Preferred Blog: Fakebuch – satirische Buchdesign-Vorschläge

Manche Bücher schaut man sich an und denkt: „Hä?! Ist das ein Fake?“. Erinnern wir uns an die sarrazinische Streitschrift „Deutschland schafft sich ab“ oder an das derzeit stark diskutierte Buch Manfred Spitzers „Digitale Demenz“.

fakebuch

Es gibt so Werke, die man (normalen Geistes) nicht unbedingt für bare Münzen nehmen kann. Als Anlass zur Parodie nimmt das Matthias Töpfer, der sich zum einen, einen Spaß daraus macht satirische und fiktive Buchdesigns sowie Rezensionen zu entwerfen, die nicht zuletzt auch ein Stück weit Gesellschaftskritik transportieren sollen und der damit zum anderen auch seine Finesse als Buch-Layouter an den Mann bringen will – und das mittels seines Blogs Fakebuch.

Schisskalfakt usw…

Anfangs fiel es mir schwer mich in den Humor Töpfers einzufinden, was aber schlussendlich daran lag, dass die ersten Buchdesigns bzw. die Themen, die ich las, nicht meinen Geschmack fanden. Später nachdem ich mir ein paar mehr Beiträge seines Blogs angeschaut habe, musste ich aber öfters lachen und entschied mich, der ganzen Seite mal ein wenig mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen, in Form dieses Preferred-Blog-Beitrags.

Einer meiner favorisierten Buchtitel aus Töpfers Fundus lautet inzwischen: „Schisskalfakt – Erfolgreiches Politmanagment trotz Demokratie“. Hier einmal ein Ausschnitt aus der Beschreibung dieses Fakebuches zur Veranschaulichung, was einem so erwartet:


    Buchdesign-Schisskalfakt-270x270„…In dem vorliegenden Sachbuch setzt sich Lehman Moody nun erstmalig in dieser Ausführlichkeit mit der Diskrepanz zwischen thematischen Umfragewerten und der real durchgesetzten Politik auseinander. Er erklärt in dieser seiner neuesten wissenschaftlichen Habilitationsschrift sehr anschaulich, warum es in einer parlamentarischen Demokratie – de facto – weder ursächliche noch moralische Zusammenhänge zwischen einer durch Umfragen ermittelten Meinungsmehrheit der Bürger zu einem bestimmten Thema und der dazu real umgesetzten Politik geben sollte.

    Moody erklärt weiterhin, worin unter anderem die größten Schwierigkeiten erfolgreicher moderner Politik liegen. Zunächst nennt er dazu die enorm unpraktische Bremswirkung des Verfassungsgerichts, gegen die immer wieder anregiert werden müsse. Aber auch wegen der vorläufig weitgehend unkontrolliert konsumierbaren Informationsquellen des Internets ist man in manchen Kreisen der Regierung in Sorge. So kommt es immer wieder vor, dass unpopuläre Entscheidungen der Politik, oder unglückliche Statements von einzelnen Politikern, durch intensives Teilen von Meinungen durch die sozialen Netze – in Härtefällen – zu kontraproduktiver Presse führen.

    Was aber andererseits der Politik sehr entgegenkommt, ist, dass ein unfassbar hoher Anteil der an das Internet angeschlossenen Haushalte ihre kostenpflichtigen Netzverbindungen gar nicht zur Beschaffung politischer Informationen nutzt, sondern zum Verbreiten von Spam-Mails, Austausch von leckeren Kochrezepten, lustigen Hunde-, Katzen- oder Partyfotos, Online-Spielen oder illegal verbreiteten Medien…“


Im Endeffekt eine Buchidee, die es in dieser spitzen Rhetorik so wahrscheinlich nicht in die Regale schaffen würde. Mattias Töpfer hat diese Idee jetzt nicht nur zu Ende gedacht, sondern direkt mit einem Buchumschlag versehen und unter dem Verlag Occupy Cent an die fiktive Vitrine gestellt. Gefällt mir.

Mit Liebe zum Detail…

Sicherlich ist nicht jeder Buchtitel ein Renner, aber seine Art, die Inhalte zu präsentieren grenzt für mich schon fast an Liebe zum Detail. Knapp zwei Monate ist es her, dass das erste Fakebuch von ihm veröffentlicht wurde und seitdem produziert er eines nach dem anderen. Kreativ ist er ja.

Kleine Anregung: eine Rubrik, die echte Bücher aufs Korn nimmt würde ich mir ebenso wünschen. Gerade die in der Einleitung genannten Beispiele würden geradezu einladen, darüber einmal schön die Satire-Peitsch wandern zu lassen.

schreibt seit 2011 für die Netzpiloten und war von 2012 bis 2013 Projektleiter des Online-Magazins. Zur Zeit ist er Redakteur beim t3n-Magazin und war zuletzt als Silicon-Valley-Korrespondent in den USA tätig.


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