Local Web Conference: Eine Nische mit Zukunft

Dem Local Web wird eine immer größere Rolle im Marketing, Journalismus und anderen Bereichen des Lebens zugeschrieben. Die Local Web Conference machte es einen Tag lang zum Thema. // von Julian Heck

lwc14 (Bild: Ludwig Olah)

Das globale Internet wird lokal. Unternehmen werben immer gezielter, lokale Nachrichten gewinnen an Relevanz und immer mehr Internet-Anwendungen haben ortsbasierte Funktionen, sogenannte location-based Services. Die Local Web Conference in Nürnberg hat sich das Local Web am Mittwoch mit hochkarätigen Referenten aus diversen Perspektiven betrachtet. Kaum eine Konferenz schafft es, aus einem Nischenthema dermaßen viel Output zu generieren, wie es bei der #lwc14 der Fall war.


  • Die Local Web Conference in Nürnberg behandelte das Local Web aus verschiedenen Perspektiven, von Marketing bis zum Sozialen.
  • Nico Lumma glaubt, dass das Local Web der heiße Scheiß ist.
  • Raul Krauthausen fordert, das Internet nicht nur für Marktingzwecke zu nutzen.

Den Auftakt machte Nico Lumma. Schon vor der Konferenz habe ich den Hamburger Berater und Blogger zum Local Web interviewt. In Nürnberg blickte er nostalgisch zurück, sprach von WAP, Places und Akkulaufzeiten, von denen wir heute nur träumen können. Die rasante technische Entwicklung von Smartphones und Ortungsfunktionen habe dafür gesorgt, dass das Lokale im Internet stetig an Bedeutung gewinnt. Lumma selbst ist übrigens fleißiger Nutzer von location-based Services wie Foursquare, MyTaxi und Co.: „Bei jedem Tweet die Location mit angeben? Klar.„, sagt er wie selbstverständlich mit dem Wissen, den Unternehmen jede Menge Geodaten zu hinterlassen. Daten müssen inzwischen nicht mehr geraten werden, sie lägen schließlich auf dem Präsentierteller. Für ihn steht jedenfalls fest: „Location ist der heiße Scheiß, so wie Mobile damals, aber dieses Mal wirklich!„. Lumma hat große Hoffnungen, Nutzer wieder von der Couch runter zu bekommen.

Dass Google noch lange nicht ans Ende der technischen Entwicklungen angekommen ist, zeigt Malte Will aus dem Hause Google. Die Nutzer von Google Maps können eine Karte erwarten, die immer genauer auf sie individuell zugeschnitten ist, lokal eben. Die Firma tiramizoo stellt „same day delivery“ vor, scheinbar die Chance für den stationären Einzelhandel, noch besseren und schnelleren Service zu bieten. Auch im journalistischen Bereich werden Beispiele präsentiert, wie ortsbasierte Funktionen den Journalismus positiv entwickeln. Beispielhaft dafür ist audioguideMe, eine Karte, die Audios auf einer Karte verortet: „Hinter jeder Pinnnadel steckt eine Geschichte„, erläutert Macher Christoph Tank.

Dass die Realität schon um einiges weiter ist als theoretische Studien, dass beweist Dr. Benedikt Köhler. „Mülleimer in London stellen fest welche mobilen Endgeräte vorbeilaufen„. Beispiele, die manche bereichernd finden, andere sicherlich beängstigend. Erste Ergebnisse des „Location-based Services Monitor 2014“ präsentiert Prof. Dr. Klaus Goldhammer von Goldmedia. Eine zentrale Feststellung: Die Zahl der ortsbasierten Dienste ist in den letzten Monaten rasant angestiegen. Ebenfalls interessant: Rund zwei Drittel der User nutzen ortsbasierte Apps, aber zwei Drittel fühlen sich dabei nicht sicher. Die Datenschutz- und Privatsphäre-Wolke schwebt immer über uns. Gregor Fellner und Florian Gmeinwieser zeigen, was im Marketing heute alles möglich und sinnvoll ist. Fellner etwa verrät die drei Geheimwaffen für mobile Kampagnen, nämlich Daten, Reichweite und die Technologie.

Sicherlich einer von vielen Höhepunkte der Veranstaltung bildete der Vortrag von Raul Krauthausen, Sozialheld und Wheelmap.org – und Leidmedien.de – Gründer. Er zeigt, dass das Internet, das Local Web, nicht nur marketingtechnisch, sondern auch sozial gewinnbringend eingesetzt werden kann. Auf Wheelmap.org finden Nutzer eine Übersicht über Cafés, öffentliche Einrichtungen und andere Orte, die für Menschen mit Mobilitätseinschränkung geeignet sind – oder eben nicht. Für Applaus sorgte Krauthausen mit der Aussage, die zum Nachdenken anregt: „Nutzt das Internet doch endlich mal für so viele tolle Sachen – und nicht bloß für Marketing„.

Das ist es, was die Local Web Conference ausmachte: Zwar handelt es sich bei dem Local Web um ein Nischenthema. Trotzdem ist dieses Gebiet so vielfältig – vom Marketing bis zu Sozialem – und interessant, wie es vielleicht nur einige, wenige andere Konferenzen sind.


Teaser & Image by Ludwig Olah


ist freier Journalist, Dozent und Lehrbeauftragter an der Hochschule Darmstadt. Er schreibt über die Themen Medien, Technik und digitale Wirtschaft. Zu seinen Auftraggebern gehören unter anderem etailment.de, LEAD digital, Mobilbranche, das Medium Magazin, MobileGeeks.de und die Friedrich-Ebert-Stiftung. Vom Medium Magazin wurde der Südhesse 2013 unter die "Top 30 bis 30" Nachwuchsjournalisten gewählt. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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