent liegt Maxdome auf Platz 2 der Kündigungsliste, Watchever belegt mit 4 Prozent Platz 3.

Obwohl Netflix bei über 60 Prozent der Befragten bekannt war und 58 Prozent vom Deutschland-Launch gehört hatten, überlegten nur 20 Prozent Netflix zu abonnieren. Mehr als zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) möchten Netflix überhaupt nicht nutzen. Zwei Prozent nutzten bereits einen anderen Anbieter.

Eine Frage des Preises

Für viele Nutzer ist ein Abo-Abschluss eine Frage des Preises. 40 Prozent der Befragten glauben, dass deutsche Streaming-Anbieter noch über den Preis den Kampf entscheiden könnten. Das ist interessant, denn nur eine Minderheit argumentierte, dass an sich niemand mehr für TV-Inhalte bezahlen werde (20 Prozent), Anbieter wie Sky wichtige Trends bereits verschlafen habe (13 Prozent) oder das deutsche Angebot einfach zu schlecht sei (13 Prozent). Nur 8 Prozent hielten aber Netflix für einen vorübergehenden Hype und die restlichen 6 Prozent sind der Meinung, dass der Streaming-Anbieter gewinnt, der sich auf deutschsprachigen Content fokussiert.

Streaming wie wir es kennen, stößt also auf Akzeptanz unter den ehemaligen Pay-TV-Kunden, aber der Preis ist das Maß aller Dinge. Als Beweggrund um sich explizit für Netflix zu entscheiden, war die meist genannte Antwort der Preis (30 Prozent), erst an zweiter Stelle wurde das Filmangebot genannt (25 Prozent), an dritter Stelle das Serienangebot (21 Prozent).

Nimmt man die Zahlen so wie sie sind, stellt man fest, dass Streaming-Dienste ein sehr preissensibles Thema sind. So scheint es, dass die Zuschauer eher gewillt sind nach Preis als nach Inhalten zu entscheiden. Nun ist die befragte Gruppe jedoch nicht repräsentativ. Im Gegenteil. Sie hat gerade einen Service gekündigt, ist also (wahrscheinlich) nicht zufrieden mit der Auswahl, dem Preis oder Service. Sie schließt also nicht die ein, die sich für einen Service entschieden haben und dort bleiben, weil sie mit den Inhalten einverstanden sind und der Meinung sind, dass es das Geld wert sei.

Über den Erfolg von Netflix kann man noch nichts sagen

In den USA ist Netflix bereits in über 30 Prozent der Wohnzimmer eingezogen. Gleiches ist für Deutschland geplant. Ein sehr interessantes Interview zum Netflix-Start in Deutschland führte Daniel Fiene für rp-online. Netflix-Gründer Reed Hastings erklärte dabei, dass Deutschland nicht über Nacht erobert werden werde, sondern eine langfristige Strategie dafür notwendig sei. Den Netzpiloten gegenüber äußerte sich Netflixs Produktchef Neil Hunt über die zukünftige Entwicklung des Dienstes.

Darum sollte man auch keine voreiligen Schüsse ziehen. Netflix hat erst vor drei Monaten gelauncht und Weihnachten steht vor der Tür. Ein Jahresabo wird hier oder da sicherlich auch unter dem Baum liegen. Außerdem geht Netflix weiter ordentliche einkaufen. So wird in den USA ab Dezember z. B. The Wolf of Wall Street (2013) verfügbar sein. Wann das Kinohighlight in die deutschen Wohnzimmer kommt ist unklar. Und über welches Streamhaus bisher auch.

Der Kampf um Marktanteile belibt auf jeden Fall spannend. Denn nicht nur Filme und Serien wollen gestreamt werden, auch Live Events wie Fußball Spiele ziehen Millionen von Fans vor den Bildschirm und gelten als Abo-Argument. Diesen Markt möchte Netflix allerdings nicht betreten.


Image (adapted) „Evening watching television“ by flash.pro (CC BY 2.0)


studierte Medienwissenschaft in Siegen und arbeitete zwischendurch und danach in Startups wie z.B. Airbnb und Stuffle. Nach San Francisco und Hamburg, ging es 2014 nach Berlin, wo sie als freie Reporterin, für z.B. VentureVillage, schreibt. Ohne Twitter, Foursquare und Spotify geht es nicht! Alles weitere gerne in 140 Zeichen an @frau_feli.


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1 comment

  1. Vor allen Dingen aber ist die Nutzung von Streaming-Diensten eine Frage der Verfügbarkeiten von schnellem Internet. So lange immer noch weite Teile Deutschlands über kein Glasfaser verfügen und etliche davon wahrscheinlich auch nie verfügen werden, bleibt Streaming für die Bewohner diese Regionen ein unerfüllter Traum. Übrigens: Unser Dorf-DSL wurde von der Telekom gerade von 100er auf 2000er DSL – maximum – erhöht. Deshalb brauche ich mich mit der Frage, welcher Streaming-dienst es denn sein soll, gar nicht erst befassen.

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