Heizen mit HomeKit: Smarte Thermostate von Tado im Test

Wer hat nicht schon einmal vergessen, die Heizung auszuschalten, bevor er das Haus verlassen hat? Passiert das öfters, kann das ins Geld gehen. Smarte Thermostate von Tado wollen Abhilfe schaffen. Dank Sensor- und Fernsteuerung denken sie für euch mit. Und weil sie sich auch mit Apples HomeKit verstehen, könnt ihr sie mithilfe von Szenen in der Home-App oder Siri steuern. Im Praxistest erweisen sich viele Funktionen des Systems als nützlich. Es steigert den Komfort und reduziert im besten Fall die Verbrauchsrechnung. Die Anfangsinvestitionen sind aber beträchtlich. Lohnt sich die Anschaffung?

Warum eigentlich smart heizen? Das bieten smarte Thermostate von Tado

Heizen ging doch Jahrzehnte lang ganz wunderbar. Warum muss das Wärmen der Wohnung jetzt „connected“ sein? Weil es bequemer sein kann. Und dieses Argument schlägt heute einfach vieles. Wenn ihr eure herkömmlichen Heizkörperthermostate durch smarte Thermostate von Tado ersetzt, müsst ihr euch weniger Gedanken über das Thema machen. Denn Tado bietet:

  • Steuerung nach Zeitplänen für jeden Raum: Daher müsst ihr die Heizung nicht immer selbst auf- und zudrehen.
  • Ortsabhängige Steuerung: Sofern ihr der App Zugriff auf einen Standort gebt, schaltet Tado die Heizung aus, wenn alle Bewohner das Haus verlassen, und wieder an, wenn der erste zurückkehrt.
  • Fenstererkennung: Registrieren die Sensoren im Thermostat einen starken Temperaturabfall, drosseln sie die Heizleistung und fahren diese erst nach 15 Minuten wieder hoch.
  • Siri-Befehle: Ist euch trotz allem zu heiß oder zu kalt, sagt ihr einfach Siri, welche Temperatur Tado einstellen soll.
  • Anzeige in der Apple-Home-App: Weil Tado an Apples Ökosystem fürs Smart Home andockt, könnt ihr die Temperatur in der zentralen App ablesen und dort smarte Thermostate von Tado in Szenen einbinden.

Mit diesen Funktionen ist Tado nicht allein. Die smarten Thermostate von Elgato und Netatmo leisten auf dem Papier Vergleichbares. Weil der Hersteller aus München seine Heizungslösung bereits 2012 auf den Markt brachte, hat er einen Entwicklungsvorsprung und baut sich ein Ökosystem auf. So könnt ihr seit neuestem aus der Tado-App heraus die Reparatur, Wartung oder den Neubau einer Heizungsanlage buchen.

Tado installieren und in Betrieb nehmen

Für Einsteiger ist das von mir getestete Starterkit ideal. Denn es enthält neben zwei Heizkörperthermostaten auch eine etwa Feuerzeug-große HomeKit-Bridge. Anders als zum Beispiel bei den Eve-Thermostaten von Elgato benötigt ihr unbedingt diese Verbindungseinheit, um die Tado-Lösung mit euren Apple-Geräten zu verknüpfen.

Gemäß der leicht verständlichen Schritt-für-Schritt-Anleitung auf der Tado-Webseite verkabelt ihr die Bridge zunächst mit eurem WLAN-Router und scannt dann den HomeKit-Code. Um Tado mithilfe von HomeKit auch außerhalb des heimischen WLAN zu steuern, braucht ihr zudem ein Apple TV oder ein iPad, das als Steuerzentrale konfiguriert ist.

Tado Thermostate installieren
Dank der Web-Anleitung lassen sich smarte Thermostate von Tado sehr einfach installieren. Image by Berti Kolbow-Lehradt

Anschließend montiert ihr die Thermostate an euren Heizkörpern. Das geht leichter als ich dachte. Sie lassen sich auch wieder auf einfache Weise entfernen, sodass Wohnungsmieter keinen Ärger mit ihren Vermietern zu befürchten haben.

