Offener MOOC – Dein Weg zu einem kostenlosen MBA?

Einen Master of Business Administration (MBA) zu absolvieren ist sehr attraktiv, aber kostenlose Angebote sind schwer zu finden. Kann ein offener MOOC Abhilfe schaffen? // von John Rice

MOOC – digital Studenten (Bild: Jisc [CC BY-NC-ND 2.0 UK], via Flickr)

Immer wieder wird vorgeschlagen, dass man sich mit entsprechenden Sorgfalt und Hingabe einen kostelosen Master of Business Administration zusammenstellen kann. Wahrscheinlich wird es die wenigsten Eingeweihten überraschen, dass von dieser Idee bisher eher wenig übrig geblieben ist.

Je mehr führende Unterstützer des Master of Business Administration (MBA), unter anderem die Wharton School der Universität von Pennsylvania, einige ihrer Kurse zu Finanzthemen und Marketing kostenlos im Internet anbieten, desto mehr geschäftstüchtige MBA-Anwärter versuchten sich mit einer Auswahl an Kursen, eine Art selbstgestrickten MBA zu schaffen.

Wie zu erwarten war, sprossen jede Menge Blogs über diese Entwicklung aus dem Boden.

Der MBA ist bis heutzutage ein bemerkenswert widerstandfähiges, akademisches Biest. Die meisten Nennungen der Programme und Absprachen kollidieren hierbei mit den regulären Überprüfungen und Umstrukturierungen, die durch alle akademischen Institute tobt. Doch der MBA, der zuerst vor über einem Jahrhunder in Harvard angeboten wurde, zieht weiterhin die Massen an.

Warum man einen MBA machen sollte – Die Kredentialisten

Nachdem ich mehr als zwei Jahrzehnte MBA-Studenten unterrichtet habe, kann ich ungefähr einschätzen, wieso die Studenten diesen Abschluss wählen, und was sie dann erreichen.

Während die Beweggründe für den Einstieg in den MBA noch unterschiedlich sind, verschmelzen sie für gewöhnlich recht bald in zwei festen Gruppen. Die erste besteht aus den Kredentialisten – diese werden per Augenmaß mit dem derzeitigen Zeugnisstand bewertet, der oft und gern als Zugang zum ultimativen Aufstieg in einem Unternehmen gilt. Für die Kredentialisten stellt ein MBA-Kurs noch immer ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis dar. Meistens kann man mit einem renommierten MBA den Verdienst um mehr als 50 Prozent steigern. Sogar bei einer geringfügigeren Steigerung von nur 10 Prozent der Einnahmen würde sich nach ein paar Jahren die Investition in den MBA für die meisten Absolventen ausgezahlt haben.

Ein Hauptproblem für die Kredentialisten ist, dass der kostenlose, online-gesteuerte MBA zumindest gegenwärtig noch nicht für ein Zeugnis qualifiziert. Auch wenn die großen, renommierten Lehrstätten für den MBA ihre Inhalte kostenlos herausgeben – einen echten Abschluss bekommt man so nicht.

Warum man einen MBA machen sollte – die Umschwüngler

Die zweite Gruppe der MBA-Studenten sind die ‚Umschwüngler‘. Bei ihnen lohnt sich die Lehre sehr viel mehr. Typischerweise haben sie in ihrer bisherigen, meist technisch orientierten Karriere schon Großes vollbracht (oft als ranghohe Vertreter) und wollen nun die Fähigkeiten für eine leitende Position erlernen.

Noch besser ergeht es denjenigen innerhalb dieser Gruppe, die keine Lust mehr auf die Routine in ihrer Entwicklung haben und Herausfordeungen suchen, die gewissermaßen „aus dem Rahmen fallen“ (laut MBA-Jargon). Sie wollen die Richtung ihres Lebens und ihres Arbeitsumfeldes radikal ändern, quer durch diverse Aufgabenfelder bis hin zu unternehmerischen Herausforderungen.

