Öffentlich-Rechtliches Netz

Die öffentlich-rechtlichen Sender verlagern ihr Programm ins Netz. Die Verlage streiten sich mit diesen Sendern und ihren Konkurrenten um die Marktanteile des neuen digitalen Marktes. Online werden Gewinne mit der Vermarktung erzielt, die aber die Verluste der Einnahmen der Printprodukte nicht ausgleichen. Die Folge: Aus der Krise der Rentabilität klassischer, konventioneller Medien wird die Krise des Qualitätsjournalismus. Renommierte Verlagshäuser wie Gruner + Jahr oder die WAZ-Gruppe entlassen große Teile ihres journalistischen Personals. Diese Maßnahmen ziehen die Qualität von Print- und Onlinetiteln gleichermaßen nach unten: Denn die besten Texte der Onlineportale stammen aus der Feder der Printjournalisten.

Der Wettbewerbsvorteil der öffentlich-rechtlichen liegt auf der Hand: Sie stellen ihre hochwertig produzierten Inhalte ins Netz, dem User zu Freude. Die Verlagshäuser klagen darüber. Verständlich, denn in den Jahren 2007 und 2008 haben sie neue Produkte, neue Videoformate, im Netz probiert und dabei viel Geld versenkt. Das lag aber nicht nur an der Konkurrenz des öffentlichen Rundfunks, sondern an ihren nicht durchdachten Erlösmodellen: Jeder Clip spielte zwischen 300 und 400 Euro Miese ein; entweder im Verlagshaus oder bei den Zulieferern. Wer, auch als schnellster und geilster VJ der Welt, einen Vodcast für 80 Euro anbietet (was vorkommt), kann damit keinen Gewinn mehr erwirtschaften. Gleichzeitig gehen die Werbe-Etats zwar mehr und mehr ins Netz, aber in kleinerem Umfang. Der Werbetrailer vor dem Vodcast spielt somit auch keine immensen Summen ein. Das kann nicht gut gehen und deswegen gehen die öffentlich-rechtlichen als Sieger in der Bewegtbildschlacht aus dem Ring.

ist Chefredakteur und Herausgeber des Online-Debattenmagazins The European (www.theeuropean.de). Für die Netzpiloten schreibt Alexander Kolumnen und kritische Beiträge zur Medienlandschaft und natürlich zu aktuellen politischen Ereignissen.


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