Schließlich verknüpft ihr die Thermostate per Funk mit eurem persönlichen Account auf den Tado-Servern. Dieser ist Voraussetzung für den Betrieb. Die Steuersignale tauscht das Tado-System nämlich nicht über das örtliche WLAN aus, sondern schickt sie verschlüsselt in die Cloud.

Das Design der streng zylinderförmigen Tado-Thermostate ist sehr schlicht und elegant. Nur ein Spalt zwischen Thermostat-Rumpf und Drehring unterbricht die ansonsten fast monolithisch wirkende Ästhetik. Der mattierte, weiße Kunststoff bietet eine angenehme Haptik. Die Thermostate verfügen über ein kleines Display, das nur dann sichtbar aufleuchtet, wenn ihr sie am Drehring manuell bedient.

Die integrierten Elektromotoren sind nur dezent zu hören und stören nicht. Für den Betrieb der Thermostate gehören zum Lieferumfang je zwei AA-Batterien. In meinem dreimonatigen Praxistest habe ich die Laufzeit noch nicht ausgereizt.

Statt am Thermostat selbst bediene ich Tado überwiegend per App. Die Anwendung gibt es kostenlos im App Store fürs iPhone und iPad und setzt iOS 9 voraus. Irgendwann sollen laut Roadmap auch eine angepasste Version für die Apple Watch und ein Widget für die Heute-Übersicht in iOS folgen.

Heizen nach Plan: Tado-App personalisieren

Wie bei allen smarten Heizkörperthermostaten ist auch bei der Tado-Lösung die Steuerung per Heizplan ein zentraler Aspekt. Auf diese Weise gebt ihr den Thermostaten vor, zu welcher Uhrzeit sie durch das Hochfahren und Drosseln der Heizung eine bestimmte Zimmertemperatur herbeiführen sollen.

Wählt dazu in der Hauptansicht der App einen Raum und anschließend das Kalender-Icon oben rechts aus. Dort könnt ihr für unterschiedliche Wochentage Heizphasen und Zieltemperatur definieren. Ein im Esszimmer installiertes Thermostat lasse ich beispielsweise nur zu den Mahlzeiten den Raum auf 20 Grad heizen, den Rest des Tages auf 18 Grad und nachts auf 15 Grad. Nach einer kurzen Eingewöhnung klappt das Erstellen und Bearbeiten von Heizplänen sehr intuitiv.

Tado App Heizplan iPad
Die sehr übersichtliche Tado-App ermöglicht, Heizpläne für jeden Raum zu erstellen. Image by Berti Kolbow-Lehradt

Zur Perfektion fehlen der Tado-App aus meiner Sicht aber ein paar Details. Beispielsweise würde ich mir wünschen, einen Plan von einem Wochentag zu einem anderen kopieren zu können, damit ich mir die kleinteilige Planung ein zweites Mal sparen kann.

Leider lassen sich auch nicht mehrere Pläne für einen Raum erstellen, die ich dann aufrufe, wenn sich eine andere Person mit einem anderen Tagesablauf darin aufhält. Das ist nämlich der Fall, wenn ich im Urlaub bin und meine Schwiegermutter als Katzensitterin die Wohnung hütet. Ein derartiges Feintuning könnte Tado aber per Update nachlegen.

Heizung mit HomeKit bedienen

Natürlich müssen Tado-Nutzer sich nicht sklavisch an den selbst erstellten Zeitplan halten. Die Zieltemperatur punktuell zu erhöhen, ist jederzeit möglich. Wer HomeKit nutzt, muss das Drehrad des Thermostats dafür nicht berühren. Stattdessen könnt ihr auch Siri mit einem Heizbefehl beauftragen. Folgende „Hey-Siri“-Sprachbefehle verstehen Apple und Tado:

Tado Siri Apple Watch
Dank der Einbindung in HomeKit, könnt ihr die Tado-Thermostate per Siri bedienen, zum Beispiel auf der Apple Watch. Image by Berti Kolbow-Lehradt
  • „…, wie hoch ist die Temperatur im Esszimmer?“
  • „…, stelle das Wohnzimmer auf 23 Grad.“
  • „…, schalte alle Thermostate aus.“
  • „…, schalte die Heizung aus.“
  • „…, aktiviere Szene Urlaub.“

Der letzte Sprachbefehl ist dann möglich, wenn ihr in der Apple-Home-App eine Szene erstellt hat, die die Heizung ein oder ausschaltet. In einer Szene könnt ihr bestimmen, ob die Tado-Thermostate sich ein oder ausschalten und welche Grad-Zahl sie nach dem Einschalten erreichen sollen.

