Süchtig nach sozialen Medien? Wie wäre es mit E-Fasten?

Soziale Medien sind ein zweischneidiges Schwert, das sowohl Vor- als auch Nachteile hat.

Um miteinander in Verbindung zu bleiben, sind viele von uns zunehmend fasziniert von den weit verbreiteten Tools. Ein Bericht über soziale Medien von Sensis aus dem Jahr 2015 legt dar, dass nahezu die Hälfte aller Australier täglich auf eines oder mehrere soziale Netzwerke zugreift.

Der Bericht hat ebenfalls herausgefunden, dass Australier im Durchschnitt 8,5 Stunden pro Woche allein auf Facebook verbringen und dass 24 Prozent ihre sozialen Medien mehr als fünf Mal pro Tag kontrollieren. Sieben von zehn Personen nutzen ein Smartphone, um auf ihre Nutzerkonten zuzugreifen.

Wenn man oft wiederholt und ziellos übermäßig viel Zeit in sozialen Netzwerken verbringt, kann dies als eine Sucht angesehen werden. In der Tat könnte man sagen, dass soziale Medien zu einer nationalen Besessenheit geworden sind und die Australier süchtig danach zu sein scheinen. Diese Sucht beschränkt sich nicht nur auf Australien, sondern betrifft die ganze Welt.

Wer sich nicht sicher ist, ob seine Nutzung der sozialen Medien in eine Sucht verwandelt hat, sollte einmal den Test mit dem Facebook Addiction Scale von Bergen ausprobieren, um es herauszufinden.

Welches Ausmaß hat diese Abhängigkeit? Schwache soziale Beziehungen und Isolation, Zwanghaftigkeit, Viktimisierung, Stress, Depressionen und Ängste, Exhibitionismus und eine Präferenz für Online- anstelle von realen Interaktionen.

Durch die steigende Nutzung sozialer Medien werden diese Probleme in der näheren Zukunft nicht verschwinden. Schon jetzt spricht man darüber, wie man sich von sozialen Medien befreien kann.

Vor ein paar Jahren hat sich das unten stehende Video von Coca Cola über unsere Sucht nach sozialen Medien lustig gemacht und eine neuartige Lösung präsentiert.

 

Das Halsband ist vielleicht nicht ganz so praktisch, aber das Verständnis von der Nutzung sozialer Medien hilft dabei, die Sucht zu kontrollieren und wieder Macht über die Zeit wiederzuerlangen.

Es gibt auch kostenpflichtige Möglichkeiten, um die eigene Zeit zurückzugewinnen. Ein Online-Unternehmen bietet sogar ein zwölfwöchiges Therapiepaket zur Abhängigkeit von sozialen Medien an, welches dabei hilft, exzessive Mediennutzung zu kontrollieren und dadurch die mentale Gesundheit zu verbessern.

Besser – und kostengünstiger – ist es allerdings, selbst dagegen vorzugehen. Soziale Medien mögen in unserem Leben immer allgegenwärtiger werden und in die Abhängigkeit führen, aber anstatt Trost in den sozialen Medien zu suchen, können wir unsere Zeit viel effektiver für erfüllendere Aktivitäten im Leben nutzen.

Deshalb sind so manche rehabilitativen Maßnahmen gerechtfertigt. Vielleicht sogar das „E-Fasten“.

Wie man sich aus den sozialen Medien ausstöpselt

Fasten wird definiert als die Praxis, nichts zu essen. Elektronisches Fasten (E-Fasten) kann als Abstinenz von elektronischen Geräten und Services, wie Smartphones und sozialen Netzwerken, verstanden werden. Um dem obsessiven Verhalten gegenüber sozialen Medien ein Ende zu setzen, ist es wichtig, zu versuchen, sich davon fernzuhalten oder die Nutzung zumindest gelegentlich zu regulieren.

Komplette Abstinenz von sozialen Medien mag nicht möglich sein, aber die folgenden fünf Tipps (in keiner bestimmten Reihenfolge) könnten dabei helfen, in Form von E-Fasten die Abhängigkeit von sozialen Medien zu reduzieren.

1. Fernhalten von sozialen Medien

Man legt einen bestimmten Tag fest, den man frei von sozialen Medien verbringt. Dies könnte das Angstgefühl kurzzeitig verstärken, die freie Zeit macht es jedoch möglich, anderen Aktivitäten nachzugehen.

Schafft man es einen Tag lang, probiert man beim nächsten Mal zwei Tage oder ein Wochenende lang aus. Wenn man die sozialen Medien dann wieder nutzt, schafft man möglichst eine diszipliniertere Routine für die Nutzung.

2. Sich selbst regulieren

Man setzt sich Regeln, die es einem erlauben, nur zu bestimmten Tageszeiten auf soziale Medien zuzugreifen. Beispielsweise am Abend für eine beschränkte Zeit oder nicht im Bett zu surfen.

3. Kontrolle der sozialen Medien beschränken

Es ist keine gute Idee, ohne konkretes Ziel Seiten in den sozialen Medien anzuschauen. Die Algorithmen der Feeds sozialer Medien sind so konzipiert, dass die Nutzer ständig verleitet werden, online zu bleiben, indem bestimmte Informationen, basierend auf vergangenen Interaktionen der Nutzer, an höherer Stelle im Feed platziert werden. Beim Drang nach dem ständigen Nachsehen sollte man überlegen, ob es wichtig ist oder vielleicht doch noch warten kann.

4. Klingelzeichen und Benachrichtigungen ausschalten

Das bedeutet, dass man nicht mehr ständig an Nachrichten auf Social-Media-Plattformen erinnert wird. Die Anwendung eines pull-basierten anstatt eines push-basierten Ansatzes für Benachrichtigungen wird auch zu weniger Unterbrechungen führen. Dies sollte die Lust senken, ständig die sozialen Netzwerke zu checken.

5. Apps der sozialen Netzwerke vom Smartphone entfernen

Falls das Ausschalten der Klingelzeichen und Benachrichtigungen nicht zum gewünschten Ergebnis führt, sollte man in Erwägung ziehen, Apps der sozialen Medien komplett vom Smartphone zu löschen. Da die meisten Leute per Smartphone auf soziale Medien zugreifen, würde das Löschen dieser Apps in weniger Bequemlichkeit resultieren. In diesem Fall ist es nur über den PC möglich, auf soziale Medien zuzugreifen.

Balance

Das Ziel des E-Fastens ist es, sich selbst zu ermöglichen, sein Leben zurückzugewinnen, eine Balance im Leben zu erreichen und keine Geisel der sozialen Medien zu sein.

Wie bei jeder Diät oder Fastenkur gibt es keine allgemeingültige Formel, aber die genannten Tipps zur Selbstkontrolle und Disziplin sollten die Abhängigkeit von sozialen Medien zumindest ein bisschen reduzieren. E-Fasten hat das Potenzial, als neues Mittel die Sucht nach sozialen Medien zu behandeln und das eigene Leben zu entgiften.

Dieser Artikel erschien zuerst auf “The Conversation” unter CC BY-ND 4.0. Übersetzung mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.


Image (adapted) „Text On The Beach“ by Pete (CC0 Public Domain)


 

ist Dozent in den Bereichen Management für Informationssysteme und Prozess-Analyse und Design an der Fakultät für Ingenieurswissenschaften an der Universität in Queensland, Australien. Neben seiner Lehrtätigkeit publiziert er Artikel unterschiedlichster Themenbereiche und wirkte an verschiedenen Publikationen zu Themen rund um Lernprozesse, Psychologie, E-Gouvernment und Arbeitsorganisation mit.


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