Ein Abschluss in MBA stattet diese Menschen mit nützlichem Wissen und Fähigkeiten aus und, das ist mindestens genauso wichtig, stellt außerdem ein wichtiges Signal für den Arbeitsmarkt dar. Arbeitsgeber und Investoren können so nachvollziehen, dass der Absolventen die neuen Herausforderungen wirklich durchziehen möchte.

MBA – mehr als nur Inhalt?

Wenn der Abschluss in MBA sinnvoll gelehrt wird, können Studenten hier bereits in einer gewissen Bandbreite an Arbeits- und Lehraufgaben verpflichtet werden, die ihr Wissen im sozialen und intellektuellen Bereich erweitert. Das Kernwissen der Wissenschaften ist wichtig, doch innerhalb dieses Programms stellen die Vorgänge und sozialen Arrangements eines guten MBA unter Umständen die Basis dar.

Dies ist der springende Punkt bei diesem Problem des MBAs durch kostenlose Onlinekurse. Wenn es bei einem MBA nur um den theoretischen Inhalt ginge, könnte man sich als Student einfach das Wissen aus den entsprechenden Fachbücher aneignen (vielleicht wäre dies sogar empfehlenswerter), zudem wichtige akademische Artikel zu den Themen lesen und sich schnell in die essentiellen Elemente des Inhalts einarbeiten.

Wenn der MBA zu irgendetwas nütze sein will, muss er die Studenten jedoch mit etwas anderem konfrontieren als mit dem reinen Inhalt. Ein MBA sollte als allumfassender Abschluss den Studenten wichtige Fragen des Lebens und des Organisationsmanagements aufzeigen. Dies könnte beispielsweise durch eine Reihe von Vorgängen geschehen, bei denen Annahmen getätigt und Ziele und Ansprüche ausgeweitet werden könnten.

Neue Modelle der Ausbildung zum MBA

Natürlich lässt nichts davon vermuten, dass der MBA in seiner jetzigen Form bestehen bleibt. Die Studenten von heute haben immer weniger Zeit zur Verfügung und müssen sich darauf einstellen, ihren Arbeitsaufwand zu verbessern und noch effizienter zu organisieren. Unternehmensorganisationen denken ständig über neue Möglichkeiten nach, wie man den Inhalt ihrer Programme aufbereiten und ausliefern kann.

Wie viel davon dann online absolviert werden kann (oder sollte), ist hierbei einer der größten Fragen. Eine Nähe zwischen den Lehrenden und den Studierenden sowie zwischen den Studierenden und ihren Kollegen ist sehr wichtig, wenn man die grundlegenden sozialen und beziehungstechnischen Aspekte der Forschung und Lehre betrachtet.

In den USA gibt es mittlerweile eine Reihe von größeren Lehrstätten, die mit ihren aufwändigen Recherchen und tatkräftigem Einsatz zeigen, indem sie ihre MBA-Kurse online anbieten. Zwar steckt diese Entwicklung noch in den Kinderschuhen, aber hier zeigt sich schon eine Menge Potential, um gute Inhalte an diejenigen weiterzugeben, für die eine rein universitäre Ausbildung nicht möglich ist.

Die Herausforderung für die kleineren Lehrstätten wird sein, dass man (wie es beispielsweise gerade in Australien geschieht) trotz der fehlenden Tiefe der Materie durch die internetbasierte Vortragsweise, und ohne Zugang zu den Originalquellen, um sich dieses Wissen anzueignen, den Erfolg der Vorläufer nachzuzeichnen. Denn wenn Online-Unterricht nur als eine kostengünstigere Variante der universitären Wissensvermittlung gesehen wird, wird dies am Schluss für alle Beteiligten schlecht ausgehen.

Der Artikel erschien zuerst auf theconversation.com und steht unter CC BY-ND 4.0. Übersetzung von Anne Jerratsch.


Teaser & Image by Jisc (CC BY-NC-ND 2.0 UK)


ist Professor für Management an der University of New England Business School. Zuvor war er leitender Forscher am Nationalen Zentrum für Berufsbildungsforschung Australiens.


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