Schweigsamere Apple-Nutzer müssen nicht Siri verwenden, um Tado über das Apple-System zu steuern. Sie können in der Apple-Home-App auch das Icon des jeweiligen Thermostats aufrufen und dort über langes Drücken einen Schieber aktivieren, mit dem sich die Zieltemperatur manuell anpassen lässt.

Wie lange der manuelle Eingriff in die Temperatursteuerung gültig bleibt, legt ihr in der Tado-App fest. Dort könnt ihr entscheiden, ob diese Phase nach einer definierten Minutenzahl oder mit dem Beginn des nächsten Zeitblocks im Heizplan endet oder vom Nutzer selbst manuell gestoppt werden muss.

Die Heizung weiß (ungefähr), wo du bist: Ortsabhängige Steuerung

Wer seinen Kopf dermaßen in den Wolken hat, dass er vergisst, die Heizung per Szene oder Siri auszuschalten, freut sich womöglich über die sogenannte ortsabhängige Steuerung. Dabei nutzt Tado den Standort aller mit dem Dienst verknüpften iPhones. Verlässt der letzte Bewohner das Heim, schaltet Tado automatisch in den „Away“-Modus und drosselt die Zieltemperatur. Nähert sich der erste Bewohner wieder, fährt Tado die Heizung hoch.

Das klingt in der Theorie besser als es in der Praxis funktioniert. Denn für eine reibungslosen Einsatz sind einige Bedingungen zu erfüllen. Zunächst einmal ist die Standorterfassung sehr grob. Um sicherzugehen, dass Tado meine Frau und mich eindeutig als aushäusig registriert, müssen wir uns mindestens in einem Radius von 250 Metern von unserer Wohnung entfernen. Bei einer Einkehr im Eiscafé vor dem Haus versagt diese Form der Heizungssteuerung.

Tado HomeKit Szenen
Über die Apple-Home-App könnt ihr die Tado-Thermostate in Szenen einbinden. Image by Berti Kolbow-Lehradt

Ferner müssen wirklich alle Bewohner diese Funktion in der Tado-App und die Standortfreigabe in iOS aktivieren, damit das System zuverlässig erkennt, ob noch jemand zuhause ist. Ist nur einem Bewohner die Privatsphäre so wichtig, dass er die Standortfreigabe verweigert, ist die Funktion unbenutzbar.

Gäste, die nicht im Tado-System registriert sind, zählt der Dienst natürlich auch nicht mit. Pech haben außerdem Nutzer der Apple Watch mit LTE, die ihr iPhone daheim lassen und nur mit der mobilfunkfähigen Smartwatch außer Haus gehen. Für Apples Computeruhr lässt sich mangels App noch kein „Away“-Status definieren.

Außerdem solltet ihr WLAN aktiviert lassen, weil dies die Standorterkennung präzisiert und den Einsatz des stromhungrigen GPS-Chips reduziert. Auf iPads aktiviert ihr die ortsabhängige Steuerung lieber nicht, weil Tablets anders als Smartphones häufiger auch mal zuhause bleiben und daher nicht als verlässlicher „Away“-Indikator der Bewohner taugen.

Sind all diese Voraussetzungen und Einschränkungen berücksichtigt, erweist sich die Funktion im Test als sehr nützlich. Für viele Haushalte dürfte die lange Liste der „Dos und Dont’s“ aber nicht alltagstauglich sein.

Geld sparen mit Tado?

Das Argument, Heizkosten sparen zu können, nimmt in Tados Kommunikation großen Raum an. Ein bis zu 31 Prozent niedrigerer Energieverbrauch soll beim Einsatz der smarten Thermostate möglich sein. Wie immer in solchen Fällen, solltet ihr diese zugespitzte Aussage nicht (Achtung!) für bare Münze nehmen.

