Spielen statt reden: Kommunikationsproblem?

Katrin Viertel von medienlotse.com beantwortet Fragen rund ums Thema Erziehung und digitale Medien. Heute geht es darum, wie Kinder beim Videospielen kommunizieren.

Meine Tochter (11) trifft sich gern mit ihren Freundinnen zum Nintendo-Spielen. Dann sitzen sie zu dritt oder viert im Kinderzimmer, jede hat ihre Konsole in der Hand, und sie spielen – allerdings nicht miteinander: Die Konsolen sind nicht vernetzt. Es daddelt jede für sich, gesprochen wird kaum, offenbar sind aber alle ganz zufrieden. Alle außer mir. Ich frage mich, ob das wirklich eine sinnvolle Freizeitgestaltung ist und ob ich diese Treffen weiter erlauben soll. Wäre es nicht viel besser, die Kinder würden etwas miteinander tun?

Antwort:

Es ist prinzipiell gut, wenn Eltern sich fragen: Was machen Medien im Allgemeinen, was macht ein spezielles Medienprodukt mit meinem Kind? Bereichert es sein und unser Leben? Oder schadet es? Hängt die Antwort vom Inhalt des Medienprodukts ab, von der Intensität oder vom Ausmaß der Nutzung?

Ich finde, dass Sie Ihrer Tochter und ihren Freundinnen die Freiheit lassen können, sich zu treffen und zu spielen – und zwar so, wie es den Mädchen am meisten Spaß macht. Ihr Eindruck, dass womöglich nicht genügend kommuniziert wird, ist wahrscheinlich ein typischer Fall von „Erwachsenensicht“. Welchem kommunikativen Zweck diese Treffen dienen, können Außenstehende nicht zuverlässig beurteilen. Es wird einen geben, sonst würden die Mädchen sich nicht treffen. Vielleicht fragen Sie ihre Tochter einmal, warum es schöner ist, zu mehreren Nintendo zu spielen, als allein? Und was genau wird denn gespielt?

Bei Gelegenheit könnten Sie sich auch mit den Eltern der Freundinnen austauschen: Spielen die Mädchen auch auf diese Weise bei Treffen in den anderen Elternhäusern? Sind die Mädchen BFFs oder gibt es die Konstellation tatsächlich nur für die Nintendo-Treffen? Auch so könnten Sie den Motiven der Gruppe auf die Spur kommen. Vermutlich handelt es sich ohnehin um eine relativ kurze Phase der Prä-Pubertät, die bald schon – typischerweise – durch ausgiebiges Abhängen in Shopping-Centern abgelöst werden könnte.

Wenn Sie weiterhin darauf achten, was Ihre Tochter spielt, wenn Sie dafür sorgen, dass es altersgerechte Spiele sind und dass elektronische Spiele nicht die einzige Freizeitgestaltung ist, die Ihre Tochter kennt, wenn Sie Regeln über die Dauer des Spielens durchsetzen, wenn Sie ab und zu mitspielen, sich etwas zeigen lassen, kurz: Wenn Sie zu diesem Thema mit Ihrer Tochter in Kontakt bleiben, haben Sie eine gute Grundlage für die – wohl unvermeidlichen – weiteren Diskussionen über ihre Mediennutzung in den kommenden Jahren.

ist promovierte Kommunikationswissenschaftlerin, arbeitete viele Jahre als Journalistin für gedruckte und Online-Medien sowie für das Fernsehen, hauptsächlich zu Medienthemen, bis sie ihre neue Berufung fand. Seitdem berät und informiert sie als Medienlotse.com (http://www.medienlotse.com) Eltern, die sich fragen: Was machen unsere Kinder mit digitalen Medien? Und wie sollen wir damit umgehen?


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