Oktopus-Tierschutz mit Krake Paul 2.0 – Wer wird Europameister?

Viele Fans werden sich noch erinnern, wie bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika Krake Paul vor dem Halbfinale gegen Spanien die Niederlage der deutschen Fußball-Nationalmannschaft vorhersagte. Der orakelnde Oktopus bewegte sich entspannt durchs Becken im Oberhausener Sealife in Richtung der spanischen Nationalflagge und besiegelte das WM-Aus der Jogi Löw-Truppe. Fazit eines Deutschland-Fans: „Calamares für alle!“ Um Nachfolger-Kraken vor weiteren Tötungsabsichten zu bewahren, hat das Startup-Unternehmen Juptr ein Big Data-Prognose-System zur Fußball-EM in Frankreich unter dem Titel Krake Paul 2.0 programmiert.

„Ganz im Sinne eines aktiven Tierschutzes haben wir ein Tool entwickelt, das auf Grundlage einer Quellenanalyse Siegwahrscheinlichkeiten für die 24 Teams abgibt – ohne dass ein Tier dafür orakeln muss“, erläutert Juptr-Mitgründer Jan Steinbach. Unter www.juptr.io/#home/@EM2016 verrät die Big Data-Maschine auf Grundlage einer Media- und Internet-Sentimentanalyse, wer die EM gewinnen wird.

Börsensystem unter der Motorhaube

Unter Sentiment versteht man im Börsenhandel die Summe der Stimmungen der einzelnen Akteure eines Marktes. „Wir werten verschiedene Wettplattformen aus und errechnen über eine Simulation der Vorrunden- und Hauptrundenspiele eine Gesamtwahrscheinlichkeit für den Ausgang der diesjährigen EM. Dieses Grundgerüst wird von uns modifiziert über eine fortlaufende Sentiment-Auswertung der Medienpublikationen, die auch Grundlage des Juptr-Feeds zu anderen Themen ist. Häufige Erwähnungen einer Mannschaft, der Ausgang der Spielbegegnungen, Verletzungen oder andere Einflussgrößen verändern das relative Maß von Krake Paul 2.0″, erläutert der Juptr-Programmierer Rüdiger Möller in der Meistermacher Morningshow, die fast täglich bis zum EM-Finale über Hangout on Air und Facebook Live übertragen wird.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Der Favorit des Turniers ist mit knapp 20 Prozent Gastgeber Frankreich, dicht gefolgt von Deutschland. Etwas abgeschlagen an dritter Stelle: Spanien. Doch das kann sich nach dem Eröffnungsspiel schnell ändern.

Schwimmen reicht nicht

Big Data-Paule schwimmt also nicht simpel zu einer Nationalflagge, sondern ist ein Hochleistungsrechner, der dynamisch den Verlauf des Fußballspektakels prognostiziert. Auch Professor Michael Feindt setzt nach einem Bericht von IT-Business auf die Analyse großer Datenmengen:

Die von ihm gegründete Firma Blue Yonder entwickelt Vorhersage-Software und unterstützt Handelsunternehmen mit datenbasierten Entscheidungen bei der Planung von Lagerbeständen und der dynamischen Preisgestaltung.

Mustererkennung über neuronale Netze

Die Feindt-Anwendung setzt auf selbstlernende Neuronale Netze, erkennt in großen Datenmengen Muster und Zusammenhänge und erstellt daraus Prognosen. Für die Vorhersage der EM wurden die Algorithmen angepasst und mit den Ergebnissen aller rund 36.000 seit 1873 ausgetragenen offiziellen Länderspiele gefüttert.

Feindt sieht Frankreich als Favoriten, gefolgt von Spanien und England. Deutschland landet mit einer Gewinnwahrscheinlich von knapp zehn Prozent nur auf dem vierten Platz.

Spätestens am 10. Juli ist das Notiz-Amt schlauer und wird genau sortieren, welche Big Data-Orakel die Nachfolge von Krake Paul antreten können. Meine Prognose: Das Endspiel bestreiten Frankreich und Deutschland. Die Equipe Tricolore erobert den Pokal.


Image „diver-79948“ by tpsdave [CC0 Public Domain]


ist Diplom-Volkswirt, lebt in Bonn und ist Wirtschaftsjournalist, Kolumnist, Moderator und Blogger. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


Artikel per E-Mail verschicken
Schlagwörter: , , , , , , , , , ,

1 comment

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert