So war es auf der PLAY (Creative Gaming Festival) 2019

Auch in diesem Jahr fand in Hamburg vom 14. bis 17. November wieder das Play – Creative Gaming Festival 2019 statt. Gemeinsam mit zahlreichen Künstlern, Entwicklern und Vertretern der Gaming Branche ging es in vier Tagen rund um das Thema „of Monsters and Games“. Es wurde in vielen spannenden Workshops, Vorträgen und auch der umfangreichen Spiele-Ausstellung der Fokus auf Monster und ihre Bedeutung in der Gaming Szene gelegt. Und ich war mittendrin.

Am Freitag den 15. November machte ich mich morgens auf den Weg in die Markthalle, einer von insgesamt vier Veranstaltungsorten der Play in diesem Jahr. Dort habe ich auch die meiste Zeit verbracht. Was mir sofort positiv aufgefallen ist: die Play wirkte in diesem Jahr irgendwie „zusammengesetzter“. Auch, wenn nicht alle Veranstaltungen in der Markthalle gebündelt waren, fand hier die Hauptaction statt. So befand sich in der Barlach Halle K die Ausstellung der Games, also das Herzstück der Veranstaltung. Darüber in der Markthalle gab es dann die Speaker’s Corner und eine Hauptbühne für Events sowie das Machinima Kino, auf das ich später noch einmal kurz eingehen werde. Quasi auf dem „Dachboden“ der Markthalle befand sich dann das mobile Entwicklerstudio des Festivals, dieses Jahr betitelt mit Monster Lab. Diese Bündelung der Hauptevents sorgte in jedem Fall für eine gute Navigation auf dem Hauptgelände. Jetzt aber mal zum Inhaltlichen:

Monster im Fokus der Ausstellung

Auf der Play 19 wurden die Games thematisch in zwei Kategorien unterteilt.
Als was fühlen wir uns heute mehr? Die Thematiken waren auf der Play sehr gut aufgeteilt und keine „Seite“ kam zu kurz.

Meiner Meinung nach ist das diesjährige Thema „of Monsters and Games“ sehr gut umgesetzt worden. Die Ausstellung in der Barlach Halle K umfasste über 20 Spiele aus 14 Ländern. Aufgeteilt wurde das Ganze in die Kategorie Mensch und Monster. Wie auch im letzten Jahr hat das Play – Creative Gaming Festival 2019 keinen Hehl daraus gemacht, dass es zeigen möchte, wie Spiele als Kunstform fungieren und auch gesellschaftskritisch sein können. In der Kategorie Mensch hat mich vor allem das Game Mosaic gefesselt.

Dabei spielen wir einen Charakter, der immer mehr in der virtuellen Welt von Social Media versinkt und keinen Sinn mehr in seiner Existenz sieht. Ohne viel Schnickschnack schafft es das Game eine realistische und gleichzeitig surreale Atmosphäre zu erschaffen, in der die Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit des Protagonisten deutlich werden. Irgendwann stoßen wir jedoch auf ungewöhnliche Geschehnisse in unserer Umgebung und beginnen, eine neue Perspektive auf unser Leben zu bekommen.

Monster ist nicht gleich Monster

Bei den Spielen zum Thema Monster ging es dann schon teilweise düster, aber manchmal auch fröhlich zur Sache. Fragen wie „Was ist die Motivation eines Monsters? Sind alle Monster böse? Und was kann durch das Implementieren von Monstern in Spielen ausgedrückt werden?“ standen im Fokus der kreativen Games. In Sea of Solitude zum Beispiel spielen wir eine junge Protagonistin, die sich selbst aus unerklärlichen Gründen in ein Monster verwandelt hat. Auf unserer Reise begegnen wir zudem riesigen Seeungeheuern, denen wir versuchen zu entkommen, während wir uns durch eine Welt kämpfen, die uns gänzlich fremd erscheint. Das Einzige, was wir tun können, um uns in der Dunkelheit zurechtzufinden, ist das Abfeuern kleiner Lichtkugeln. Unwillkürlich fühlte ich mich bei diesem Spiel erinnert an den kosmischen Horror, den man sonst nur aus H.P. Lovecraft Romanen kennt.

Auf der Play 19 wurde es kreativ.
Auch Monster dürfem sich schick fühlen! Finden die Entwickler hinter Monstre de Coiffeure.

Das Ungeheuer aber nicht immer nur schrecklich sein müssen, zeigt zum Beispiel das Game Monstre de Coiffeur, wo ihr skurrile Monster stylen und schminken dürft. Wer hat behauptet, dass Monster immer nur hässlich sein müssen? Dieses Game beweist das Gegenteil!

Mein persönlicher Favorit aus dieser Kategorie des Play – Creative Gaming Festival ist aber auf jeden Fall das Spiel Concrete Genie. Mit unserem Hauptcharakter landen wir in einer heruntergekommenen Hafenstadt, die immer mehr zerfällt. Bewaffnet mit einem Pinsel können wir jetzt die Umgebung erkunden, Katzen streicheln und vor allem: Der Welt zu neuem Glanz verhelfen. Uns stehen verschiedene Muster und Motive zur Verfügung, mit denen wir so ziemlich alles bemalen können, was uns in die Quere kommt. Nach und nach blüht die graue Welt buchstäblich auf und wir entdecken mehr und mehr Geheimnisse dieses mysteriösen Ortes, je weiter wir voranschreiten. Das Setting ist mit viel Detail-Verliebtheit gestaltet und eignet sich perfekt, um einfach mal abzuschalten.