Wie viel ihr aus Sicht von Tado weniger verbraucht, zeigt die herstellereigene App unter dem Menüpunkt „Energiesparbericht“ an. In den beiden Monaten, für die mir Zahlen vorliegen, konnte ich demnach einmal 5,8 Prozent und einmal 4,6 Prozent Energie sparen. Damit liege ich weit unter dem von Tado kommunizierten Maximalwert und das sehe ich noch nicht einmal kritisch.

Tado Energiesparbericht
Die Tado-App zeigt diverse Statistiken zur Heizungsnutzung an und bewertet auch, wie viel man durch den Einsatz der smarten Thermostate spart. Nachvollziehbar ist der Wert aber nicht. Image by Berti Kolbow-Lehradt

Denn in Tados Rechnung fließen viele Faktoren ein, die schließlich bei jedem Nutzer anders ausfallen können. Neben der Drosselung bei geöffnetem Fenster, im Zuge des Heizplans und der ortsabhängigen Steuerung zählt dazu auch diejenige, die Tado aufgrund einer sonnigen Wettervorhersage vorgenommen hat. Mit welcher Formel Tado anschließend den Minderverbrauch errechnet, bleibt allerdings selbst nach dem Lesen dieses Support-Beitrags unklar.

Abgesehen davon sind außerdem die Anfangsinvestitionen für den Kauf der Tado-Bridge und der Thermostate zu berücksichtigen. Wer sein komplettes Heim damit ausstattet, musst zunächst erst einmal einige Hundert Euro berappen, bevor er selbige eventuell sparen kann. Im Zweifelsfall solltet ihr smarte Thermostate von Tado nicht unter dem Gesichtspunkt des Sparens und eher als Komfortgewinn betrachten.

Test-Fazit: Smarte Thermostate von Tado heizen HomeKit-Heime bequemer

Was das Ausschalten der Heizung betrifft, bin ich eher der nachlässige Typ. Gleichzeitig plagt mich das schlechte Gewissen, unnötig Energie zu verpulvern. Diese Dissonanz lösen smarte Thermostate von Tado bei mir erfolgreich auf. Die Geräte lassen sich selbst von mir Heimwerker-Tölpel sehr leicht installieren und per App in Betrieb nehmen. Das Erstellen von Heizplänen erfordert nur minimalen Gehirnschmalz und ist dank der gut durchdachten Tado-App ein Leichtes.

Apple-Nutzer profitieren von der Integration in HomeKit, weil sie die Heizung dann auch sehr komfortabel mit Szenen und Siri steuern können. Wünschenswert ist, dass Tado die Temperaturmessung auch über andere HomeKit-fähige Sensoren wie beispielsweise die von Elgato oder Netatmo ermöglicht. Dann wäre auch eine Messung in der Raummitte und nicht nur unter dem Fenster möglich.

Nur eingeschränkt zu empfehlen ist die ortsbasierte Steuerung. Sie ist einfach zu voraussetzungsreich und wird durch viele Faktoren ausgehebelt. Dass ferner die smarte Steuerung zwingend über die Cloud läuft, dürfte Nutzern, die um Datensparsamkeit bemüht sind, stören.

Mit 200 Euro für das Starterkit und 80 Euro für jede Erweiterung liegen die Heizkörper-Thermostate von Tado auf dem gleichen Niveau wie die von Netatmo und sind etwas teurer als die von Elgato. Das ist viel Geld und es kann mehrere Jahre dauern, bis eine niedrigere Verbrauchsrechnung die Anschaffung amortisiert. Wer sich smarte Thermostate von Tado anschafft, erkauft sich aber in jedem Fall einen Komfortzuwachs.

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Dieser Artikel erschien zuerst auf Netzpiloten Apple.


Images by Berti Kolbow-Lehradt


ist Freier Technikjournalist. Für die Netzpiloten befasst er sich mit vielen Aspekten rund ums Digitale. Dazu gehören das Smart Home, die Fotografie, Smartphones, die Apple-Welt sowie weitere Bereiche der Consumer Electronics und IT. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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