Google räumt auf und konzentriert sich auf das Wesentliche

Google räumt auf. Und zwar nicht nur lästige Misserfolge. Bei einer Säuberungsaktion, die der Google Blog gestern Abend ankündigte wurde klargestellt, dass fünf weitere Dienste eingeäschert werden. Mit dabei iGoogle, Google Video, Google Mini, Google Talk Chatback und die Symbian Search App. Das Unternehmen schließt damit an eine Strategie an, die es bereits seit eineinhalb Jahren rigoros verfolgt. Es wurden binnen dieser Zeit bereits 30 andere Dienste ebenfalls von Google geschlossen.

Man kann sagen, derzeit ist es ein kommen und gehen im Google-Kosmos. Während wir auf der Google I/O noch neue großartige Innovationen wie das Tablet Nexus 7 (das Amazon in die Schranken weisen soll) sowie das Nexus Q (das als Angriff auf Apple verstanden werden darf) vorgestellt bekommen haben, erfahren wir heute wieder von einigen Steckenpferden, die leider ihren Peak hinter sich ließen und eingestellt werden.

Der Grund dafür ist ganz einfach und absolut nachvollziehbar. Denn, bei der breiten Maße an Herausforderungen, denen das Unternehmen aus Mountain View sich derzeit gegenüber stehen sieht, ist es notwendig, dass sich die Musterschüler im Googleplex auf die wichtigen Sachen konzentrieren. Für die meisten Neuerungen bedarf es nämlich die Besten der Besten.

Nehmen wir das Project Glass, die Hightech-Brille, die die Augmented Reality auf die nächste Ebene katapultieren soll. Neu sind diese Geräte, die die Realität mit virtuellen Informationen anreichern sollen nicht. Wie es in dem gestern erschienen FAZ-Beitrag „Google-Brille Glass: Noch mehr macht im Digitalen“ hieß, wurde an den ersten Ansätzen dieser Technologie bereits vor 50 Jahren gefeilt. So schrieb Dr. Michael Spehr in seinem Artikel: „Erste Brillen wurden zusammen mit Datenhandschuhen bereits in den 1960er Jahren entwickelt. Die Probleme sind Gewicht, Akkulaufzeit, Größe des Sichtfelds und Latenzzeit.“. Die genannten Probleme in Verbindung mit den innovativen Mehrwerten und Funktionen, gilt es nun in den Griff zu bekommen, wenn es diese Mega-Innovation bis Ende des Jahres bzw. Anfang des nächsten Jahres an die Ladentheke für die breite Maße schaffen soll. Ein ehrgeiziges Ziel.

Ein anderes Sorgenkind, welches ebenfalls mehr und mehr Augenmerk erhalten müsste, damit es sein volles Talent ausschöpfen kann, ist das soziale Netzwerk Google+. Dass als Facebook-Killer an den Start gegangene Projekt, das zu dem die Haupteinnahme des Unternehmens, Adsense, anreichern soll, befindet sich nämlich auf einem eher taumelnden Ast. Zwar stiegen die Nutzerzahlen seit dem Release vor einem Jahr stetig an, jedoch befinden sich die Interaktionen in dem Netzwerk eher auf einem Niedrigwert. Von ein paar Kuratoren mal abgesehen, die fleißig Links posten und somit Interessen offenlegen und Diskussionen anheizen, befindet sich der Großteil eher in einem Wachkoma. Und das liegt nicht daran, dass Facebook mehr User vereint, sondern weil meiner Meinung nach sowohl die Navigation wie auch das Design und die Verbindung externer Dienste in Form von Apps sich auf einem kläglichen Niveau befinden.

Es gibt eine Menge weiterer Baustellen, die als Herausforderungen angepackt werden müssen. Und man darf seine Kapazitäten nicht mit Dingen verschwenden, deren Zeit womöglich abgelaufen ist. In diesem Sinne werden wir sicherlich noch mehr Dienste fallen sehen in den kommenden Monaten. Dafür aber auch tolle Entwicklungen begrüßen dürfen. Wir bleiben gespannt!

schreibt seit 2011 für die Netzpiloten und war von 2012 bis 2013 Projektleiter des Online-Magazins. Zur Zeit ist er Redakteur beim t3n-Magazin und war zuletzt als Silicon-Valley-Korrespondent in den USA tätig.


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