Creative Gaming Award

Ebenfalls eine Tradition der Play ist es, den Creative Gaming Award und den Innovative Gaming Award zu vergeben. Der Gewinner für Most Innovative Newcomer ist in diesem Jahr das Pile Up!Game, in dem es um kooperatives Stapeln von Kisten geht. Welcome to Elk von Triple Topping  ist das Game, das sich über den Most Creative Gaming Award freuen darf. Zusätzlich gab es wie immer den Publikumspreis. Dieser wurde durch die Anzahl an Punkten ermittelt, die die Besucherinnen und Besucher auf die jeweiligen Plakate der Spiele klebten. In dieser besonderen Kategorie gewann das Spiel Grave Call, bei dem wir als Spielfigur lebendig begraben werden und nur mittels Handy mit der Außenwelt kommunizieren können.

So sah das Design vor Ort aus.
Stimmiges Design der Umgebung sorgt für den extra Kick auf der Play 19.

Speaker’s Corner und Events

Im ersten Stock der Markthalle – und somit auch dem Zentrum der Veranstaltung – ging es dann richtig zur Sache. Die Bühne, beziehungsweise die Event-Ecke, ist im Vergleich zum Vorjahr um einiges gewachsen. In diesem Event-Space fanden dann neben dem Eröffnungsevent auch die Play Couch und die Artist Talks statt. Zu Gast waren eine Vielzahl an Zockern, Content-Creatorn sowie Entwickler, Designer und viele mehr.

So sah die Hauptbühne auf der Play 19 aus.
Die Hauptbühne kann sich sehen lassen!

Besonders gut fand ich zudem, dass es auch abseits von Talks und Ähnlichem eine Menge zu sehen gab. So trat zum Beispiel die Trash Wrestling Show aus St. Pauli auf, die eine exklusive Monster-inspirierte Show lieferte. Für Rollenspieler gab es dann noch einen LARP-Workshop. Auf der Play 19 war also für jeden Geschmack und jede Art von Gamer etwas dabei.

Speaker's Corner auf der Play 19.
Die Speaker’s Corner konnte so manch interessante Diskussion anregen.

Gleiches gilt auch in diesem Jahr für die Speaker’s Corner. Auch hier hat sich wieder die Ambivalenz der Play 2019 offenbart. Denn von Vorträgen über das Hacken, bis zu Zukunftsvisionen für die Gaming Gemeinschaft der nächsten Jahre, war alles dabei. Wieder bot die Play eine tolle Bühne für innovative Konzepte und neue Impulse in der Gaming Branche.

Monster erschaffen im Monster Lab

Für die vielen Schulklassen, die sich das Play – Creative Gaming Festival angesehen haben, war das Highlight wohl das große Monster Lab im 2. Stock der Markthalle. Hier konnte auf verschiedenste Weisen der Entstehungsprozess von Figuren in Games nachvollzogen werden. Zu meinen persönlichen Highlights gehörte zum einen die Character Design Station, wo die Besucher mit einem Zeichenpad ausgestattet selbst Monster entwerfen durften und die Storytelling Ecke. Hier konnte man eigene Text-Adventure programmieren. Zusätzlich gab es Hilfestellungen, wie man an das Thema Storytelling herangehen kann. Besonders fasziniert war ich von der Station, an der man selbst kleine Sequenzen programmieren und seine Monster animieren konnte. Mit einer relativ selbstverständlichen Software konnte man hier ganze Game-Sequenzen ausleben.

So sah das Monster Lab auf der Play 19 aus.
Im Monster Lab konnten die Besucherinnen und Besucher ihrer Kreativität freien Lauf lassen.
Storytelling auf der Play 19.
Textadventure gefällig? Auf der Play konnten die Schüler lernen, wie sie selbst eines erstellen.

Mein Fazit zum Play – Creative Gaming Festival 2019

In meinen Augen hat die Play es in diesem Jahr wirklich geschafft, Gaming aus ganz unterschiedlichen Perspektiven zu zeigen. Neben den bereits angesprochenen Programmpunkten gab es auch für nicht-Schüler eine Vielzahl an Workshops und Ausflüge zu zwei lokalen Entwicklerstudios in Hamburg. Zusätzlich wurde das Festival begleitet von kreativen Points of Interest, wie das Eingangs erwähnte Machinima Kino, in dem Kurzfilme gezeigt wurden, die innerhalb von Game-Engines und bekannten Game-Welten wie Red Dead Redemption 2 oder World of Warcraft programmiert wurden. Insgesamt wirkte das Festival sehr stimmig und sehr innovationsgerichtet. Das Monster Lab war gerade für die Jüngeren sicher ein Highlight, das auf spielerische Weise vermittelt, was es bedeutet, Game Designer zu sein. Ich hatte in jedem Fall sehr viel Spaß auf der Play 19, habe interessante Eindrücke in die Gaming Branche gewinnen können und freue mich auf die Play 2020.

 


Images by Leonie Werner

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